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„Da ist immer Feiertagsstimmung“

Eppelheim. Am Ende drehten sie sich im Kreis. Das kennt man, das machen sie oft nach wichtigen Siegen. Doch diesmal war es anders. Ausgelassener, emotionaler, intensiver: Arm in Arm, Seite an Seite, hüpften die Rhein-Neckar Löwen nach dem Triumph über Melsungen quer durch die Eppelheimer Rhein-Neckar-Halle. So, als wollten sie gar nicht mehr anhalten, als befänden sie sich bereits auf dem direkten Weg nach Hamburg. Zum Final Four, zum alljährlichen nationalen Pokal-Gipfeltreffen.

Nach dem gemeinsamen Freudentanz ging es in den Katakomben weiter. Uwe Gensheimer und Co. gönnten sich in der Kabine ein Siegerbierchen, hinter verschlossenen Türen. Thorsten Storm und Gudmundur Gudmundsson verzichteten darauf. Der Manager und der Trainer, die Führungscrew, tüftelte bereits am Masterplan: Beide schlüpften vor der Umkleide kurzerhand in die Rolle der Reiseleitung, waren auf der Suche nach den Eckdaten des Wochenend-Trips. Und dank der Erfindung des Smartphones wurden sie auch schnell fündig. Storm, der Gutgelaunte: „Ha, ich hab’s, das Final Four findet am 7. und 8. Mai statt.“ In seinen Worten schwang eine geballte Ladung Vorfreude mit. Er grinste: „Dort herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Da ist immer Feiertagsstimmung.“

Hochklassiger Sport auch. Fallobst wird man in der Hamburger „o2 World“ vergeblich suchen. Kiel und Göppingen befinden sich bereits im Lostopf. Am Sonntag möchte Flensburg mit einem Erfolg gegen Bad Schwartau nachziehen. Badische Präzisionsarbeit ist also gefragt, das Löwenherz gefordert. Storm weiß das, sagt: „Wir haben in Hamburg die Chance auf einen großen Titel.“ Aber auch: „Ihn möchten alle vier Teilnehmer gewinnen.“ Die Halbfinals werden am kommenden Donnerstag in der Hamburger Jumbohalle ausgelost.

Der große Favorit auf den Pokalthron steht schon fest. Es ist der THW Kiel, der Titelhamster von der Ostsee. Und die Löwen? Die befinden sich in Lauerstellung, würden gerne kräftig zubeißen. Sie haben das Statisten-Dasein satt ,wollen endlich die Hauptdarsteller sein. Die strahlenden Sieger.

Wie auch immer, in Sachen Final-Four-Teilnahme macht ihnen so schnell niemand etwas vor. Es ist nun schon der sechste Abstecher in Serie. Beständigkeit pur. Storm macht das stolz: „Solch eine Serie ist kein Zufall, sondern harte kontinuierliche Arbeit und Entwicklung!“ Bei all der Final-Four-Erfahrung der Gelbhemden, für „Gudmi“ ist das Handball-Spektakel im hohen Norden Neuland. Zumindest auf beruflicher Ebene. „Na ja, ich war schon zwei Mal als Zuschauer vor Ort“, schmunzelt der Isländer, „mir ist also bewusst, was auf uns zu kommen wird.“

Doch das ist Zukunftsmusik. Gumundsson lebt im Hier und Jetzt, immer nur von Spiel zu Spiel. Auf seinem Taktik-Radar blinkt längst ein anderer Wettbewerb: die Champions League. Am Samstag um 17.30 Uhr gastiert das Rudel in Chambery. Es ist das letzte Gruppenspiel, eigentlich geht es um nichts mehr. Und das wird sich bemerkbar machen: „Es werden vor allem die spielen, die zuletzt weniger gespielt haben“, verrät der Trainer.

Demnach dürfte auch Gudjon Valur Sigurdsson mal wieder auf die Platte zurückkehren. Storm: „Goggi hat es derzeit schwer. Uwe ist aktuell wahrscheinlich der beste Außenspieler der Welt.“ Trotzdem muss eine Lösung gefunden werden. Denn für einen wie Sigurdsson, der wohl bei jedem anderen Bundesligisten gesetzt wäre, ist die Situation mehr als nur unbefriedigend. Momentan soll jedenfalls fraglich sein, ob der Kapitän seinen Vertrag bis 2012 erfüllt. Storm dazu: „Wir werden alles tun, um einen guten Weg zu finden.“

Von Daniel Hund

 04.03.2011