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„Die Kräfte werden gebündelt“

Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm im Interview

Das Jahr 2013 ist auf der Zielgeraden angekommen. Es liegen stressige Reisen und kräfteraubende Partien hinter den Rhein-Neckar Löwen. Noch ein Spiel steht auf dem Plan der Badener: Am Donnerstag, dem zweiten Weihnachtsfeiertag (17.15 Uhr) in der Mannheimer SAP Arena gegen den TSV GWD Minden. Die Halle öffnet um 15.45 Uhr, es gibt noch Tickets an der Tageskasse. Und auch diese Partie wollen die Gelbhemden siegreich gestalten und die bislang makellose Heimbilanz wahren. Manager Thorsten Storm sagt „Danke“ für die Unterstützung in den zurückliegenden Monaten. Und: „Ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute für unsere Fans, Partner und Sponsoren, kurz für die komplette Löwenfamilie in 2014!“ Wir sprachen mit Thorsten Storm über die Hinrunde, die Entwicklung des Vereins und seine Hoffnungen auf den „Tag des Handballs“.

Herr Storm, die Rhein-Neckar Löwen haben am Ende der Saison 2012/2013 den EHF-Cup gewonnen und sich für die Champions League qualifiziert. Nach dieser erfolgreichsten Saison in der Vereinsgeschichte ist die Mannschaft auch in der aktuellen Spielzeit in allen drei Wettbewerben noch aussichtsreich im Rennen. Ihr Jahresrückblick dürfte entsprechend positiv ausfallen . . .

Thorsten Storm: Wir sind noch in allen Wettbewerben dabei. Das ist meine erste Bilanz. Die wichtigen Entscheidungen fallen dann 2014 in der Rückrunde. Die gute Entwicklung der zurückliegenden zwei Jahre setzt sich aber auch in dieser Saison bislang fort.

Was war mit den Löwen Ihr ganz persönliches Highlight in diesem Jahr und was hat Ihnen weniger gefallen?

Storm: Der Pokalsieg in Kiel und der damit verbundene Einzug ins Viertelfinale waren einfach klasse. Die Mannschaft war auf den Punkt hellwach und hat das super gemacht. Der enge Terminplan sieht aber auch andere Erlebnisse vor: Die hohe Niederlage in Hamburg tat in der Art und Weise sehr weh und auch die Niederlage in Lübbecke durfte so nicht sein.

Nach dem Spiel gegen Minden ruht der Liga-Betrieb und läuft erst Anfang Februar wieder an. Was erhoffen Sie sich in der zweiten Saisonhälfte und welche Ziele sind realistisch?

Storm: Wir haben die direkten Konkurrenten außer Flensburg alle noch zu Hause in der SAP Arena. Vielleicht geht da noch mehr in der Liga. Im Pokal wollen wir jetzt ins Final Four und haben mit dem starken Zweitligisten VfL Bad Schwartau im Heimspiel eine lösbare Aufgabe vor der Brust. In der Champions League wäre das Viertelfinale eine schöne Sache. Am wichtigsten wird sein, wie alle Spieler aus der EM-Pause zurückkehren.

Die Basis für sportlichen Erfolg scheint also gegeben, wie ist es um die wirtschaftliche Situation bestellt?

Storm: Wir haben nach dem kurzfristigen Ausstieg unseres Hauptgesellschafters Jesper Nielsen einen Totalschaden erlebt. Wir haben den Kampf ums Überleben alle zusammen angenommen und sind vor den Problemen nicht weggelaufen. Mittlerweile sind wir jetzt auf dem richtigen Weg, aber wir brauchen noch mehr Unterstützung aus der Region und mehr Zuschauer und Fans, damit es passt.

Ein Posten im Etat sind natürlich auch immer die Einnahmen, die sich über die Zuschauerzahlen ergeben. Sind sie mit der aktuellen Entwicklung zufrieden?

Storm: Wir haben einen schwierigen Terminplan. Der zudem viel zu voll ist. Niemand kann sich darauf einstellen. Champions League und Bundesliga sind Konkurrenten um Tickets, Fans und Termine. Das geht eigentlich alles gar nicht. Aber wir sind zurzeit auf dem Stand der Vorsaison, wenn man die Spiele aktuell vergleicht. Zufrieden bin ich damit aber nicht, denn die Mannschaft hätte sich mehr Resonanz verdient.

