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Ende mit Eklat

Die Rhein-Neckar Löwen haben in der Handball-Bundesliga mit 36:27 (17:17) gegen die HSG Wetzlar gewonnen. Versöhnlich ging es nach dem Schlusspfiff trotzdem nicht zu.

Es sollte sein großer Abschied werden. Fünf Jahre lang hielt Andrej Klimovets den Rhein-Neckar Löwen die Treue, der Kreisläufer prägte eine kleine Ära und trug mit seinen Leistungen zum Aufschwung bei den Gelbhemden bei. „Unvergessen Klimo“, stand gestern in großen Lettern auf einem Plakat geschrieben. Doch als er auf die Bühne kommen und sich nach dem Spiel gegen Wetzlar verabschieden sollte, zögerte Klimovets. Erst kam er gar nicht, dann nur widerwillig. Der 35-Jährige zuckte mit den Schultern, nahm sein Abschiedsgeschenk entgegen, machte einen Bogen um die Bühne und ließ sein Präsent dort schließlich stehen. War es Trauer oder Frust? War der Weltmeister von 2007 einfach nur tief bewegt oder sauer auf den Verein, weil der Klub nicht mehr mit ihm plant? Antworten darauf blieb der Kreisläufer zunächst schuldig. Ein paar Autogramme schrieb er noch in großer Eile, dann setzte der gebürtige Weißrusse zum Sprint an und ließ die verdutzten Journalisten stehen. Keiner war dazu in der Lage, Klimovets bei dessen Flucht in die Kabine zu stoppen.

Der 35-Jährige wollte nichts sagen. Angeblich geht der Spieler aber davon aus, auch in der nächsten Saison für die Löwen zu spielen. Bislang hatte es immer geheißen, der zum 30. Juni auslaufende Vertrag des Spielers werde nicht verlängert. Oder endet das Arbeitspapier etwa gar nicht?

Geschäftsführer Storm sagte dazu: „Andrej hat uns vor zwei Wochen mitgeteilt, dass er bleiben will. Diese Nachricht hat uns überrascht.“ Nach Informationen dieser Zeitung hat der Spieler tatsächlich eine Klausel in seinem Vertrag. Offenbar gibt es dazu jedoch unterschiedliche juristische Auffassungen. Die Löwen wollen den Sachverhalt nun prüfen. Storm wollte sich nicht detaillierter äußern, da sein Vorgänger Uli Schuppler den Kontrakt mit dem Spieler geschlossen habe. Unabhängig davon gelte aber, dass die Löwen nicht mehr mit dem Kreisläufer planen. „Andrej weiß seit Januar 2009, dass wir seinen Vertrag nicht verlängern werden und die Trainer andere Vorstellungen haben“, sagte Storm. Klimovets hatte in den vergangenen Monaten in mehreren Interviews selbst von Abschied gesprochen, fand bislang aber keinen neuen Verein. Unbestätigte Gerüchte besagen, dies hänge mit seinen Gehaltsvorstellungen zusammen. Angeblich seien deshalb Engagements in Göppingen und Melsungen gescheitert.

Keine Frage: Das Thema Klimovets wird die Löwen weiterhin beschäftigen, einen Haken können die Badener aber an die Saison 2009/2010 machen. Durch den 36:27-Erfolg gegen Wetzlar sicherten sich die Gelbhemden den vierten Platz und somit die Möglichkeit, sich über ein Wildcard-Turnier noch für die Champions League zu qualifizieren. „Wir haben in beiden Halbzeiten eine gute Offensivleistung gezeigt. Mit der Abwehrarbeit war ich erst nach der Pause zufrieden“, sagte Trainer Ola Lindgren, , der einen stark aufspielenden Grzegorz Tkaczyk zu Gesicht bekam. Der Pole erzielte sieben Treffer.

Löwen: Fritz, Szmal (21.-30.) – Stefánsson (1), Gudjónsson (2), Bielecki – Groetzki (5), Gensheimer (8/4) – Myrhol (9) – Roggisch, Tkaczyk (7), Manojlovic, Müller, Klimovets (3), Bruhn (1).

Von Marc Stevermüer

 06.06.2010