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Niederlage mit Aussicht
Die Rhein-Neckar Löwen zeigen beim 25:28 gegen den SC Magdeburg viele gute Ansätze, die Hoffnung machen. Abstellen müssen sie dringend die Fehler aus der ersten Halbzeit
Beim 6:12 liegen sie schwer getroffen zurück (22.), beim 18:19 (43.) und 25:26 (58.) sind sie drauf und dran, eine verkorkst begonnene Partie zu retten. Am Ende können die Rhein-Neckar Löwen eine missratene erste Halbzeit nicht ganz wettmachen, verlieren das Heimspiel gegen den SC Magdeburg am zweiten Spieltag der LIQUI MOLY HBL 21/22 mit 25:28 (11:15). Eine Niederlage, die schmerzt. Eine Niederlage, die dennoch Hoffnung macht. Nicht nur, aber auch wegen der 4004 Menschen auf den Rängen in der Mannheimer Löwen-Höhle. Danke an jede(n) einzelne(n)!
„Wir wollen die SAP Arena zu einer Festung machen, hier möglichst kein Spiel verlieren. Das haben wir gleich im ersten Spiel nicht geschafft“, sagt Mikael Appelgren. Im Live-Interview auf dem Instagram-Kanal der Löwen steht der verletzte Weltklasse-Torwart direkt nach dem Hammer-Fight zu einer ersten Einschätzung bereit. Die Enttäuschung über den Ausgang des Top-Spiels am Sonntag ist Apfel deutlich anzumerken. Und trotzdem: Auch der improvisierte Torwarttrainer hat Vieles gesehen bei seinen Kameraden, das einen zuversichtlich stimmen kann für die gerade anlaufende Spielzeit.
Obwohl die Löwen nach dem 1:0 durch einen überragenden Uwe Gensheimer schnell mit 1:3 in Rückstand geraten, schon da den Gegner mit leichten Fehlern aufbauen, beim 4:9 (15.) und 6:12 (22.) bedenklich wanken: Sie lassen die Köpfe nicht hängen. Sie schlagen sich quasi selbst die Beine weg. Und stehen wieder auf. Selbst als es nach der Pause so bescheiden weiter geht wie in Hälfte eins, Philipp Weber das 11:16 für gnadenlose Magdeburger erzielt. Die Löwen fighten. Und sie werden – vorerst – belohnt.
Niederlage mit Aussicht: Der Kapitän geht voran
Vorangeht: der Kapitän. Uwe Gensheimer macht das 12:16. Am Ende wird der Linksaußen mit elf Toren auf die mit Abstand meisten Treffer eines Einzelspielers an diesem Nachmittag kommen. Das 13:16 bringt der Ex-Magdeburger Albin Lagergren auf die Anzeige (35.). Drei Tore bei drei Versuchen, dazu drei Assists: Der schwedische Nationalspieler, tags zuvor 29 geworden, steht seinem Nachfolger beim SCM, HBL-Senkrechtstarter und Torschützenkönig der vergangenen Saison, Omar Ingi Magnusson, in den 60 Minuten von Mannheim in nichts nach. Beim 17:18 durch Gensheimer sind die Löwen, die Magdeburg zu immer mehr Fehlern zwingen, wieder im Spiel (41.).
Man wolle in dieser Saison einen echten Neustart machen, hatte Löwen-Spielmacher Andy Schmid vor der Partie bei SKY gesagt und mit Blick auf die sportliche Entwicklung die „Stunde null“ der Rhein-Neckar Löwen ausgerufen. Beste Ansätze dazu gab es in den zweiten 30 Minuten am Sonntag zu sehen. Die Abwehr mit Ymir Örn Gislason und Ilija Abutovic im Zentrum steht. Andreas Palicka, der am Ende auf acht meist spektakuläre Paraden kommt, hilft kräftig mit.
Auf der Gegenseite ist Jannick Green vor allem in Durchgang eins der entscheidende Faktor. In Hälfte zwei hat er einen hellen Moment, als er beim Stand von 18:20 die Pranken ausfährt und damit Tim Hornkes 18:21 ermöglicht (44.). Letztlich sind das die Szenen der Schlussphase: Immer, wenn die Löwen dabei sind, dem Spiel die finale Wendung zu geben, vergeben sie oder scheitern an einem ziemlich abgebrüht agierenden SCM.
Niederlage mit Aussicht: Teamgeist und Moral intakt
So auch in der Schlussphase. Nach Gensheimers elftem Streich zum 25:26 ist Magdeburg unter Druck, steht die Löwen-Abwehr. Eine Einzelaktion von Magnusson bringt das entscheidende 25:27, ist wie ein Stich ins große Löwenherz (59.). Am Ende steht ein ernüchterndes 25:28. Und dennoch: Nicht zuletzt Mikael Appelgren sieht viele positive Ansatzpunkte. „Leider haben heute ein bisschen Konzentration und Cleverness gefehlt. Dennoch war es an sich ein gutes Spiel von uns. Auch wenn wir jetzt natürlich enttäuscht sind.“
Gut gefallen haben dem Schweden der Teamgeist und die Moral der Mannschaft. Kapitän Uwe Gensheimer sah das im Sky-Interview nicht anders. Magdeburg, das über weite Strecken eine ziemlich hervorragende 6-0-Deckung stellte und die Löwen-Fehler im Stile einer Spitzenmannschaft bestrafte, feierte den Auswärtssieg ausgelassen. Trainer Bennet Wiegert lobte das eigene Team, fand für die Löwen-Leistung anerkennende Worte. Nicht nur für den SCM, auch für die Löwen kann der erste Bundesliga-Kracher dieser Saison ein Fingerzeig sein in die richtige Richtung.
Rhein-Neckar Löwen – SC Magdeburg 25:28 (11:15)
Löwen: Palicka (8/1 Paraden), Späth (n.e.) – Schmid, Gensheimer (11/5), Kirkeløkke, Diocou (n.e.), Patrail, Knorr, Ahouansou (4), Abutovic, Lagergren (3), Groetzki (3), Horžen, Gislason, Nilsson (2), Kohlbacher (2)
Magdeburg: Green (7 Paraden), Jensen (4/1 Paraden und 2 Tore) – Chrapkowski (1), Kristjansson, Pettersson (1), Magnusson (4/3), Hornke (5), Weber (2), Gullerud (3), Mertens (4), O’Sullivan (2), Bezjak (2), Smits (1), Damgaard, Preuss, Saugstrup (1)
Trainer: Klaus Gärtner – Bennet Wiegert
Schiedsrichter: Fabian Baumgart & Sascha Wild
Zuschauer: 4004
Strafminuten: Abutovic (4), Ahouansou (2), Lagergren (2), Horžen (2), Knorr (2) – Magnusson (2), O’Sullivan (2), Damgaard (2)
Siebenmeter: 5/6 – 3/4
Siebenmeterparaden: Palicka gegen Magnusson (18.) – Jensen gegen Gensheimer (57.)
Spielfilm: 1:0, 1:3, 2:5, 4:9, 6:12, 10:14, 11:15 (HZ), 11:16, 13:16, 14:18, 17:18, 18:19, 18:21, 21:22, 21:24, 23:26, 25:26, 25:28 (EN)