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Der schwarze Tag von Hamburg
Löwen gehen im Pokal-Halbfinale gegen Flensburg unter
Herbe Enttäuschung, lähmendes Entsetzen, ein gebrauchter Tag für die Rhein-Neckar Löwen. Der Flensburg-Fluch der Löwen hält an. Auch im zehnten Anlauf, den deutschen Handball-Pokal zu gewinnen, sind die Mannheimer erneut gescheitert. Im Halbfinale des REWE Final Four unterlagen die Gelbhemden dem Dauerrivalen SG Flensburg-Handewitt deutlich mit 23:33 (16:18) Toren. Wieder einmal, wie schon dreimal zuvor, waren es die Norddeutschen, die der Truppe von Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen den Weg zur Pokaltrophäe verbauten. Bereits zur Pause lag der Deutsche Mneister mit zwei Treffer in Rückstand, ehe im zweiten Durchgang eine unerklärliche Torflaute die deutliche Niederlage besiegelten. Von der 37. Min. (20:21) bis zum 22:29 (56. Min.) konnten die Mannheimer den überragenden SG-Keeper Kevin Moeller nur zweimal überwinden.
Was für eine Stimmung, welch eine Atmosphäre zu Beginn. Das „Vorspiel“ zwischen dem SC DHfK Leipzig und dem THW Kiel, in dem sich der Rekordmeister mit 35:32 (19:19) für das morgige Finale durchsetzte, hatte die 13.200 Zuschauer in der ausverkauften Hamburger Barclaycard Arena bereits auf die richtige Betriebstemperatur gebracht. Ohrenbetäubender Lärm, Fangesänge von den Rängen und dröhnende Töne aus den Lautsprechern kündigten an: Die Löwen treffen auf den Bundesliga-Spitzenreiter aus Flensburg. Knapp 1500 Löwen-Fans, die meisten von ihnen im gelben Shirt, feuerten enthusiastisch ihr Team an, das durch einen Doppelschlag von Alexander Petersson auch schnell 2:1 in Front ging. Doch der Gegner von der dänischen Grenze ließ sich so früh nicht abschütteln. Immer wieder war es Rasmus Lauge, der aus dem linken Rückraum Druck auf die Löwen-Abwehr ausübte. Ein Siebenmeter von Anders Eggert, ein Gegenstoß von Lasse Svan und erneut Rasmus Lauge brachten die Truppe von Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen mit 3:5 (10.) in Rückstand. Aber die Flensburger hatten ihre Rechnung ohne Kim Ekdahl du Rietz gemacht. Der Schwede im gelben Trikot netzte in drei Angriffen jeweils ein und sorgt so für den 7:7-Gleichstand, ehe Andy Schmid mit einem fulminanten Treffer, bei dem der Ball im Tornetz hängen blieb, den Deutschen Meister wieder in Front brachte (8:7). Auch die nächsten Angriffe konnten die konzentriert aufspielenden Löwen verwerten, sodass nach dem 10:9 von Alexander Petersson SG-Torhüter Mattias Andersson entnervt sein Tor verließ und Platz für Kevin Moeller machte. „In der ersten Halbzeit haben wir richtig gut im Angriff gespielt“, meinte später Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen. Es war die einzige Phase der Partie, in der die Mannheimer auf Augenhöhe mit den Flensburgern agierten. Aber dann kam der Augenblick, in dem der neue SG-Torhüter Kevin Moeller auf sich aufmerksam machte, als er einen freie Chance von Gudjon Valur Sigurdsson vereitelte.
Bei den Norddeutschen fiel kaum ins Gewicht, dass Rasmus Lauge nach fünf Toren Platz auf der Bank nahm. Für ihm kam Petar Djordjic auf das Feld und markierte prompt drei Treffer, sodass Flensburg ein 18:16 mit in die Pause nehmen konnte. Dank der tollen Unterstützung ihrer Fans begannen die Löwen ihre Aufholjagd und verkürzten dank Ekdahl du Rietz und Alexander Petersson auf 20:21 (37.). Jetzt war es abermals Kevin Moeller im Gehäuse der Vranjes-Truppe der mit großartigen Paraden und tollen Reaktionen die Löwen zur Verzweifelung brachte. „Durch die Leistung von Moeller kam nach dem 20:21 Unruhe in unser Spiel. Da verliert man schnell den Glauben, wir haben dann auch richtig viele Fehler gemacht“, erklärte Nikolaj Jacobsen den Knackpunkt der Partie. Es war wohl eine reine Kopfsache, die gut gestaffelte 6:0-Deckung der SG nicht überwinden zu können – und die Würfe, die dennoch ihren Weg zum SG-Tor nahmen, wurden eine Beute von Moeller. So nahm das Löwen-Schicksal seinen Lauf. Der Rückstand nahm zunächst die Form einer hohen Niederlage an, als der Löwen-Coach beim 21:26 in der 47. Minute schon seine dritte Auszeit nehmen musste. Die Besprechung am Spielfeldrand nutzte jedoch wenig, denn der Rückstand geriet jetzt zu einem Dilemma, weil im Löwen-Angriff nichts mehr passte und auch die Abwehr sich löchrig präsentierte. Beim 21:29 (56.) stand das Dilemma fest, ehe das 23:33 am Ende von der Anzeigentafel leuchtete.
Mit hängenden Köpfen verließen die Löwen das Spielfeld, während der flensburger Anhang skandierte: „Oh, wie ist das schön“. Patrick Groetzki fand den Mut, in der anschließenden Pressekonferenz die Vorstellung zu kommentieren: „Bis zum 20:21 war es ein Spiel auf Augenhöhe, dann verpassen wir eine Chance zum Ausgleich. Als dann Kevin Moeller das SG-Tor zunagelte, waren wir ganz weit weg davon, Flensburg überhaupt gefährden zu können.“
Rhein-Neckar Löwen – SG Flensburg – Handewitt 23:33 (16:18)
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Bauer (ab 49.); Schmid (2), Sigurdsson (2/2), Manaskov (1), Baena Gonzales, Steinhauser, Larsen (1), Pekeler (3), Groetzki (1), Reinkind, Taleski, Guardiola (2), Petersson (5), Ekdahl du Rietz (5).
SG Flensburg-Handewitt: Andersson, Moeller(ab 20.); Karlsson, Eggert (6/4), Glandorf (1), Mogensen (3), Svan (4), Wanne, Djordjic (4), Jakobsson (2), Heinl, Toft Hansen (4), Lauge (8), Mahé (1).
Schiedsrichter: Baumgart, Wild (Neuried, Offenburg) – Zuschauer: 13.200 – Zeitstrafen: 4 Min. : 4 Min. ( Pekeler/zwei – Karlsso/zwei) – Siebenmeter: 2/2: 4/4.