Die aktuelle Spielzeit ist zur Hälfte absolviert, der Blick geht aber zugleich auf die Saison 2014/2015. Mit Nikolaj Jacobsen steht der neue Trainer fest, mit Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki, Andy Schmid und Bjarte Myrhol konnten wichtige Stützen bei den Löwen gehalten werden. Ist der Klub für die mittelfristige Zukunft gerüstet oder muss der Kader noch weiter verjüngt werden?

Storm: Die erste Sieben bleibt komplett zusammen. Alles andere entscheidet auch der wirtschaftliche Etat, der zur Verfügung steht. Wir haben bereits junge Topspieler im Auge und werden unseren Weg konsequent weiter verfolgen. In dieser Hinsicht stehen wir sehr gut da und jede Entscheidung passt.

Nikolaj Jacobsen steht im Ruf, gut mit jungen Spielern arbeiten zu können. Zuletzt sind Namen wie Mads Mensah Larsen von Jacobsens aktuellem Klub Aalborg oder Harald Reinkind gefallen. Larsen ist 22 Jahre alt, Reinkind erst 21. Würden solche Spieler in das Löwen-Konzept passen?

Storm: Wir haben jetzt mit Gudmundur Gudmundsson einen sehr guten Trainer, der erfolgreich arbeitet. Alles andere ist Zukunftsmusik. Nikolaj Jacobsen hat in Aalborg eine junge Truppe, muss sich in der Bundesliga allerdings auch erst einmal beweisen. Ich hoffe, er kann die gute Arbeit von Gudmundur hier bei uns fortführen. Die genannten Spieler sind klasse und würden natürlich in unsere Philosophie passen. Aber das tun sie bei anderen Klubs auch.

Im Januar steht die Europameisterschaft in Dänemark an, erstmals finden die kontinentalen Titelkämpfe ohne deutsche Beteiligung statt. Wie bewerten Sie diese Zwangspause?

Storm: Fast alle Spieler aus unserem Kader sind mit ihren Nationalmannschaften unterwegs. Auch die deutschen Spieler haben Testspiele. Dass wir als wichtiges Handball-Land nicht bei der EM sind, ist für den Handball natürlich ein großer Mist. Aber ich hoffe, dass wir 2015 in Qatar wieder an Bord sind.

Beim Deutschen-Handball-Bund hat es in diesem Jahr einen Wechsel an der Spitze gegeben, es wurden neue Strukturen geschaffen und gemeinsam mit Dänemark die WM 2019 an Land gezogen. Macht Ihnen das Hoffnung für die Zukunft?

Storm: Ja, ich glaube, dass wir uns entwickeln. Aber so etwas dauert seine Zeit. Es wurde viel versäumt, nun wird auch der richtige Weg nicht von heute auf morgen gleich spürbar werden. Aber es werden die Kräfte gebündelt ohne Rücksicht auf Eitelkeiten und alte Zöpfe – und nur das zählt für mich.

Am 6. September 2014 beim „Tag des Handballs“ in Frankfurt gehen die Löwen und der HSV Hamburg als Profi-Vereine sowie die Landesverbände aus dem Südwesten und Jugendmannschaften an der Basis gemeinsam in die Öffentlichkeit. Was erhoffen sie sich von diesem Handball-Fest?

Storm: Genau das, den Schulterschluss von oben bis ganz nach unten. Wir können nur alle zusammen unseren Sport nach vorne bringen. Der kleine Freizeithandballer, die Landesverbände, die Fans, Nationalspieler und die Bundesliga. Ich hoffe, dass alle Handballfans der Region und unsere Partner diesen Tag unterstützen werden.

Wie ist die bisherige Resonanz auf diese Veranstaltung?

Storm: Es haben sich schon 80 Vereine für das Turnier angemeldet. Das ist echt stark. Tickets sind auch schon knapp 15000 raus. Ich hoffe auf einen großen Tag für den gesamten Handball.

Was wünschen sie sich ganz persönlich für 2014?

Storm: Gesundheit für meine Familie und alle Freunde und etwas mehr Zeit für meinen kleinen Sohn Henry Theodor.