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Bittere Niederlage gegen die Zebras

Rhein-Neckar Löwen fehlt beim 22:23 gegen den THW Kiel das Glück

Es war eine ganz enge Partie und ein bitteres Ende für die Rhein-Neckar Löwen. Nach einer starken Leistung fehlte nur ein Quäntchen Glück, um den Deutschen Meister zu schlagen. Der THW Kiel hatte jedoch das bessere Ende für sich und entführte beim 23:22 (9:11) beide Zähler aus der ausverkauften SAP ARENA. Momir Ilić erzielte vor 13.200 Zuschauern den entscheidenden Treffer für die Zebras, die damit vorerst die Tabellenführung in der Bundesliga übernahmen.

Die Besucher feierten ihr Team nach Spielschluss trotzdem, sie hatten ein gutes Gespür dafür, dass die Badener ganz nah dran waren und den aktuellen Titelträger am Rand der Pleite hatten. „Wir hätten gewinnen müssen, aber in der Endphase haben wir im Angriff entscheidende Fehler gemacht“, ärgerte sich Ólafur Stefánsson. Der Isländer zeigte eine tolle Vorstellung und hofft, dass die Leistungskurve seiner Mannschaft weiter nach oben geht. „In der Truppe steckt viel mehr und ich denke, dass wir das in den kommenden Monaten auch zeigen werden.“

Für Ola Lindgren war es schwer, die richtigen Worte zu finden, schließlich hatten seine Cracks eine kämpferisch einwandfreie Leistung geboten und standen trotzdem mit leeren Händen da. „Wenn man 22 Tore macht, ist es schwierig, ein Spiel zu gewinnen“, sagte der Coach der Badener. Von der Atmosphäre in der Halle zeigte er sich begeistert: „Wir haben richtig Unterstützung bekommen, das war richtig gut.“ Den Grund für die knappe Niederlage hatte er schnell ausgemacht: „Wir haben die Big Points nicht gemacht, und die braucht man gegen Kiel.“

Eine Partie voller Höhen und Tiefen sahen die Fans in den ersten 30 Minuten in der pulsierenden SAP ARENA. Zunächst fanden die Badener im Angriff überhaupt nicht ins Spiel und brauchten 11:51 Minuten, um ihren ersten eigenen Treffer zu erzielen. Als Andrej Klimovets den zehnten Wurfversuch der Löwen im Tor des THW unterbrachte, hieß es 1:4. Mann des Spiels war aber auch schon zu diesem Zeitpunkt Henning Fritz. Der Keeper der Löwen wuchs über sich hinaus und sorgte zunächst dafür, dass die Kieler nicht weiter davon zogen.

Mit dem ersten Treffer war der Bann gebrochen und gestützt auf den herausragenden Fritz – bis zur Pause standen bereits 12 Paraden zu Buche – tasteten sich die Lindgren-Schützlinge an die Zebras heran und hatten nach 22 Minuten beim 7:7 zum ersten Mal Gleichstand hergestellt – 7:7. Das Tor von Stefánsson hatte dabei Seltenheitswert, denn der Isländer hatte es aus der eigenen Hälfte erzielt, weil THW-Torhüter Thierry Omeyer aus seinem Tor geeilt war. Er hatte mit einem weiten Pass des Halbrechten der Löwen gerechnet.

Die Halle bebte endgültig, als Uwe Gensheimer zwei Minuten vor der Pause die erste Führung für die Hausherren zum 9:8 erzielte. In die Kabinen gingen die Löwen schließlich mit einer 11:9-Führung, was nicht zuletzt daran lag, dass Fritz bis dahin alle drei Siebenmeter der Kieler abwehren konnte. „Henning Fritz hat unglaublich stark gehalten, über das gesamte Spiel“, lobte Alfreð Gíslason, der Coach des THW.

Nach der Pause fanden die Löwen besser in die Begegnung als noch in der ersten Halbzeit und legten auf 14:11 vor. Doch die Kieler ließen sich nicht abschütteln und hatten nach 42 Minuten zum 15:15 ausgeglichen. Filip Jícha hatte einen seiner insgesamt sieben Treffer erzielt. Von jetzt an lieferten sich beide Teams ein Duell auf Augenhöhe, das von Minute zu Minute dramatischer wurde. Bis zum 18:17 (46.) legten die Löwen vor, beim 19:18 (48.) traf Ilić zur ersten Kieler Führung seit der 27. Minute.

In der Schlussphase wurde es dramatisch. Als Ólafur Stefánsson drei Minuten vor dem Ende zum 22:22 einnetzte, war für beide Teams noch alles drin. Doch nachdem die Löwen-Abwehr zwei Mal einen Gegentreffer verhindert hatte, trafen zunächst Patrick Groetzki und anschließend Siarhei Harbok jeweils nur den Pfosten. Das glücklichere Ende hatten die Kieler, als Ilić vom Siebenmeterpunkt aus traf. Der letzte Löwenangriff – für Henning Fritz kam Andrej Klimovets als siebter Feldspieler – verpuffte und die Kieler jubelten.

„Es ist umso deprimierender, dass man der Mannschaft trotz guter Leistung nicht zum Sieg verhelfen konnte“, konnte Henning Fritz seine Enttäuschung nicht verbergen. Ganz nah waren die Löwen am Erfolg über den Serienmeister. „Ich weiß nicht, ob das Spiel heute einen Gewinner verdient hatte“, resümierte Thorsten Storm. Der Löwen-Manager lobte jedoch die starke Vorstellung seiner Akteure.

Rhein-Neckar Löwen: Fritz, Szmal (n.e.) – Stefánsson (6), Manojlović (1), Bielecki (1) – Groetzki (2), Gensheimer (8/6) – Klimovets (1) – Roggisch, Prieto, Harbok (2), Guðjónsson (1), Müller, Bruhn (n.e.).
THW Kiel:
Omeyer, Palicka (bei einem Siebenmeter), Gentzel (bei zwei Siebenmetern) – Andersson (3/1), Pálmarsson (1), Jícha (7) – Sprenger (3), Lundström (1) – Ahlm (2) – Lund, Anić (n.e.), Zeitz (2), Ilić (3/1), Klein (1).
Strafminuten:
Manojlović (2), Roggisch(2) – Lund (2), Andersson (2).
Trainer:
Ola Lindgren – Alfreð Gíslason.
Zuschauer:
13.200.Schiedsrichter: Holger Fleisch/Jürgen Rieber (Ostfildern).
Spielfilm:
0:4 (11.), 3:4 (10.), 4:6 (18.), 7:7 (22.), 8:8 (28.), 11:9 (HZ), 14:11 (35.), 15:15 (42.), 17:17 (45.), 18:19 (48.), 21:20 (53.), 22:22 (57.), 22:23 (Ende).
Zeitstrafen:
2/2.
Siebenmeter:
7/6 – 7/2.
Ólafur Stefánsson scheitert an Omeyer.
Henrik Lundström scheitert an Fritz.
Filip Jícha scheitert an Fritz.
Momir Ilić scheitert an Fritz.
Kim Andersson wirft den Ball am Tor vorbei.
Filip Jícha scheitert an Fritz.
Beste Spieler:
Fritz, Stefánsson – Omeyer, Jícha.