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„Die Jungs machen es einem leicht, ins Team zu finden“
Nach einer von Verletzungen getrübten Saison will Albin Lagergren voll angreifen und freut sich auf seinen „Neustart“ mit den Löwen
Um Albin Lagergren vorzustellen, muss man nur Martin Schwalb zuhören: „Spielerisch ein ganz, ganz starker Mann, der genau weiß, in welche Lücken er gehen muss. Und er ist bereit, da auch hinzugehen. Das macht er supergut.“ Seit dem 1. Juli kann sich der Cheftrainer der Rhein-Neckar Löwen offiziell über den Neuzugang in seinen Reihen freuen, beim Trainingsstart zu Beginn der Woche gab es das erste Hallo mit der Mannschaft.
Ein Gutteil seiner neuen Kollegen kennt der 27-Jährige aus der schwedischen Nationalmannschaft. Mit den Herren Appelgren, Palicka, Nielsen und Tollbring war er zuletzt im Januar zusammen. Bei der Heim-EM lief es, gelinde gesagt, nicht ganz wie geplant. Bei den Löwen soll das anders werden. „Man kann schon sagen, dass es für mich ein Neustart werden soll“, sagt Albin Lagergren. Und das nicht nur wegen der EM, in die man große Erwartungen gesetzt hatte und aus der man am Ende als Siebter relativ trostlos herausgehen musste.
Sinnbildlich für fast die komplette Saison 2019/20 verletzte sich Albin während des Turniers. Im Training hatte er einen Ellenbogen an den Kopf bekommen – Gehirnerschütterung. Er kam zwar noch einmal zurück, kämpfte in der von Schwalbe so geschätzten Art weiter und weiter, erzielte im wichtigen Hauptrundenspiel gegen Norwegen zwei Tore. Doch nach der 20:23-Niederlage war das Turnier für den Kämpfer Lagergren und seine schwedischen Landsleute gelaufen.
Erst der Fuß, dann der Kopf
Gelaufen hätte auch die Überschrift sein können für eine Saison, die durchzogen war von kleineren und größeren Verletzungen und in die Albin deshalb nie so richtig einen Fuß bekam. Apropos Fuß. Damit fing das Übel an: Im April 2019 brach er sich den rechten Fuß, erst im September stand er für den SC Magdeburg wieder auf der Platte. Als er sich gerade Stück für Stück Richtung Topform arbeitete, passierte die Sache mit dem Kopf, die sich bis nach der EM und tief in die zweite Saisonhälfte hinein zog: Der Halbrechte mit dem unnachahmlichen Durchsetzungsvermögen hat wahrlich kein leichtes Jahr hinter sich. Davon runterziehen lassen will sich Albin Lagergren ganz sicher nicht.
An seinem ersten echten „Arbeitstag“ bei den Löwen steht jedenfalls ein gut gelaunter junger Mann im Trainingszentrum in Kronau. Anschluss findet er direkt, nicht nur bei den schwedischen Kollegen. „Die Jungs machen es einem leicht, ins Team zu finden“, sagt Albin Lagergren. Natürlich sei es schön, vier der neuen Mitspieler aus der Nationalmannschaft zu kennen. Mit Jerry Tollbring ist er schon länger befreundet. Kennengelernt hat man sich bei IFK Kristianstad, von wo Linksaußen Tollbring 2017 zu den Löwen wechselte. Der schwedische Serienmeister ist ein, wenn nicht das Sprungbrett in die Handball-Bundesliga.
Im IFK-Kader von 2015/16 zum Beispiel standen mit Nebojsa Simic, Andreas Cederholm, Christian O’Sullivan, Kristjan Björnsen, Anton Lindskog sowie den Jetzt-Löwen Tollbring und Lagergren gleich sieben Spieler, die mittlerweile in der stärksten Liga der Welt unter Vertrag stehen – und das überwiegend in tragenden Rollen. „Es ist schön zu sehen, dass wir uns alle so gut entwickelt haben“, sagt Albin Lagergren, der die Zeit in Kristianstad genossen hat. Fünf Jahre spielte er für den Klub, feierte bis auf einmal jedes Jahr die Meisterschaft, debütierte auf der großen Bühne Champions League: „Kristianstad ist die beste Möglichkeit, sich zu entwickeln und dann auch zu empfehlen. Es war sehr schön für mich, so lange in diesem Umfeld gewesen sein zu können.“
Inspiration von höchster Stelle
In Kristianstad wurde er auch zum Nationalspieler und nicht zuletzt wegen seiner mitreißenden Spielweise für andere Klubs interessant. 2018 wechselte Albin zum SC Magdeburg. Die Zeit dort, macht er klar, will er auf keinen Fall missen, wenngleich das zweite Jahr von Verletzungen getrübt war. „In meinem ersten Jahr bin ich super reingekommen, das lief richtig gut. Die Fans sind sehr emotional. Es hat immer Spaß gemacht, vor diesen Leuten zu spielen. In der Halle war eine großartige Stimmung.“
In Magdeburg stellte der Linkshänder mit dem alten IFK-Kameraden O’Sullivan und Mittelmann Marko Bezjak eine der spielstärksten Rückraum-Reihen der Bundesliga. Bei den Löwen muss er sich in dieser Hinsicht nicht groß umstellen. Andy Schmid auf der Mitte, daneben Romain Lagarde und Mait Patrail: Da muss man sich in Sachen Spielfluss eigentlich keine Sorgen machen, oder? „Auf keinen Fall! Ich habe richtig gute Jungs neben mir und freue mich riesig, mit ihnen zusammenzuspielen.“ Das gilt nicht zuletzt für seine eigene Position. In einem Team mit Niclas Kirkeløkke und Alexander Petersson könne er nur profitieren und sich weiterentwickeln, findet Albin Lagergren.
Der Fußball-Fan, der wie sein Neuzugangs-Kollege Mait Patrail Anhänger von Manchester United ist, bringt alles mit, um nicht nur sich, sondern auch das Spiel der Löwen weiterzuentwickeln. Sein großes Vorbild ist übrigens einer, der jetzt da arbeitet, wo Albin Lagergren einst den Durchbruch bei den Profis schaffte. Seit Januar 2019 wird IFK Kristianstad von Ljubomir Vranjes trainiert. Ljubo muss man sowohl als Spieler, als auch als Trainer zu den spannendsten Figuren der Branche zählen. Sein Spielstil, der von unfassbarer Dynamik und furchtlosen Zweikämpfen geprägt war, hat den jungen Albin Lagergren fasziniert: „Es war cool zu sehen, dass ein so kleiner Spieler so erfolgreich spielen kann. Und es war einfach schön, ihm zuzusehen.“
Bewusst etwas abgeschaut habe er sich von Ljubo zwar nicht. „Aber vielleicht hat ja seine Vorliebe für das Eins-gegen-eins ein bisschen auf mich abgefärbt“, sagt Albin Lagergren und lacht.