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„Der Präsident des Weltverbandes ist ein Problem für den Handball“

Thorsten Storm, Manager der Rhein-Neckar Löwen, über die Probleme der Handballbundesligisten und den wiedergewählten IHF-Präsidenten Hassan Moustafa.

ZEIT ONLINE: Der Präsident des Handballweltverbandes (IHF), Hassan Moustafa, ist wiedergewählt worden. Was bedeutet das für den deutschen Klubhandball?

Thorsten Storm: Diese Wahl ist ein Problem für den Handball, besonders für den europäischen Vereinshandball. Die IHF ist unter der Führung eines Präsidenten Hassan Moustafa nicht an den Sorgen und Problemen der Klubs interessiert.

ZEIT ONLINE: Welche Probleme sind das?

Storm: Wir sind Wirtschaftsunternehmen, wir sind Arbeitgeber, wir zahlen Gehälter zwölf Monate im Jahr. Wir müssen Profihandball in einem schwierigen Markt refinanzieren. Und wir sind auf uns allein gestellt. Spieler und Klubs sind die Leidtragenden eines katastrophal engen Terminkalenders. Woher die Vereine die Refinanzierung für die Gehälter nehmen sollen, interessiert die Verbände nicht. Es gibt viel zu viele Spiele, zu viele Turniere. Fragen Sie mal die Nationalspieler, was die davon halten. Da kommen gegen Ende der Saison alle auf dem Zahnfleisch nach Hause und vielen Klubs steht das Wasser bis zum Hals.

ZEIT ONLINE: Was müsste man ändern?

Storm: Letztlich geht es vor allem um ein Miteinander und dass endlich alle begreifen, dass wir in einem Boot sitzen. So könnte man einige Konkurse vermeiden und einige Spielerkarrieren verlängern. Wenn die EHF oder IHF die Personalkosten der Protagonisten aus den Einnahmen der Welt- und Europameisterschaften übernehmen würden, könnten sich die Klubs auch weniger Spiele leisten. Ich glaube nicht, dass der Ägypter Moustafa weiß, wie hoch die Kosten für die Berufsgenossenschaft und die Lohnnebenkosen für einen Nationalspieler sind.

ZEIT ONLINE: Warum nicht?

Storm: Dazu müsste man aber miteinander reden. Die IHF sieht die Vereine allerdings nicht als Gesprächspartner. Die EHF steht über die Group Club Handball (GCH) immerhin im Dialog, allerdings sieht ein gleichberechtigtes Miteinander wirklich anders aus. Aber wir sind immerhin auf einem Weg. Allerdings ist der Frust der Vereine groß.

ZEIT ONLINE: Die Umstände von Moustafas Wiederwahl waren suspekt: Der Opposition hat man das Mikrofon abgedreht, sein Widersacher wurde gemobbt und isoliert. Außerdem ist ihm nachgewiesen worden, an Schiedsrichtermanipulationen beteiligt gewesen zu sein. Das kann doch Handballvereinen nicht egal sein.

Storm: Das ist es auch nicht.

ZEIT ONLINE: Warum wehren sich die Vereine nicht gegen ihn?

Storm: Letztlich haben wir mit der Wahl nichts zu tun, das ist Sache der Nationalverbände.

ZEIT ONLINE: Aber wir leben in einem freien Land.

Storm: Tja, aber die Bewertung ist Sache der „Politiker“ unseres Sports. Ich zum Beispiel eigne mich gar nicht dafür, ich möchte mich mit unserem Sport und unserem Klub beschäftigen und wie man dieses Paket der sportinteressierten Öffentlichkeit am besten präsentiert.

ZEIT ONLINE: DHB-Präsident Ulrich Strombach hätte gegen Moustafa stimmen können.

Storm: Ich weiß nicht, wie Strombach gestimmt hat. Ich weiß nur, dass er große Erfahrung in Gremien und Verbandsarbeit hat. Aber sein Einfluss ist begrenzt.

Die Fragen stellte Oliver Fritsch.


  5. Juli 2009