Veröffentlichung:
Spätes Glück dank Schmid (BNN)
Löwen-Spielmacher erzielt Siegtreffer in Hamburg Sekunden vor Schluss
Wie ein Irrwisch rannte Andy Schmid über das Spielfeld in der Hamburger Arena, nachdem der Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen drei Sekunden vor Schluss gegen den HSV zum 29:28 (15:15)-Endstand getroffen hatte. Nikolaj Jacobsen war danach geschafft. „Ich bin einfach platt, diese Schlussphase hat nicht nur meine Spieler, sondern auch mich unglaublich viel Energie gekostet“, sagte der Trainer der Rhein-Neckar Löwen nach dem Handball-Krimi. „Wir haben heute Glück gehabt“, fügte der Coach des Bundesliga-Tabellenführers hinzu. Die Badener blieben in der Liga ohne Verlustpunkt, sie haben nun 24:0 Zähler.
Bis zum finalen Wurf von Andy Schmid war es eine Schlussphase, die den Löwen einen Knacks hätte geben können. 27:24 hatten die Badener knapp vier Minuten vor dem Ende vorne gelegen, den Vorsprung aber wieder verspielt und 16 Sekunden vor Schluss den Ausgleich zum 28:28 kassiert. Das Remis hätte sich wie eine Niederlage angefühlt, doch nach einer Auszeit von Jacobsen drehten sich die Emotionen noch einmal. Der große Abschluss-Jubel gehörte den Badenern. „Ein-Tore-Siege sind immer besonders schön“, sagte Schmid. Dieses Hochgefühl hatte auch Uwe Gensheimer, gleichzeitig war der Kapitän der Badener aber bemüht, nicht zu viel in den Last-Second-Sieg hinein zu interpretieren: „Dieser Erfolg gibt auch nur zwei Punkte.“ Gänzlich gelöst wirkte Gensheimer aber nicht, eher nachdenklich: „Wir haben heute nicht unser Leistungspotenzial abgerufen, das darf uns nicht passieren.“ Die Badener machten einen starken Eindruck, weil sie sich von den überschwänglichen Gefühlen nicht ablenken ließen und die Fehler nüchtern ansprachen.
Die Hamburger hatten die Löwen vor 8 124 Zuschauern nahe an deren erster Liga-Niederlage, weil sie sehr gut auf das Spiel der Löwen vorbereitet waren. Zu Beginn verteidigten die Gäste in einer 3:3-Formation, der der HSV mit viel Bewegung und hohem Tempo begegnete. Die Folge war, dass die Löwen ungewohnt viele Gegentore kassierten, weil vor allem Mittelmann Allan Damgaard stark aufspielte. „Wir haben es dem HSV zu einfach gemacht, die Abwehr war in der ersten Halbzeit schlecht“, sagte Jacobsen. Beide Teams arbeiteten sich aneinander ab, keine Mannschaft konnte sich absetzen, so dass es nach 30 Minuten folgerichtig 15:15 stand.
Die Hanseaten blieben auch nach der Pause giftig. Allerdings hatten die Löwen nun mehr Kontrolle, weil die Abwehr besser funktionierte. Langsam und nur unter großer Anstrengung arbeiteten sich Schmid, Gensheimer und Kollegen einen Zwei-Tore-Vorsprung heraus, den sie ab dem 22:20 (47.) hielten. Und als Schmid dann sogar auf 27:24 erhöhte, schien der Arbeitssieg gesichert. Ein paar Fehler in der hektischen Schlussphase waren dann aber dafür verantwortlich, dass es ein Zittersieg wurde.
Von Michael Wilkening
