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Die Löwen haben es selbst in der Hand (RNZ)
Heidelberg. Es waren Bilder, die man so in Flensburg schon gar nicht mehr kannte. Da jubelten am Mittwochabend tatsächlich die Anderen, die Falschen. Die Gelben, nicht die Roten. Was war da nur passiert? Viel. Aber letztlich war es vor allem der bärenstarke Abwehrverbund der Rhein-Neckar Löwen, der den Nordlichtern das Leben zur Hölle machte. Erstmals seit dem 7. Dezember 2011 fiel sie wieder, die Heimfestung der SG Flensburg-Handewitt. Nach dem 27:23 (13:13)-Coup der Badener war es mucksmäuschenstill in der Flens-Arena. Nur auf Höhe der Mittellinie war der Geräuschpegel hoch. Da ging es drunter und drüber. Dort wurde gehüpft und gesprungen, gefeiert und gelacht. Die Löwen waren los, feierten den Feiertag an der Ostsee ausgelassen.
Der Manager freute sich auch, aber anders. Er stand draußen, abseits der Platte, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Spiele gegen Flensburg sind nämlich immer etwas Besonderes für ihn. Thorsten Storm ist im hohen Norden aufgewachsen. Auch gearbeitet hat er für die SG. Als Manager holte er vier Titel an die Förde. Am Mittwochabend zählten aber nur die Löwen. Storms Fazit: „Das war ein optimaler Start in eine interessante zweite Saisonhälfte. Wir waren wirklich sehr gut auf dieses Match vorbereitet.“
Wie rosarot die Löwen-Welt derzeit erstrahlt, zeigt sich vor allem bei einem Blick auf die Tabelle der Handball-Bundesliga: Dritter sind sie zwar nach wie vor, doch der Rückstand auf Flensburg ist auf ein Pünktchen geschmolzen. Bis zu den Kielern sind es fünf. Verlockende Aussichten, denn die Löwen haben eine vermeintliche leichte Rest-Rückrunde vor sich. Sämtliche dicke Brocken, die noch kommen, empfängt das Rudel in der heimischen SAP Arena. Storm weiß das natürlich. Den Ball hält er trotzdem flach. Er sagt: „Vor uns liegt noch ein langer Weg, aber wir haben es selbst in der Hand. Das ist das wichtige.“
Der Liga-Endspurt verspricht demnach Spannung pur. Und Schwerstarbeit. Da gilt es einen kühlen Kopf zu bewahren und einen vollen Akku. Gestern wurde der mal wieder aufgeladen. Trainer Gudmundur Gudmundsson gab frei. Beine hochlegen war angesagt. Gudmi schmunzelnd: „Das ist quasi ihre Siegprämie für den tollen Erfolg in Flensburg.“
Er selbst arbeitete. Der Isländer nahm bereits den nächsten Gegner per Videostudium ins Visier. Und der hat es in sich: Am Sonntag ab 19 Uhr gastiert der MKB Veszprem im Ufo. Es ist Champions-League-Zeit. „Das ist für mich eine der stärksten Mannschaften, die es derzeit im Handball gibt“, pustet Gudmundsson tief durch. Storm nickt: „Veszprem ist sicher einer der Topfavoriten auf den Titel. Sie haben ihre ganze Saison auf die Königsklasse ausgerichtet.“
Der Kader der Ungarn ist furchteinflössend: Stars, überall Stars. Torhüter Mirko Alilovic zum Beispiel. Oder die Rückraum-Granaten Laszlo Nagy und Momir Ilic. „Das ist eine Riesen-Aufgabe für uns.“ Sagt Storm. „Auch deshalb hoffen die Jungs am Sonntag auf viele Fans.“
Nichts Neues gibt es übrigens in Sachen Niklas Landin. Der Löwen-Hexer hat sich noch immer nicht entschieden, ob er seinen 2015 auslaufenden Vertrag verlängert oder nicht. Der Däne sondiert weiterhin den Markt. Storm versteht ihn: „Niklas fühlt sich hier sehr wohl, aber ein Spieler wie er bekommt natürlich von allen Spitzenverbänden tolle Angebote.“
Und wie sieht es mit einem weiteren Torhüter für die neue Saison aus? Oder bleibt Goran Stojanovic noch für ein weiteres Jahr? Auch hier ist laut Storm noch nichts spruchreif. Der Nordmann: „Es muss sportlich aber auch wirtschaftlich passen. Es ist immer schwierig, einen Verein zu konsolidieren und gleichzeitig den größtmöglichen sportlichen Erfolg zu schaffen.“
Von Daniel Hund