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40:25 gegen MT Melsungen

Premieren für Ruß, Šešum und Hannawald

Die Rhein-Neckar Löwen haben die Pflichtaufgabe gegen die MT Melsungen souverän erledigt. Bjarte Myrhol (8) und Grzegorz Tkaczyk waren beim 40:25 (21:14) die besten Werfer der Gelbhemden, die vorübergehend auf den zweiten Platz kletterten und bereits am Samstag (19 Uhr) den TV Großwallstadt empfangen.

12:21 Minuten waren vergangen, da musste Melsungens Trainer Michael Roth das erste Mal die Grüne Karte zücken. Gerade hatte Karol Bielecki mit einem seiner gefürchteten Distanzwürfe sein drittes Tor zum 11:5 für die Rhein-Neckar Löwen erzielt. Zu diesem Zeitpunkt war den 5.720 Zuschauern in der SAP ARENA bereits klar, dass es an diesem Abend kein Herzschlagfinale geben würde. Und die Intention Roths kann es nur gewesen sein, den Rückstand seiner Sieben nicht linear weiter wachsen zu lassen – zu groß war der Klassenunterschied zwischen beiden Teams. Immerhin, die restliche Spielzeit der ersten Hälfte endete schließlich mit einem hauchdünnen 10:9. Ein Blick auf die Statistik verdeutlich die Überlegenheit der Gelbhemden: Erst nach 20 Minuten verursachte Grzegorz Tkaczyk den ersten Fehlwurf aus dem Feld, doch Bjarte Myrhol angelte sich den Abpraller und markierte einen seiner fünf Treffer im ersten Durchgang. Überhaupt scheiterten die Löwen – Bieleckis aussichtsloser Freiwurf nach abgelaufener Spielzeit mitgerechnet – nur ganze fünf Mal aus dem Feld, und auch bei Patrick Groetzkis Lattenkracher war Myrhol mit der Kombination Rebound/Tor zur Stelle.

Es lief scheinbar alles wie geschmiert, aber Ólafur Stefánsson – der Isländer mit dem Hang zur Perfektion – hatte wohl noch Verbesserungspotenzial gesehen. So lieferte er sich etwa ein längeres Wortgefecht mit seinem Nebenmann Groetzki, obwohl dieser ein tolles Zuspiel des Isländers zwischen Pfosten und Latte ins Tor genagelt hatte – es gibt eben immer noch etwas zu verbessern. So etwa auch die Siebenmeterausbeute, denn Uwe Gensheimer und Stefánsson ließen sich im ersten Durchgang je einen Versuch von Robert Lechte parieren. Gegen den Tabellenletzten fällt das nicht so sehr ins Gewicht, in Spitzenspielen sollte die Quote höher liegen als bei 60 Prozent (5/3 zur Pause). Nach 27 Minuten schickte Löwen-Coach Guðmundur Guðmundsson den Serben Žarko Šešum auf die Platte, der nach seinem Wechsel im September und auskurierter Knieverletzung sein Bundesliga-Debüt feierte. „Wir waren heute viel besser als gegen den DHC Rheinland und haben in der Abwehr besser zugepackt. Ich denke, die Zuschauer und die Mannschaft können mit dieser Leistung zufrieden sein“, fasste Tkaczyk, der nach der Pause mächtig aufdrehte, die 60 Minuten zusammen.

Im zweiten Abschnitt verflachte das Niveau der Partie etwas. Wilde Würfe wechselten sich mit Fouls und vielen Spielunterbrechungen ab, doch ehe die Begegnung gänzlich abbaute, schalteten die Löwen noch einmal einen Gang hoch. Durch beherztes Zupacken in der Defensive fuhren sie einen Schnellangriff nach dem nächsten (Gensheimer, Tkaczyk, Myrhol) und bauten den Vorsprung erstmals auf zehn Tore aus (28:18, 44.). Die Tore Nummer 30 und 31 gingen auf die Konten des jungen Niklas Ruß sowie von Šešum – und waren somit Bundesliga-Premierentreffer. Durch einen 11:2-Lauf schraubten die Löwen das Resultat auf 35:20 (52.), ließen dann aber wieder die Zügel etwas schleifen und erlaubten den Hessen ihrerseits drei Tore in Folge. In den letzten vier Minuten ersetzte der unter der Woche als kurzfristiger Henning-Fritz-Ersatz verpflichtete Chrischa Hannawald den starken Sławomir Szmal. Der 39-Jährige mit der Nummer 77 wurde mit tosendem Applaus bei seiner Rückkehr aufs Bundesliga-Parkett empfangen – und genoss das Bad in der Menge sichtlich.

„Wir hatten zu keiner Zeit des Spiels eine Chance“, sagte Roth nach der deutlichen Niederlage. „Die Löwen sind nicht unsere Kragenweite, aber ich hatte gehofft, dass wir das Ergebnis etwas freundlicher gestalten können.“ Guðmundsson freute sich, nach dem „enttäuschenden Heimspiel“ gegen den DHC Rheinland eine deutlich bessere Leistung seiner Jungs gesehen zu haben. „Auch wenn man natürlich in so einem Spiel nie die Konzentration über 60 Minuten hochhalten kann.“ Für Löwen-Manager Thorsten Storm war es ein rundum gelungener Abend. „Handballer spielen Handball, um Tore zu werfen. Daher freue ich mich, dass Žarko Šešum und Niklas Ruß so oft getroffen haben. Wir sind kein Ausbildungsverein und stehen hier unter enormem Druck, daher freue ich mich besonders über die Leistung von Niklas.“ Auch für „Oldie“ Hannawald, der mit dem letzten Verzweiflungswurf der Partie noch eine Parade verzeichnete, hatte er lobende Worte für seine kurzfristige Bereitschaft, im Löwenrudel auszuhelfen, parat.

Rhein-Neckar Löwen: Szmal (bis 56.), Hannawald (ab 56.) – Stefánsson (2/1), Lund (1), Bielecki (4) – Groetzki (3), Gensheimer (6/2), Gunnarsson (1) – Schmid (1), Roggisch, Šešum(4/2), Tkaczyk (7), Myrhol (8), Ruß (3), Čupić (n.e.).
MT Melsungen: Kelentrić (bis 10., ab 31.), Lechte (10.-30. und bei einem Siebenmeter) – Vasilakis (4), Vučković (2), Sanikis (2) – Karipidis (4/1), Allendorf (3/1) – Klimovets (4) – Schöngarth (3), Månsson (n.e.), Schweikardt, Torbica (n.e.), Danner (2), Zufelde (n.e.), Dačević (1), Şania (n.e.).
Strafminuten: Myrhol (2), Tkaczyk (2) – Klimovets (4), Schweikardt (2), Dačević (4), Danner (2).
Disqualifikation: Roggisch (46., dritte Zeitstrafe).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Michael Roth.
Zuschauer: 5.720.
Schiedsrichter: Ronny Dedens (Magdeburg) / Nico Geckert (Magdeburg).
Spielfilm: 4:2 (5.), 8:4 (10.), 13:6 (15.), 14:9 (20.), 19:11 (25.), 21:14 (Halbzeit) – 23:15 (35.), 25:18 (40.), 29:18 (45.), 32:20 (50.), 35:23 (55.), 40:25 (Endstand).
Zeitstrafen: 5 / 6.
Siebenmeter: 7/5 – 3/2.
Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer scheitert an Lechte.
Rhein-Neckar Löwen: Stefánsson scheitert an Lechte.
MT Melsungen: Karipidis scheitert an Szmal.
Beste Spieler: Myrhol, Tkaczyk, Lund – Vasilakis.