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Andy Schmid: „Ich war regelrecht besessen von diesem Ziel“ (RNZ)

Der Schweizer Andy Schmid als „Spieler der Saison“ hat die Löwen zu ihrem Triumph geführt

Für einen gab’s schon vorher etwas zu feiern. Für Andy Schmid, den Denker und Lenker, den Piloten des gelben Meister-Jets. Warum? Na, weil er wieder mal der Überflieger der stärksten Liga der Welt war: Trainer und Manager der Handball-Bundesliga hatten ihn zum besten Spieler der Saison gewählt. Überrascht hat das nicht wirklich. Sein Auge, seine Präzision, sein Wille. Der Schweizer ist das, was sich jeder Trainer wünscht. Spielmacher und Torjäger zugleich. Kurzum: Die Lebensversicherung der Löwen.

Ohne ihn wäre es schwer ganz oben mitzumischen. Ohne ihn wäre der Titel wohl auch in diesem Jahr eine Illusion geblieben. Als es dann geschafft war, brach es auch aus dem Familienvater heraus. Er lachte viel, feierte, wirkte völlig losgelöst – allerdings erst mit Verspätung…

> Andy Schmid, was bedeutet Ihnen denn dieser deutsche Meistertitel?

Alles, wirklich alles. Neben der Geburt meiner Kinder war es sicher der schönste Moment in meinem Leben, als wir das vorhin endlich geschafft hatten. Ich wollte diese Meisterschaft unbedingt. Nach den vergeblichen Anläufen war ich wirklich regelrecht besessen von diesem Ziel. Ich wollte dieses Sch…-Ding einfach endlich gewinnen.

> Nach der Siegerehrung waren Sie zunächst plötzlich verschwunden, keiner wusste, wo Sie waren….

Ja, das stimmt, ich bin sofort raus vor die Halle. Ich musste allein sein, ich konnte mich einfach nicht sofort ins Getümmel stürzen. Da bin ich etwas anders.

> Hand aufs Herz, wann haben Sie denn zum ersten Mal so richtig daran geglaubt, dass es dieses Mal mit dem Titel klappt? Nach dem Sieg in Wetzlar am drittletzten Spieltag?

Nein, ehrlich gesagt habe ich da nie so wirklich dran geglaubt (lacht). Die letzten drei, vier Monate waren wirklich sehr hart. Ich bin sämtliche Spiele durchgegangen. Ich habe teilweise die Videos der Gegner ständig vor und zurück gespult. Und jetzt haben wir es wirklich geschafft, obwohl uns in diesem Jahr ja wirklich niemand auf der Rechnung hatte. Vielleicht war dieses Negativerlebnis 2014, als uns nur zwei Tore gefehlt haben, auch ein Schlüssel und wir wurden noch stärker. Damals wurde uns ja etwas aus den Händen gerissen, dass uns eigentlich schon gehört hatte.

> Neben dem Meistertitel haben Sie auch noch persönlich abgeräumt. Andy Schmid wurde zum besten Spieler der Saison gewählt. Es war also ein perfektes Jahr für Sie…

Ja, das könnte man so sagen, aber diese Auszeichnung zum besten Spieler ist mir nicht so wichtig. In den vergangenen beiden Runden wurde ich auch schon zum Top-Spieler gewählt. Und ganz ehrlich: Gerade in den letzten beiden Jahren, in denen wir so knapp am Meistertitel gescheitert sind, hätte ich diese Auszeichnung liebend gerne gegen die Meisterschale eingetauscht. In diesem Jahr würde ich zudem sagen dass nicht die Offensive den Titel geholt hat, sondern unsere Super-Defensive samt unserer Torhüter.

> Ein Wort noch zu den Fans der Rhein-Neckar Löwen, die haben in Lübbecke ein echtes Feuerwerk abgebrannt, oder?

Definitiv. Wir kamen alle schon mit einem Lächeln in die Halle zum Warmmachen. Das war unglaublich und ich habe so etwas bei uns auch noch nie erlebt. Das macht mich stolz. Denn man muss schon sagen, dass wir eine Art Retortenklub sind, den es noch nicht so lange gibt. Dafür ist die Fankultur super. Und dann sind wir jetzt ja auch noch Meister (lacht).

Von Daniel Hund