Veröffentlichung:

Das Projekt Pokalsieg lebt

Eppelheim. Sie haben es geschafft. Wieder einmal. Die Rhein-Neckar Löwen – sie sind echte Wiederholungstäter. Der Handball-Bundesligist hat gestern Abend im DHB-Pokal-Viertelfinale die MT Melsungen mit 33:28 (19:12) besiegt und nimmt nun zum sechsten Mal in Folge am Final Four in Hamburg teil. Die Gelbhemden atmeten nach dem Erfolg kräftig durch, weil ein Etappenziel erreicht war. „Ich bin sehr zufrieden“, sagte Trainer Gudmundur Gudmunsson, während Manager Thorsten Storm scherzte: „Das war für den gesamten Klub ein ganz wichtiges Spiel. Gott sei Dank haben Melsungen und wir den gleichen Reiseveranstalter. Wenn wir verloren hätten, hätten die unsere Hotelzimmer bekommen können.“

Den letzten Schritt auf dem Weg in die Hansestadt meisterte das Team von Trainer Gudmundsson mit Bravour. Der Bundesliga-Vierte nahm seine Favoritenrolle an und ließ vor 2233 Zuschauern in der Eppelheimer Rhein-Neckar-Halle niemals Zweifel am Sieg aufkommen, auch wenn die Badener die Begegnung nach der zwischenzeitlichen 27:18-Führung (43.) ein wenig austrudeln ließen.

Konzentriert, motiviert und couragiert agierten die Löwen in der ersten Halbzeit, in der sie für beste Unterhaltung sorgten und praktisch schon zur Pause beim 19:12 alles klar gemacht hatten. Ganz stark präsentierten sich die Badener in der Offensive, sie ließen den Ball schnell laufen und nutzten ihre Chancen. Gegen eine überforderte Deckung der Nordhessen traf die Gudmundsson-Sieben fast nach Belieben.

Rechtsaußen Patrick Groetzki, eher für die trickreichen Würfe von der rechten Außenbahn und weniger für Dynamit im filigranen linken Arm bekannt, traf gleich zwei Mal aus dem Rückraum: Erst von der für ihn ungewohnten linken Seite zum 8:5 (14.), dann auch noch von rechts zum 14:9 (22.). „Wir hatten gegen die offensive Melsunger Abwehr viele Räume, die ich genutzt habe“, wollte Groetzki die Treffer nicht überwerten: „Es war ein wenig Glück dabei.“

Mitte der zweiten Halbzeit ließen die Löwen dann die Zügel ein wenig schleifen. „Es ist schwer, 60 Minuten die Konzentration hochzuhalten“, meinte Gudmundsson, „aber unser Sieg war zu keiner Zeit in Gefahr.“ Entgangen ist ihm allerdings nicht, dass sich seine Mannschaft im Pokal – wie zuvor schon in der Champions League – wieder einmal keine Blöße gab. Nur in der Liga folgen immer wieder Aussetzer. „Das müssen wir abstellen“, sagte der Trainer, „aber für einen jungen Verein wie uns ist das ein normaler Prozess. Uns fällt es schwer, in jeder Bundesliga-Partie zu 100 Prozent konzentriert zu sein. Daran arbeiten wir. Im Pokal wissen wir dagegen, dass mit einer Niederlage alles vorbei sein kann.“

Beim Final Four am 7. und 8. Mai nehmen die Löwen nun den Titel ins Visier. „Ich bin das vierte Mal dabei. Irgendwann möchte ich das Ding auch mal gewinnen“, sagte Groetzki. Die Gelbhemden sind gewillt, ihre Rolle als Wiederholungstäter entscheidend zu verändern. Sie möchten in diesem Jahr keine traurigen Final-Helden mehr sein, sondern umjubelte Sieger. Die Zeit für diesen historischen Triumph ist längst reif.

Von Marc Stevermüer

 03.03.2011