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Schmids Torgala (MM)

Die Rhein-Neckar Löwen und die Berliner Füchse liefern sich in der Handball-Bundesliga ein packendes Duell. Es geht hin und her, lange Zeit kann sich keine Mannschaft in diesem spannenden Spitzenspiel absetzen. In der Schlussphase vernagelt Löwen-Torwart Niklas Landin seinen Kasten, die Show stiehlt ihm allerdings trotzdem Andy Schmid. Der Schweizer erzielt beim 31:27 (16:17)-Sieg unglaubliche 13 Treffer.

Nach seinem 13. Treffer drei Sekunden vor Spielende läuft Andy Schmid gar nicht mehr zurück, sondern direkt Richtung Fanblock. Er reißt die Arme nach oben, lässt sich feiern – und blickt in enthusiastische Gesichter auf der Tribüne. Die 11 642 Zuschauer sind außer Rand und Band, sie stehen, sie toben. Und sie sind erleichtert. Das Duell zwischen den Rhein-Neckar Löwen und den Berliner Füchsen – es ist ein echter Krimi. Viel Spannung. Viel Dramatik. Am Ende jubeln die Gelbhemden über einen hart erkämpften 31:27 (16:17)-Sieg, den in erster Linie Schmid ermöglicht. Und Torwart Niklas Landin. Der bekommt in der ersten Halbzeit zwar gar keinen Ball zu fassen und muss nach neun Minuten enttäuscht vom Feld, nach dem Seitenwechsel kehrt der Däne aber zurück – und in den letzten elf Minuten lässt er nur noch einen einzigen Ball passieren. „In der Halbzeitpause habe ich mir gesagt, dass das Spiel jetzt von vorne beginnt. Ich habe alles auf null gestellt“, berichtet ein überglücklicher Landin nach dem Schlusspfiff mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Direkt neben ihm steht Schmid. Auch er lacht. Natürlich. „Manchmal gibt es so Tage, an denen alles klappt.“

Zunächst läuft bei den Löwen allerdings nicht viel zusammen, sie kommen nur schleppend in die Partie. Bjarte Myrhol muss mit einem Infekt kurzfristig passen, seinen Part am Kreis nimmt Gedeon Guardiola ein. „Es ist nicht einfach für uns, wenn Bjarte ausfällt. Umso glücklicher bin ich, dass sich die Mannschaft durch dieses Spiel gekämpft hat“, sagt Manager Thorsten Storm.In der Offensive funktioniert in der Anfangsphase nur einer: Schmid. Drei Rückraum-Treffer erzielt der Schweizer in den ersten acht Minuten, trotzdem liegen die Gelbhemden 4:7 zurück. In der Abwehr klaffen immer wieder riesige Lücken, die allen voran Konstantin Igropulo mit seinen Distanzwürfen nutzt. Fünf Mal trifft der Russe in der ersten Viertelstunde, Berlin führt 10:7. Zu diesem Zeitpunkt haben die Badener bereits den Torwart getauscht, Landin lässt die ersten acht Würfe allesamt passieren und wird durch Goran Stojanovic ersetzt. „Wir haben in der Abwehr nicht gut gespielt und es unseren Torhütern schwer gemacht“, sieht Patrick Groetzki die Ursache für die Defensivprobleme in dieser Phase aber bei der ganzen Mannschaft.Nach 15 Minuten zeigt Stojanovic seine erste von zwei Paraden, der starke Groetzki erzielt den 9:10-Anschlusstreffer. Nun sind die Löwen im Spiel – mehrfach bekommen sie die Chance zur Führung, doch sie lassen die sich bietenden Möglichkeiten aus. Nach einer Balleroberung passt Gedeon Guardiola den Ball zurück in die Berliner Hände, beim Gegenstoß scheitert Stefan Sigurmannsson an Silvio Heinevetter. Und 30 Sekunden vor dem Abpfiff der ersten Halbzeit verschenkt Nikola Manojlovic völlig unbedrängt den Ball, Fabian Wiede bedankt sich und belohnt die Füchse mit der 17:16-Pausenführung.Zu Beginn der zweiten Halbzeit kehrt Landin zurück, er ist sofort zur Stelle – bis zum Schlusspfiff sind es zwölf Paraden. Und der angeschlagene Uwe Gensheimer (Achillessehnenprobleme) rückt für Sigurmannsson ins Team. „Mehr war für Uwe nicht möglich, wir wollten kein Risiko gehen“, erklärt Trainer Gudmundur Gudmundsson.Die Partie geht hin und her, die Führung wechselt ständig. Keine Mannschaft kann sich richtig absetzen, neben Schmid wird bei den Löwen mit zunehmender Spieldauer Landin zu einem wichtigen Faktor. Der Däne hält und hält und hält. Ein von Gensheimer gekrönter 3:0-Lauf vom 26:26 (49.) zum 29:26 (55.) bringt die Vorentscheidung. „Uwe wollte gar nicht spielen und macht dann so ein wichtiges Ding“, freut sich Manager Storm, der genauso kräftig durchatmet wie Groetzki: „Das war harte Arbeit. Berlin hat mit seiner Formation fast durchgespielt. Das hat vielleicht am Ende den Ausschlag zu unseren Gunsten gegeben.“

 

Von Marc Stevermüer