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Bielecki bangt um seine Karriere

Heidelberg. Die Saison ist vorbei, doch Ruhe ist für die Handballer der Rhein-Neckar-Löwen nach wie vor ein Fremdwort. Am späten Freitagabend, es war gegen 23 Uhr, erreichte Thorsten Storm, den Manager des Rudels, eine Schreckensnachricht. Es war ein Anruf, der ihn zutiefst schockierte: Karol Bielecki, die wurfgewaltige Tormaschine der Kurpfälzer, hat sich schwer verletzt. In einem Testspiel der polnischen Nationalmannschaft gegen Kroatien griff dem baumlangen Rückraumspieler ein Gegenspieler so unglücklich ins Auge, dass eine Notoperation unumgänglich war. Josip Valcic, der künftige Gummersbacher, war der „Übeltäter“. Absicht konnte ihm aber nicht unterstellt werden. Storm sagt: „Karol und seine Gesundheit stehen nun absolut im Vordergrund. Uns alle hat diese Nachricht schwer getroffen.“

Wie schlimm die Verletzung tatsächlich ist, bleibt abzuwarten. Selbst die polnischen Ärzte verkniffen sich eine Prognose. Offenbar ist neben dem Augenlid aber auch der Augapfel in Mitleidenschaft gezogen worden. Polnische Medien, die angeblich gut informiert sein sollen, befürchten bereits das Schlimmste, sprechen vom Karriereende des 28-Jährigen. Storm bezeichnet derartige Mutmaßungen als „geschmacklos“: „Es geht hier momentan nicht um die Karriere eines Sportlers, sondern um den Menschen Karol Bielecki, der hoffentlich wieder richtig gesund wird.“

Telefonieren konnte Storm mit seinem Schützling am Freitagabend nicht mehr. Auf dem neusten Stand war er trotzdem: Er kontaktierte mit Kasa Szmal und dem Bald-Löwen Krzysztof Lijewski zwei Augenzeugen des Unfalls. Beruhigend war das nicht: „Sie standen unter Schock.“ Wie es nun mit Bielecki weitergeht, ist derzeit unklar. Die polnischen Ärzte plädieren für eine weitere Operation. Und die wird wohl auch unumgänglich sein.

Allerdings soll Bielecki nicht nochmals in Polen unters Messer. Storm verrät: „Wir wollten ihn eigentlich schon am Samstag ausfliegen lassen. Aber sein Zustand hat es nicht zugelassen.“ Gestern hat es dann aber geklappt. Achim Niederberger machte es möglich. Der Löwen-Gesellschafter besitzt eine Fluglinie (Silver Cloud Air), die bereits am Samstagmorgen von Kopenhagen aus ein Flugzeug nach Lublin – dort wurde Bielecki operiert – entsendet hatte.

Gestern gegen 18 Uhr landete der Vize-Weltmeister von 2007 auf dem Stuttgarter Flughafen. Die Löwenwarteten bereits, eskortierten ihn nach Tübingen in eine Spezialklinik. Heute stehen dort diverse Tests an. Es soll genauestens geprüft werden, ob Bielecki tatsächlich erneut operiert werden muss. Und vor allem wann.

Klarheit wird heute auch endgültig in Sachen Champions-League-Qualifikation herrschen. Der europäische Handball-Verband (EHF) hat eine Pressemitteilung angekündigt, die aufschlüsseln soll, welche vier Mannschaften sich dem Qualifikations-Modus stellen dürfen.

Von Daniel Hund

 14.06.2010