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Das Finale unter den vielen Endspielen

Heidelberg. Eigentlich hätten sie gleich im hohen Norden bleiben können, hätten ein Trainingslager am Meer einschieben können: Nach ihrem sonntäglichen Champions-League-Abstecher beim THW Kiel gastieren die Rhein-Neckar Löwen an diesemWochenende (Sonntag, 15.45 Uhr, live auf Sport1) nur ein paar Kilometer weiter bei der SG Flensburg-Handewitt. Die Bundesliga ruft.

Doch es ist kein Spiel wie jedes andere, kein Liga-Alltag. Im Gegenteil. Es ist quasi das Spiel der letzten Wochen, d a s Finale unter den vielen Endspielen: Gewinnt man, schiebt man sich auf den dritten Platz, den Champions-League-Platz. Verliert man in Flensburg, das derzeit einen Punkt mehr als die Badenern auf dem Konto hat, rückt die direkte Qualifikation für die Königsklasse in ganz weite Ferne.

Eine echte Drucksituation also, doch Olafur Stefansson und Co. können damit umgehen, sie wissen, was sie drauf haben, was möglich ist, wenn alle voll bei der Sache sind. Manager Thorsten Storm, der Ex-Flensburger, ist ebenfalls zuversichtlich: „Unsere Mannschaft ist mittlerweile deutlich selbstbewusster geworden“, erklärt er, „und unsere Auswärtsstärke tut ihr Übriges.“

Ans Hinspiel erinnern sich die Gelbhemden hingegen nur ungern zurück. In Mannheim gab’s was auf die Pfoten. Die Nordmänner enterten die SAP Arena, siegten mit 30:26. „Damals haben sie uns ganz schön überrascht“, pustet Storm tief durch, „aber nun haben wir die Chance das wieder gerade zu biegen, und somit unsere Saisonziele zu verwirklichen.“

Der Respekt vor Flensburg ist jedoch groß, nicht wegzudiskutieren. Vor allem die Abwehr, die ordentlich zu packen kann, verbreitet Angst und Schrecken. Auch der Gegenstoß ist nicht zu verachten. Vorzüge, durch die der Altmeister in dieser Spielzeit schon so manchen Kontrahenten überrascht hat. „Sie haben bislang eine überzeugende Runde gespielt.“ Storm nickt anerkennend, als er das sagt. Derzeit ist die Stimmung in Flensburg aber eher bescheiden.

Ein unerwartetes Negativerlebnis überschattet alles, bedrückt jeden: Die Kadetten aus Schaffhausen waren im Halbfinale des EHF-Pokals Endstation. Ein herber Rückschlag für den Cup-Sieger von 2007: In Flensburg siegte man mit 31:30, doch die 22:24-Pleite in Schaffhausen bedeutete am vergangenen Samstag das Aus auf europäischer Bühne. „Das hat mich schon ein wenig verwundert“, gesteht Storm, „damit haben sie eine wirklich gute Möglichkeit auf einen Titel ausgelassen.“

Auf seine Rückkehr in die Campushalle freut sich der Manager: „Das ist eine Reise in meine Heimat und das ist immer etwas Besonderes.“ Am Samstag ist es soweit: Gegen Abend wird der Löwen-Tross in Frankfurt in den Flieger steigen, erwartungsfroh, hochkonzentriert. So muss es auch sein. In Flensburg geht’s nämlich zur Sache. Ein Hexenkessel wie kürzlich in Kiel ist vorprogrammiert. Storm warnt, kennt seine Pappenheimer: „Die Halle ist ausverkauft, die machen richtig Stimmung. Jeder weiß, um was es geht.“ Denn die Ausgangslage ist klar: Flensburg reicht ein Remis, den Löwen nicht. Das Rudel ist also gefordert, muss die Zähne zeigen. Spannend wird’s, richtig aufregend…

Von Daniel Hund

 07.05.2010