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„Werden versuchen, da alles rauszuhauen“

Andreas Palicka und die Rhein-Neckar Löwen treten am Mittwoch um 18 Uhr zum Top-Spiel an bei Titelverteidiger THW Kiel

Uwe Gensheimer ist ein Typ für Spitzenspiele.

Es ist der Kracher zum Weihnachtsfest. Am Abend vor Heiligabend treffen in der Wunderino Arena der THW Kiel und die Rhein-Neckar Löwen aufeinander. Anwurf: 18 Uhr. Dass bereits am 15. Spieltag der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga Vorentscheidendes im Titelrennen passieren kann, macht das Ganze noch einmal aufregender.

Die Löwen gehen mit 21:5 Punkten in den Nord-Süd-Gipfel, die Zebras mit 20:2 Punkten. Bei einer Niederlage wüchse das Minuszähler-Konto der Löwen auf 7 an, was im direkten Vergleich mit dem THW schon so etwas wie eine kleine Vorentscheidung bedeuten würde. Dabei ist klar, dass die Löwen nach zwei mehr oder weniger verkorksten Spielzeiten höchstens mit einem halben Auge auf die Meisterschale schielen, die Kieler als Titelverteidiger naturgemäß den Favoritenstatus innehaben. Und dennoch: In Kiel etwas zu reißen, das wäre noch mal was! Und käme in Anbetracht des jüngsten Trends wie eine wohlige Weihnachtsüberraschung daher.

Die zweite Halbzeit gegen Flensburg mit sechs Toren verloren. In Hannover insgesamt mit sechs verloren. Und jetzt gegen den BHC den Sieg mit einem Törchen über die Ziellinie gezittert: Die Formkurve der Löwen hat jüngst gewaltig an Stabilität verloren, wohingegen der THW durch die Liga walzt wie eh und je. Seit dem Total-Aussetzer von Wetzlar und der offensichtlich sehr lehrreichen 22:31-Packung acht Siege in Serie geholt, dabei unter anderem die SG Flensburg-Handewitt mit acht Treffern Differenz weggehauen. Wie fährt man als Löwe unter diesen Voraussetzungen an die Ostsee?

„Wollen die da oben so gut wie möglich ärgern“

In Duellen zwischen Kiel und Löwen geht es stets zur Sache.

„Alles kann, nichts muss“, sagt Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer zur langen Auswärtsreise, die für die Löwen am Dienstagmittag nach dem Abschlusstraining in Kronau beginnt und sie nach einem Zwischenstopp in Hamburg mit Übernachtung am Mittwochnachmittag weiterführt nach Kiel. „Wir wollen die da oben so gut wie möglich ärgern“, so Gensheimers Ansage, der, um das zu schaffen, eine konstante Leistung über 60 Minuten fordert. Dass es diese jetzt schon länger nicht mehr gegeben hat, soll die Löwen nicht verunsichern. Lieber betont Trainer Martin Schwalb, dass man es trotz stärkerer Schwankungen gegen den Bergischen HC geschafft habe, den leichten Negativtrend mit Remis gegen Flensburg und Niederlage in Hannover zu stoppen: „In der zweiten Halbzeit gegen den BHC haben wir uns gegen eine Mannschaft, die klar im Aufwind war, gut gewehrt und haben das Spiel gewonnen. Am Ende haben es die Jungs richtig gut gemacht und ich bin sehr, sehr glücklich, dass wir dieses Spiel gewonnen haben.“

In Kiel, das betont Schwalbe explizit, sei man nicht der Favorit. „Da können wir frei von der Leber weg spielen – und dann schauen wir mal, was passiert“, so der Löwen-Trainer. Ob die beiden zuletzt angeschlagenen Nikolas Katsigiannis und Albin Lagergren wieder auf der Platte stehen werden, war bis zuletzt offen. Ähnlich sieht es beim THW aus, wo das Trio Domagoj Duvnjak, Magnus Landin und Pavel Horak corona-bedingt fehlte. Laut Vorbericht auf der THW-Website plant Trainer Filip Jicha nicht mit dem Einsatz dieser drei tragenden Säulen. Es bleibt abzuwarten, ob am Ende tatsächlich die zuletzt nominierten Youngsters Jesper Schmidt, Leon Ciudad und Malte Voigt anstelle der drei Haudegen auf dem Spielberichtsbogen stehen werden. So oder so ist klar: Kiel kann auch in einer absoluten Notbesetzung jeden Gegner in der Liga schlagen, zuletzt gesehen beim 34:27 in Stuttgart.

Palle ist on fire

Andreas Palicka befindet sich im Formhoch.

„Wir werden versuchen, da alles rauszuhauen“, sagt Löwen-Torwart Andreas Palicka, der sieben Jahre in Kiel spielte und alleine deshalb immer mit besonderem Ehrgeiz die Reise in den hohen Norden antritt. Dass er erst vor kurzem sein Comeback nach schwerer Knieverletzung feierte, ist dem Klasse-Torwart nicht anzumerken. In den drei Spielen nach seiner Rückkehr auf die Platte landete er superstarke 32 Paraden, erzielte ein Tor und einen Assist. Der Schweden-Hexer im Löwen-Tor ist on fire und wird sich nun im Keeper-Duell mit Niklas Landin auf allerhöchstem Niveau beweisen wollen. Dasselbe gilt für die Positionsvergleiche zwischen Sander Sagosen und Andy Schmid, Jannik Kohlbacher und Hendrik Pekeler, Niclas Ekberg und Patrick Groetzki. Egal, wo man hinschaut: enormer Handball-Sachverstand!

Die Partie wird nicht nur live von Sky übertragen, sondern auch wie gewohnt auf den Online-Kanälen der Rhein-Neckar Löwen begleitet. Zudem überträgt Löwen-Partner RPR1. live per FanRadio.