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Rhein-Neckar Löwen: Nach dem Spiel gegen FC Barcelona gegen Aufsteiger Stuttgart (RNZ)

Am Mittwoch Heimspiel gegen Aufsteiger Stuttgart: Um 19 Uhr im „Ufo“ – Prunkstück des Vize-Meisters war beim Sieg gegen Barcelona ganz eindeutig die Abwehr

Als alles vorbei war, saß Xavier Pascual Fuertes da wie ein Häufchen Elend. Oben auf dem Presse-Podium im Bauch der SAP Arena hatte es sich der Trainer des ruhmreichen FC Barcelona bequem gemacht. Der Blick leer, die Hände vor der Brust gefaltet, die Mundwinkel hängend. Richtig, so sieht man ihn selten. Normalerweise grinst er bei den Pressekonferenzen, spricht über Siege, über Gala-Auftritte seiner Star-Sieben.

Diesmal ging es um eine Niederlage. Dieses 21:22 in Mannheim, den Champions League-Fehlstart gegen die Rhein-Neckar Löwen. Wenig später schnappte er sich das Mikrofon und sagte einen bemerkenswerten Satz: „Ich bin stolz auf meine Mannschaft, denn sie hat dem derzeit wohl stärksten Team in Europa einen tollen Kampf geliefert.“

Bums, das saß. Draußen, im weiten Rund der Arena, wohin die Pressekonferenz übertragen wurde, schauten sich die Löwen-Fans fragend an. Das Raunen war nicht zu überhören. Gleichzeitig zuckte drinnen einer kurz zusammen. Nämlich Nikolaj Jacobsen, der Löwen-Trainer, der nur ein, zwei Meter neben Fuertes auf dem Podium saß.

Wenig später, im kleineren Kreis, hatte sich der Däne dann wieder gefangen. Also wie war das nochmal mit dem besten Team Europas, Herr Jacobsen? „Tja, was soll ich nun dazu sagen“, schmunzelte der impulsive Taktikfuchs: „Klar, wir spielen gut, aber man hat heute phasenweise auch wieder gesehen, dass uns vor allem noch etwas die Erfahrung fehlt.“

Wie auch immer, das Prunkstück des Vize-Meisters ist schnell gefunden: die Abwehr. Die steht wie eine Eins, stellt jeden Gegner vor unlösbare Probleme. Gerade die 3:3-Formation ist eine Wucht. Mit zwei Hauptdarstellern: Gedeon Guardiola und Stefan Kneer. Und für die Defensiv-Haudegen gab es gestern dann auch ein Sonderlob vom Chef. „Also Kneer hat die heute richtig kaputt gemacht, der ist ja gerannt wie ein 21-Jähriger.“ Lachte Jacobsen und schob noch einen Spruch nach: „Genau wie Guardiola, der hat alle drei spanischen Kreisläufer zerstört.“

Doch bei all den Lobeshymnen: Ein Perfektionist wie Jacobsen findet immer ein Haar in der Suppe. Zu Recht wohlgemerkt: Denn Mitte der zweiten Halbzeit leistete sich das Rudel eine kurze Tiefschlafphase. In Überzahl kassierten die Gelben zwei Gegentore, aus einem 17:16 wurde ein 17:18. „So was kann dich den Sieg kosten“, bemängelte Jacobsen.

Hat es aber nicht, das Treffen der Handball-Giganten endete mit einem badischen Happy End. Alle schwebten auf Wolke Sieben: Fans, Spieler, Verantwortliche. Nun gilt es aber so schnell wie möglich wieder runterzukommen, denn schon am Mittwoch geht es in der Bundesliga weiter: Um 19 Uhr gastiert der TBV Stuttgart im „Ufo“. Auf den Festtagsschmaus folgt also Hausmannskost. Was bleibt, ist die Frage, ob die Königsklassen-Sieger-Besieger solch eine Mannschaft nach solch einem Triumph überhaupt für voll nehmen können? Jacobsen: „Das hoffe ich schwer. Aber glaube mir, ich werde schon dafür sorgen.“ Sprach’s und verabschiedete sich Kaugummi kauend in die Nacht.

Von Daniel Hund