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Der mit den kurzen Hosen
Kronau. Zu dritt saßen sie da. Zwei kannte man, einen nicht. Zumindest nicht im Zusammenhang mit den Rhein-Neckar Löwen. Bis jetzt! Denn was die RNZ bereits in ihrer gestrigen Ausgabe andeutete, ist nun amtlich. Die Badener haben auf die Verletzung von Henning Fritz reagiert, drehten am Personalkarussell: Chrischa Hannawald wird „Fritze“ in den nächsten Bundesliga-Spielen vertreten, aushelfen, wenn Kasa Szmal mal nicht das bringt, was er bringen kann.
Gestern wurde der Neue in der Kronauer Trainingshalle vorgestellt. Manager Thorsten Storm und Gudmundur Gudmundsson, der Trainer, übernahmen diesen Part. Beide strahlten, freuten sich sichtlich über den Transfer. Und Hannawald? Der grinste mit: „Für mich ist das eine große Ehre. Danke, dass ich hier sein darf.“ Storm gab die Komplimente weiter, zurück: „Wir sind froh, dass uns solch ein erfahrener Mann zugesagt hat.“
Hannawald – das ist ein echter Brocken: 1,88 m groß und 102 Kilogramm schwer. Der 39-Jährige flößt Respekt ein, stellt was dar. Und in der Handball-Szene ist der Familienvater bekannt wie ein bunter Hund: Aus Großwallstadt, aus Essen, aus Minden. Auch in der Nationalmannschaft wirbelte er. Mittlerweile hat Hannawald nun eigentlich die Perspektive gewechselt. Beim Zweitligisten Bergischer HC fungiert der Vize-Europameister (2002) als Co- und Torwarttrainer.
Über welchen Zeitraum Hannawald für die Gelbhemden aufläuft, steht aktuell noch nicht fest. Storm verrät: „Das hängt vor allem damit zusammen, wie lange Henning wegen seines Muskelfaserrisses ausfällt. Wir haben da einen flexiblen Vertrag ausgearbeitet.“ Momentan wohnt der gelernte Schlosser, der einst auch schon beim HSV Hamburg als „Feuerwehrmann“ eingesprungen war, bei Oliver Roggisch. Den kennt er. Von früher, von damals, als beide noch gemeinsam für TuSEM Essen auf der Platte standen. „Oli ist aber nicht der einzige alte Bekannte hier. Da gibt es mehrere. Für mich ist der Wechsel zu den Löwen deshalb fast eine Art Rückkehr“, schmunzelt Hannawald.
Am Montag war er erstmals für die Löwen im Einsatz. Hannawald rückte im Training zwischen die Pfosten, zeigte, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört. Und einer schaute zu: Betreuer Conny Hoffmann. Für ihn war das Engagement des Torwart-Urgesteins übrigens bereits mit einem einschneidenden Erlebnis verbunden: Erstmals in seiner Amtszeit bei den Löwen – und die zieht sich mittlerweile schon über mehrere Jahrzehnte – musste Hoffmann einem Torwart kurze Hosen besorgen. Die knappen „Höschen“ sind nämlich Hannawals Markenzeichen. Mit den langen kann er nichts anfangen, konnte er noch nie.
Heute ab 20.15 Uhr könnte Hannawald prompt mit dem ersten Ernstfall im Löwen-Gehege konfrontiert werden: Dann gastiert die MT Melsungen in der Mannheimer SAP Arena. Ein Gegner, der in der Tabelle ganz unten steht. Überraschend wohlgemerkt: „Melsungen verfügt über ein wirklich gutes Team“, grübelt Storm, „gegen das wir uns sicher voll reinhängen müssen, um die Punkte zu behalten.“
Mit dem Melsunger Tross wird es auch einen alten Bekannten, einen Ex-Krösti, mal wieder beruflich in die Kurpfalz verschlagen: Michael Roth arbeitet dort seit kurzem als Trainer. „Das ist ein Typ, der eine positive Stimmung erzeugen kann“, warnt Storm. Auch Gudmundsson hat Respekt vor der Heimaufgabe gegen die Melsunger. Der Trainer: „Sie decken gut, sie laufen gute Gegenstöße. Eigentlich unglaublich, dass sie nicht schon mehr Punkte auf dem Konto haben.“
Von Daniel Hund
03.11.2010