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Das große Patrick-Groetzki-Interview, Teil 1

In der elften Saison für die Rhein-Neckar Löwen am Ball

Patrick Groetzki und die Rhein-Neckar Löwen – das passt einfach. Seit 2007 läuft der gebürtige Pforzheimer im gelben Dress der Löwen auf und hat dabei alle Höhen und Tiefen eines Handballer-Lebens mitgemacht. Nach seinem zehnjährigen „Dienstjubiläum“ im Sommer 2017 haben wir uns mit dem Löwen-Urgestein ausführlich unterhalten und dabei einen vielseitig interessierten, aufgeschlossenen und gedanklich reifen Menschen kennengelernt. Im ersten von drei Teilen spricht der 28-Jährige über den Saisonstart, seine Karriere-Planung und wie sich über die Jahre seine Einstellung zum Profisport gewandelt hat. 

Hallo Patrick, wie bewertest Du den Saisonstart mit dem ärgerlichen 22:27 bei Vizemeister Flensburg?

Patrick Groetzki: Die Niederlage gegen Flensburg hat schon wehgetan. Das war 2016/17 mit der Heimniederlage zu einem ähnlich frühen Zeitpunkt genauso. Aber man sollte das auch nicht überbewerten. Flensburg ist nun einmal extrem heimstark. Trotzdem ist es schade, wir hatten es selbst in der Hand. Dass man die Niederlage selbst verschuldet hat, ärgert einen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite gibt es einem aber auch ein gutes Gefühl, weil man weiß, dass man es eigentlich draufhat. Das ist das, woran man sich hinterher auch wieder hochziehen kann.

Was sagst Du zu Eurem Kader in dieser Saison?

Groetzki: Wir haben uns in der Breite auf jeden Fall verbessert. Mit Kristian Bliznac haben wir einen Mann mehr im Kader. Man merkt das auch im Training. Das Niveau ist besser geworden. Jemanden wie Kim Ekdahl du Rietz ersetzt man allerdings nicht so einfach. Vor allem im vergangenen Jahr war er einer der besten Rückraum-Linken der Welt. Er war insbesondere in der Abwehr sehr wichtig für uns. Er hat fast nie ein 1:1-Duell verloren, war in allen Systemen eine tragende Säule. Sein Abgang schmerzt am meisten. Momir Rnic kann unser Spiel verändern, weil er eine neue Wurfqualität mitbringt, die wir vorher nicht hatten. Filip Taleski geht in seiner Entwicklung voran.

Kannst Du Dir – analog zu Kim – ein frühes Karriereende vorstellen? Denkst Du – mit jetzt 28 – auch schon an die Karriere nach der Karriere?

Groetzki: Für mich kommt das nicht infrage. Dafür habe ich auch zu viel investiert in den Handball. Kim tickt da aber auch ganz anders. Für mich ist klar, dass ich so lange spielen will, wie ich ein gewisses Niveau halten kann. Dabei muss ich mich wohlfühlen. Wenn ich irgendwann merke, es geht nicht mehr nach vorne, sondern entwickelt sich in eine andere Richtung, dann würde ich einen Schlussstrich ziehen – und das auch recht zügig. Unnötig herauszögern würde ich das nicht – vor allem auch mit Blick auf das, was ich bisher schon alles erlebt habe. Ich kann mir nicht vorstellen, noch ein paar Jahre in der zweiten oder dritten Liga zu spielen, nur um das Karriereende heraus zu zögern. Dafür ist mein Ehrgeiz einfach zu groß. Zudem ist mir auch bewusst, dass es ein Leben nach dem Profisport gibt. Darauf bereite ich mich vor. Unter anderem mit einem Studium (dualer Studiengang Medien- und Kommunikationsmanagement, Anm. d. Red.).  

Weißt Du jetzt schon, ob Du nach Deiner aktiven Zeit im Handball bleiben und dort weiterarbeiten willst?

Groetzki: Noch habe ich da keine hundertprozentige Vorstellung. Ich bin ziemlich offen, was das angeht. Momentan sieht es eher so aus, dass ich etwas abseits des Handballs machen möchte. Ich habe das Handballgeschäft schon so lange und intensiv mitgemacht, dass ich gerade große Lust habe, auch einmal etwas anderes kennenzulernen. Das kann sich aber bis zum Karriereende noch ändern. Mit meinem Studium habe ich mich so breit aufgestellt, dass ich dann immer noch entscheiden kann, wohin genau ich gehen will.

Wenn die Löwen sagen würden: Bleib bei uns, mach‘ beispielsweise etwas in der Jugendarbeit?

Groetzki: Das wäre so etwas, das ich mir vorstellen könnte. Das würde mir sicher Spaß machen. Allerdings sehe ich mich da weniger als Trainer, sondern eher in einer koordinativen Funktion.

Wie lange willst Du noch spielen?

Groetzki: Wenn man sich beispielsweise Lexi (Alexander Petersson, Anm. d. Red.) und Goggi (Gudjon Valur Sigurdsson, A. d. R.) anguckt, sieht man, wie lange es gehen kann. Ich ordne schon länger vieles dem Sport unter, beispielsweise in Bezug auf Ernährung und Regeneration. Da habe ich auch über die Jahre viel dazugelernt.

Bist Du strenger mit Dir geworden?

Groetzki: Auf jeden Fall. Strenger – und auch erfahrener. Ich verzichte zum Beispiel seit einer Weile komplett auf Milchprodukte. Das tut mir gut, fühlt sich gut an. Ich mache mir einfach jetzt deutlich mehr Gedanken über solche Dinge als früher. Als jüngerer Spieler war ich da unbedarfter, habe mir beispielsweise zwischen Schule und SAP Arena auch mal einen Fleischkäs‘-Weck gegönnt.

Fällt Dir Verzicht generell schwer oder leicht?

Groetzki: Das fällt mir schon relativ leicht. Das gute Gewissen, wenn man sich besser ernährt, hilft mir dabei.

Hat das für Dich auch mit dem Commitment zu tun, einen Sport professionell zu betreiben?

Groetzki: Genau. Wir wollen alle das Maximale erreichen, und dazu müssen wir Dinge anders angehen, als das andere tun.

Gab und gibt es bei den Löwen Kollegen, von denen Du Dir wichtige Dinge in dieser Hinsicht abgucken konntest bzw. immer noch kannst?

Groetzki: Ja. Goggi und Bjarte Myrhol fallen mir da ein. Von beiden habe ich viel gelernt, gerade auch, was das Training angeht und das man da auch etwas extra machen kann. Vor allem Bjarte hat extrem viel dem Handball untergeordnet. Wenn man gesehen hat, was er noch außerhalb des Trainings macht, hat man auch schon einmal mit dem Kopf geschüttelt. Aber es war eben auch immer für etwas gut.

Goggis Fitnesszustand ist ja auch beeindruckend…

Groetzki: Klar. Das zeigt, wie professionell der Handballsport geworden ist und dass man auch in der Sommerpause etwas tun muss. Ich persönlich habe da auch den Ehrgeiz, dass ich beispielsweise bei den Lauftests gut abschneiden will und nicht total am Ende bin. Deshalb mache ich mittlerweile deutlich mehr als noch in meinen ersten beiden Jahren bei den Profis.

Fortsetzung folgt