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Der Rekonvaleszent als Matchwinner (BNN)

Kapitän Uwe Gensheimer führt Löwen zum Triumph

Nantes (miwi). Es sah fast so aus, als hätte jemand den Stecker bei Uwe Gensheimer gezogen. Als der Schlussgong des EHF-Pokal-Endspiels ertönte, sank der Linksaußen der Rhein-Neckar Löwen auf der Stelle zusammen und schlug die Hände vors Gesicht. Eine hollywoodreife Geschichte hatte in diesem Moment ihr Ende gefunden. Nach sechsmonatiger Verletzungspause feierte Gensheimer bei der Finalrunde in Nantes sein wahres Comeback und gewann mit seinem Team den ersten Titel der Clubgeschichte.

Eine Woche zuvor, im Ligaspiel gegen GWD Minden, war noch alles wie immer in den zurückliegenden Monaten. Die Löwen kämpften auf dem Feld, ihr Kapitän saß zwei Meter hinter der Bank und versuchte, zumindest moralisch von dort aus zu helfen. Seit dem 24. November war das so, nachdem Gensheimer die linke Achillessehne gerissen war. „Das, was Uwe hier in Nantes gezeigt hat, ist überragend“, sagte Gudmundur Gudmundsson.

Im Halbfinale gegen Frisch Auf Göppingen stand der Linksaußen insgesamt zehn Minuten auf dem Feld und half mit fünf Toren, davon vier per Siebenmeter, mit, den Einzug ins Endspiel zu sichern.

Seinen großen Auftritt hatte er sich aber für das Finale aufgehoben, dem größten Spiel in der Geschichte seines Clubs. Seit 2003 ist Gensheimer bei den Rhein-Neckar Löwen, die noch SG Kronau/Östringen hießen, als er als 17-Jähriger vom TV Mannheim-Friedrichsfeld zum damaligen Bundesliga-Aufsteiger wechselte. „Es wäre sehr bitter gewesen, wenn ich nach all den Jahren beim ersten Titel für diesen Verein nicht hätte spielen können“, sagte Gensheimer, als die Goldmedaille des Siegers bereits um seinem Hals hing. Den futuristischen Siegerpokal hatte er ein paar Minuten zuvor als Erster in die Höhe gestemmt. „Diesen Traum, den Pokal überreicht zu bekommen, hatte ich immer wieder und das hat mir in der Reha geholfen“, beschrieb der 26-Jährige seine Motivation in den vergangenen Monaten.

Gegen die Gastgeber aus Nantes stand Gensheimer 25 Minuten auf dem Feld. Zehn Tore, vier davon per Siebenmeter, machten ihn zum Matchwinner. „Das war nur unbändiger Wille“, sagte Gensheimer. Er wollte diesen Pokal mit aller Macht und ging dafür das Risiko ein, sich neuerlich verletzen zu können. „Wir haben alles getestet und in Kiel habe ich gemerkt, dass es geht“, erklärte der Nationalspieler. Im Auswärtsspiel beim THW vier Tage vor dem Finalturnier hatte Gensheimer sein Comeback gegeben und stand drei Minuten auf dem Feld. In Nantes startete er dann voll durch. „Heute hat Uwe gezeigt, warum er der wohl beste Linksaußen in der Handballwelt ist“, sagte Patrick Groetzki.