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„Eine Philosophie, auf die wir stolz sein können und die die anderen erschreckt“

Auf der Pressekonferenz zum Trainingsstart skizziert Löwen-Trainer Martin Schwalb, wohin er sportlich mit seiner Mannschaft möchte

Löwen-Trainer Martin Schwalb.

Den Satz des Tages sagt Martin Schwalb: „Wir wollen uns eine Spielphilosophie geben, auf die wir stolz sein können und die die anderen erschreckt.“ In gewohnt klaren und verbindlichen Worten umreißt der Cheftrainer der Rhein-Neckar Löwen, was er sich für die Saison 2020/21 vorgenommen hat. Der Fokus der Pressekonferenz zum Trainingsstart liegt – man könnte sagen: endlich! – auf dem Sportlichen. Wenngleich Corona, wen wundert‘s, nach wie vor einen großen Platz einnimmt.

Desinfektion, Fiebermessen, das Anlegen eines Mund-Nase-Schutzes: Dies alles geschieht für Besucher der Pressekonferenz vor dem Betreten der Halle. Die Löwen haben ein mit der Gemeinde Kronau und dem zuständigen Gesundheitsamt abgestimmtes Hygienekonzept implementiert. Am Mittwochmorgen besteht dieses seinen ersten „Stresstest“. Mehrere Fernsehteams, Rundfunk- und zahlreiche Print-Journalisten, interne und externe Fotografen: Im Kronauer Trainingszentrum der Löwen herrscht reger und zugleich streng reglementierter Betrieb.

Seit Mitte März waren die Löwen – zumindest im physischen Sinne – nicht mehr derart zugänglich gewesen für die Medienvertreter. Groß ist die Neugier auf das gegenseitige Wiedersehen, ganz allgemein auf die Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs. „Wir wissen es zu schätzen, dass wir wieder hier sein dürfen. Es waren harte Monate für uns alle, in denen uns die Geschäftsgrundlage entzogen war. Jetzt wollen wir in kleinen Schritten zurück Richtung Normalität“, sagt Jennifer Kettemann. Die Geschäftsführerin der Löwen lobt explizit die Geschlossenheit des Klubs: „Ein großes Lob geht an das gesamte Team, die Geschäftsstelle und die Spieler. Wir haben einen tollen Zusammenhalt.“

Schwalbe will für Überraschungseffekte sorgen

Wie es sein muss: Die Spieler lauschen ihrem Coach.

Diesen, da ist sich Jennifer Kettemann sicher, werde man auch in den kommenden Wochen und Monaten brauchen. Das vorrangige Ziel mit Blick auf den Spielbetrieb müsse es sein, Zuschauer in die Hallen zu bekommen. Dafür arbeite man mit vereinten Kräften an einem Hygienekonzept. Apropos vereinte Kräfte: Nichts anderes steht aktuell auf der Agenda von Trainer Martin Schwalb, der sich nach der langen Corona-Pause erst einmal ein Bild machen muss von der Verfassung seiner Spieler. „Die ist bei allen gut bis sehr gut“, verteilt der Coach beste Noten für seine Jungs und gibt gleich noch einen Ausblick in das, was er mit ihnen vorhat: „Wir wollen die Stärken jedes einzelnen zur Geltung bringen und darüber die Stärke der Mannschaft generieren.“

Was nach viel Arbeit klingt, ist auch viel Arbeit. Arbeit, die der Vollblut-Handballer gerne angeht, wenn auch unter ganz speziellen Bedingungen. „Dies ist meine 17. Vorbereitung auf eine Bundesliga-Saison und mit Sicherheit die außergewöhnlichste“, sagt Schwalbe, der mit dem HSV Hamburg alles gewonnen hat, was man im Vereinshandball an wichtigen Trophäen gewinnen kann. Den Löwen will er zunächst einmal vor allem das beibringen, was in dem Zitat ganz oben unter Spielphilosophie verbucht wurde. Beispiele gefällig? „Es geht um Tempospiel, um spezielle Abläufe in der zweiten Welle, aber auch um die Abwehr oder das Überzahlspiel. Und dann wollen wir auch für den einen oder anderen Überraschungseffekt sorgen. Auch das soll unser Markenzeichen werden“, führt Schwalbe aus.

Dass ihm für dieses Vorhaben mit Mait Patrail und Albin Lagergren „zwei neue Waffen“ (O-Ton Schwalb) zur Verfügung stehen, freut den Trainer. Er sieht im aktuellen Löwen-Kader viel Klasse und enormes Potenzial. Eine konkrete Kampfansage Richtung Konkurrenz vermeidet er, sagt aber ganz klar: „Zu der Spitze hat uns in den vergangenen zwei Jahren ein gutes Stück gefehlt. Um das aufzuholen, müssen wir verdammt hart arbeiten. Unser Ziel ist es, ein paar der Mannschaften, die uns zuletzt überholt haben, wieder hinter uns zu lassen.“

Fahrplan für die nächsten Wochen

Jennifer Kettemann.

Wie geht es nun weiter bei den Löwen? Nach der ersten Trainingswoche geht es ins freie Wochenende, danach in Trainingswoche zwei mit dem Löwen Saisonstart auf dem Carstival in Mannheim am 29. Juli und von dort aus ins Trainingslager nach Ischgl. Hier werden die Löwen vier Tage verbringen. Neben Teambuilding steht auch die eine oder andere Trainingseinheit auf dem Programm. Vor Ort pflegen die Löwen langfristige Partnerschaften, unter anderem mit dem Sporthotel Silvretta, das in dieser Zeit exklusiv für die Besucher aus der Handball-Bundesliga geöffnet hat und mit erstklassigen Bedingungen für einen solchen Aufenthalt aufwartet. Nach rund zehn Tagen „frei“ mit individuellem Trainingsplan startet dann Mitte August die „heiße Vorbereitungsphase“. Ende August soll dann auch der sogenannte Baden-Württemberg-Cup starten. Genauere Informationen hierzu folgen demnächst.

Bis dahin wollen die Löwen auf einem guten Weg sein, die physischen Voraussetzungen schaffen für eine lange Saison mit unfassbar vielen Spielen. Im Moment freuen sich alle nur, dass es wieder losgeht. Am schönsten beschreibt es Oliver Roggisch, der Sportliche Leiter: „Es wurde Zeit, endlich wieder mal Hallenluft zu schnuppern und einen geharzten Ball in die Hände zu nehmen. Das hat uns allen so sehr gefehlt.“