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„Da sind auch ein paar Verrückte dabei“
Löwen-Trainer Martin Schwalb spricht über den Gegner im Liga-Spitzenspiel am Donnerstag
Es gibt nicht viele Mannschaften in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga, gegen die Martin Schwalb mit den Rhein-Neckar Löwen schon einmal angetreten ist. Kein Wunder: Schließlich hat Schwalbe als Löwen-Trainer überhaupt erst sechs Bundesliga-Spiele auf dem Buckel. Eines davon war das am 3. März gegen den SC DHfK Leipzig (26:23). Und genau mit diesen Leipzigern bekommen es die Löwen und ihr Coach am Donnerstag um 19 Uhr in der SAP Arena zu tun.
Spieltag vier in der LIQUI MOLY HBL sieht nicht nur nominell ein Spitzenspiel in Mannheim vor. Mit zwei souveränen Siegen gegen die Underdogs aus Ludwigshafen und Coburg sowie einem 24:24 gegen den selbst ernannten Top-3-Anwärter Füchse Berlin haben sich die Leipziger völlig zurecht auf Rang vier einsortiert. Die Löwen gehen sogar als Tabellenführer in den Spieltag, der am Sonntag um 13.40 Uhr mit dem Nord-Klassiker THW Kiel gegen SG Flensburg-Handewitt ein weiteres Highlight im Angebot hat.
„Leipzig hat sich als Verein toll entwickelt. Der SC ist im oberen Drittel der Liga angekommen und immer für eine Überraschung gut“, beschreibt Martin Schwalb den Gegner am Donnerstag. Namen wie Philipp Weber, Marko Mamic und Alen Milosevic stünden für Top-Qualität: „Die wissen jederzeit, was zu tun ist.“ Dazu kommen spannende Typen wie der neue Torwart Kristian Saeveras, Junioren-Nationalspieler Julius Meyer-Siebert und Maciej Gebala, der gerade vom Stamm- zum Führungsspieler reift. Schwalbe findet: „Das ist eine gute Mischung, da sind auch ein paar Verrückte dabei, viele Kämpfer. Vor allem die Abwehr ist richtig stark, die 6:0-Formation super eingespielt.“
„Jeder weiß: Was macht mein Nebenmann, wenn…“
Die große Stärke der Leipziger liege genau in dieser Homogenität: „Die spielen seit Jahren so zusammen, haben eine große Kontinuität im Kader, verstärken sich dazu punktuell.“ Es sei diese kontinuierliche Entwicklung, die zum großen Trumpf der Truppe geworden sei. „Am Beispiel Leipzigs sieht man, wie zentral es ist, dass sich Automatismen entwickeln, dass Abläufe ineinandergreifen. Beim SC ist es so, dass jeder weiß: Was macht mein Nebenmann, wenn ich das mache. Das ist im Handball ein ganz entscheidender Faktor.“ Und ein Vorteil, den die Löwen am Donnerstag erst einmal wettmachen müssen.
Dass sich die Löwen nach den jüngsten Verletzungen, mit rund einem halben Dutzend Neuzugängen und gerade einmal drei Liga-Spielen im Kreuz noch nicht so blind verstehen, liegt auf der Hand. In der Abwehr suchen Schwalb und seine Männer noch nach der idealen Formation, teilweise auch nach dem richtigen Zugriff auf die jeweilige Offensiv-Formation des Gegners. Gegen Leipzig heißt das: Wie agiert man am besten gegen eine sich fast blind verstehende Einheit, aus der einer aktuell heraussticht. „Philipp Weber ist der zentrale Mann. Er hat alle Freiheiten und weiß diese auch zu nutzen“, ordnet Schwalbe ein.
15 Tore und 10 Vorlagen hat der 31-fache Nationalspieler in 3 Saisonspielen gesammelt – bei nur 5 technischen Fehlern. Werte, die beeindrucken und die zeigen: Der 28-Jährige weiß die in dieser Spielzeit noch einmal aufgestockten Befugnisse im Angriffsspiel zu schätzen. Und seine Nebenleute profitieren davon. Dabei fällt auf: Es sind vor allem die Außen, denen der Weber-Stil zugutekommt. Unter den Top-5-Torschützen sind mit Lucas Krzikalla (15 Tore), Lukas Binder (15) und Patrick Wiesmach (9) gleich drei Flügelspieler. Im Vergleich dazu kam es über die Kreisspieler bisher nur zu 8 erfolgreichen Abschlüssen.
Löwen erstmals mit Katze
Klar ist: Die Löwen müssen vorbereitet sein auf einen physisch starken, variablen und mannschaftlich geschlossen auftretenden Gegner. Nach zwei eher durchwachsenen Spielen gegen Ludwigshafen (26:24) und Essen (33:27) sollte die Leistung am ehesten an das Saison-Debüt gegen Stuttgart (30:20) anknüpfen. Da stimmte es sowohl in der Abwehr als auch im Angriff. Und genau eine solch kompakte Vorstellung wird es wahrscheinlich auch am Donnerstag brauchen. Spannend: Nikolas „Katze“ Katsigiannis, der am Dienstag als Vertretung des verletzten Mikael Appelgren vorgestellt wurde, könnte zu seinem ersten Einsatz im Löwen-Trikot kommen.
Löwen-Fans aufgepasst! Im Anschluss an das Spiel öffnet sich der Vorhang für Episode 1 der Doku „Wir sind die Löwen“. Einmalige und intime Einblicke in das Leben der Löwen, die kein Handball-Fan verpassen sollte, werden ab 21 Uhr auf Sky Sport zu sehen sein. Ausgerechnet in der historischen Saison 2019/20 mit Trainerwechsel und Corona-Abbruch haben Videoteams die Löwen begleitet, sind ihnen in die Hotels auf Auslandsreisen, auf die Bank bei entscheidenden Spielen und sogar ins Allerheiligste, die Kabine, gefolgt. „Wir sind die Löwen“: Ab diesen Donnerstag jede Woche auf Sky.