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Bielecki trifft – Gensheimer grübelt

Mannheim/Karlsruhe. Aus Sicht von Uwe Gensheimer hatte das Heimspiel der Rhein-Neckar Löwen gegen den TV Großwallstadt durchaus paradoxe Züge. Der Nationalspieler des badischen Handball-Bundesligisten rannte beim 32:25(14:12)-Erfolg gegen die Mainfranken permanent die linke Außenbahn rauf und runter und war letztlich mit neun Treffern auch bester Werfer der Löwen – zusammen mit Karol Bielecki und dank acht eiskalt verwandelter Strafwürfe. Auf sein erstes Feldtor musste der 22-Jährige jedoch bis zur 54. Minute warten. „Das muss schon ziemlich lange her sein“, grübelte Gensheimer später über die Frage, wann ihm das zuletzt passiert sei. „Aber solange der Karol trifft, macht das ja nichts. Da müssen wir auch nicht unbedingt über die Außen abschließen“, sagte der gebürtige Mannheimer, der zudem den besten Blick auf die Wurfqualitäten seines polnischen Nebenmannes auf der linken Angriffsseite hatte.

Bielecki jedenfalls ist bislang die positive Erscheinung im Team von Trainer Ola Lindgren. Der 2,02-Meter-Hüne blüht unter dem neuen Übungsleiter auf und nimmt seinen Mitspielern mit einfachen Treffern immer wieder den Druck von den Schultern. Gegen Großwallstadt hämmerte der 27 Jahre alte Rechtshänder die Harzkugel neunmal in die Maschen und trieb damit den starken Mattias Andersson im TVG-Gehäuse schier zur Verzweiflung.

Mit durchschnittlich 16,7 Paraden pro Partie hatte der schwedische Keeper nach vier Spieltagen die Torhüter-Rangliste der Handball-Bundesliga (HBL) angeführt und war auch gegen die Löwen ein starker Rückhalt seines Teams – gegen Bieleckis Würfe war er allerdings machtlos. „Wir waren aber keine sieben Tore schlechter, denn wir haben die Partie lange offen gehalten. Aber in der Schlussphase haben wir zu viele Zeitstrafen kassiert – und das haben die Löwen eiskalt ausgenutzt“, betonte Spielmacher Oliver Köhrmann.

„Dieser Sieg ist für uns genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen“, kommentierte Bjarte Myrhol den couragierten Auftritt der Badener vor 7 129 Zuschauern in der Mannheimer SAP-Arena. „Wir haben endlich einmal eine richtig gute Leistung gezeigt“, sagte der bullige Kreisläufer und fügte an: „Wenn wir diese Einstellung auch am Sonntag an den Tag legen, dann werden wir auch in der Europahalle gewinnen.“ Am 4. Oktober sind die Löwen um 16.30 Uhr erstmals in dieser Saison in ihrem Ausweichquartier gefordert: Gegen das Spitzenteam von MKB Veszprem starten die Badener in die Champions-League-Gruppenphase.

„Das wird schon eine vorentscheidende Partie“, blickte Manager Thorsten Storm auf das Kräftemessen mit dem ungarischen Meister voraus. „Veszprem ist eine absolute europäische Top-Mannschaft. Es wird spannend zu sehen, wo wir genau stehen“, ergänzte Trainer Lindgren. Immerhin kann der Löwen-Coach sicher sein, dass seine Schützlinge bis in die Haarspitzen motiviert in diese Partie gehen werden. „Es kann schon sein, dass da zumindest noch eine kleine Rechnung offen ist“, erklärte Gensheimer in Anspielung auf das Finale im europäischen Pokalsieger-Wettbewerb im Mai 2008. Damals schnappten die Ungarn den Löwen den Titel vor der Nase weg.

Von Christof Bindschädel

 02.10.2009