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Vom Himmel in die Hölle (MM)

Erst der Pokal-Coup in Kiel, dann eine Klatsche im Bundesliga-Topspiel beim HSV Hamburg. Die Rhein-Neckar Löwen verlieren bei den Hanseaten nach einer schwachen Leistung mit 25:38.

Es ist eine einzige Szene, ein einziger Wurf, der den desaströsen Auftritt der Rhein-Neckar Löwen beim HSV Hamburg auf den Punkt bringt. Das Spiel befindet sich in der Anfangsphase, als Uwe Gensheimers Siebenmeter meilenweit über das Tor fliegt. Schon jetzt ist irgendwie klar, dass es kein guter Nachmittag für den EHF-Pokalsieger werden wird. Dass der Tag allerdings mit einer derben und in der Höhe vollkommen verdienten 25:38 (13:19)-Packung endet, lässt nach dem Schlusspfiff nicht nur Manager Thorsten Storm ratlos zurück.

„Das war eine richtige Klatsche für uns“, sagt der Geschäftsführer, den die Leistung seiner Mannschaft überrascht. Denn wenige Tage zuvor war den Löwen noch der Pokal-Coup beim THW Kiel gelungen. „Das gleiche Team, ein anderes Gesicht. Wir sind überhaupt nicht ins Spiel gekommen.“ Das anstrengende Duell am Mittwoch will Storm indes nicht als Ausrede für den indiskutablen Auftritt der Badener gelten lassen: „Das war keine Frage der Kraft hier in Hamburg. Die Jungs konnten sich zwei Tage ausruhen. Wir haben einfach deutlich unter unseren Möglichkeiten gespielt.“ Besonders erschreckend: So richtig wehren sich die Löwen in der zweiten Halbzeit nicht gegen das Debakel. „Es war unnötig, hier so hoch zu verlieren“, unterstreicht Trainer Gudmundur Gudmundsson kurz nach der Partie sein Missfallen.

Schon nach einer Viertelstunde liegen die Badener mit 7:13 zurück. Der HSV legt ein irres Tempo vor – und ein Mann in Reihen der Hanseaten ist überhaupt nicht zu stoppen: Domagoj Duvnjak. Der Weltklasse-Regisseur reißt das Spiel sofort an sich. „Hamburg hat das gemacht, was wir erwartet hatten. Der HSV hat schnell gespielt und aggressiv verteidigt. Das wussten wir. Trotzdem klappte nichts“, sagt ein trotz der Niederlage gefasster Storm in den Katakomben des hanseatischen Handball-Tempels. „Wir sind von Beginn an überrannt worden“, fasst Andy Schmid, der wenige Minuten nach Spielende schon geduscht aus der Kabine kommt, den Start in die Begegnung zusammen.

Trotzdem haben die Löwen nach 22 Minuten die Chance, in die Partie zurückzukehren. Sie kämpfen sich auf 11:13 (22.) heran, „aber dann schenke ich den Ball her“, ärgert sich Patrick Groetzki. Kim Ekdahl du Rietz will diese Szene allerdings nicht überbewerten. „Wer mit 13 Toren Unterschied verliert, sollte die Niederlage nicht an einem Ballverlust festmachen“, sagt der Schwede und übt umgehend Selbstkritik: „Beim Stand von 17:13 verliere ich den Ball und kassiere dann eine Zeitstrafe. Das ist uns teuer zu stehen gekommen.“ Hamburg nutzt die Überzahl, geht zur Pause mit 19:13 in Führung und macht dabei den Löwen vor, wie man mit einem Mann mehr auf dem Feld agiert. Sechs HSV-Profis werden allein in der ersten Halbzeit auf die Strafbank geschickt, doch daraus machen die Badener viel zu wenig. Auch unmittelbar nach dem Seitenwechsel, als die Hanseaten eine erneute Unterzahl unbeschadet überstehen und auf 22:14 (34.) erhöhen.

„Der Start in der zweite Halbzeit war katastrophal“, gibt Groetzki unumwunden zu – die Begegnung ist praktisch kurz nach der Pause entschieden. Eine Ansicht, die Regisseur Schmid teilt: „Wenn man so ein Spiel drehen will, braucht man direkt nach der Pause einen Lauf. Doch den hatten wir nicht, sondern wieder der HSV.“

Löwen: Landin, Stojanovic (34.-47.) – Gensheimer (3/2), Myrhol (8), Groetzki (4) – Ekdahl du Rietz (2), Schmid (1), Petersson (1) – Manojlovic (1), G. Guardiola (3), Gorbok (1), I. Guardiola, Roggisch, Sigurmannsson (1).

Von Marc Stevermüer