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Die Löwen legen los

Heidelberg. Die ersten ein, zwei Wochen werden hart. Zunächst werden sie sich wohl fühlen wie Leichtathleten, die Handballer der Rhein-Neckar Löwen. Mit unzähligen Ausdauerläufen, mal im Wald, mal auf der Tartanbahn, wird Kondition gebolzt. Und wer Trainer Ola Lindgren kennt, der weiß: auch der Kraftraum wird vorübergehend zur zweiten Heimat. Das badische Rudel startet am Freitag mit der Saison-Vorbereitung.

Die Vorfreude auf die neue Spielzeit fällt bei den Löwen-Machern zwiespältig aus. Auf der einen Seite ist man heiß, möchte Siege einfahren, auf der anderen eher vorsichtig, leicht verunsichert. Was verständlich ist: Das Drama um Karol Bielecki, der sein linkes Augenlicht verloren hat, erzeugt nach wie vor Sorgenfalten, sorgt für eine riesige Baustelle auf Halblinks. Denn wie es mit dem polnischen Rückraum-Kunstschützen weitergehen wird, steht in den Sternen: „Karol hat den ersten Schock verdaut“, berichtet Löwen-Manager Thorsten Storm, „er wird nun zu Beginn der Vorbereitung einen Arbeitsversuch unternehmen.“ Fakt ist: Für einen Spieler von seinem Format gibt es auf dem Markt derzeit keinen Ersatz. Die Löwen werden trotzdem die Augen offen halten. Storm sagt: „Wir warten die nächsten Wochen ab. Es ist für alle keine leichte Situation.“

Manch einer vermutete, dass die Badener das ohnehin tun würden. Schließlich ist Grzegorz Tkaczyk, der zweite Halblinke, ebenfalls ein Unsicherheitsfaktor. Schuld ist sein linkes Knie. Es zwickt und zwickt. In den vergangenen zwei Jahren waren zwei Operationen nötig. Die Krücken wurden zu seinem ständigen Begleiter. Aktuell geht es ihm aber besser: „Sein Knie hat bislang allen Belastungen standgehalten. Zudem hat sich Grzegorz zuletzt ständig verbessert.“ Und falls es doch wieder schlimmer wird? Der Manager will daran nicht denken, sagt: „Wir hoffen, dass wir das gigantische Verletzungspech der letzten Saison, das auch unseren Kapitän Gudjon Valur Sigurdsson noch immer außer Gefecht setzt, hinter uns gelassen haben.“

In Sachen Andrej Klimovets gibt es keine Neuigkeiten. Nachdem er seine Option für ein weiteres Löwen-Jahr gezogen hatte, wird er in der kommenden Saison dennoch nicht mehr auf dem Spielberichtsbogen auftauchen. „Unser Trainer plant mit Bjarte Myrhol und Robert Gunnarsson, betont Storm, „ich hoffe, dass er in absehbarer Zeit einen neuen Klub findet. Ein so langjähriger Spieler wird von uns auch in dieser Situation unterstützt.“

Auch die Rolle von Kent Harry Andersson hat sich etwas verändert. Der Schwede wird sich nun zusätzlich um die Talente kümmern: Gabor Ancsin, Alexander Becker, Niklas Ruß und Maximilian Bender oder Steffen Fäth, der derzeit in Wetzlar „zwischengeparkt“ ist, nimmt er unter seine Fittiche. Aber auch etablierte Löwen, wie ein Uwe Gensheimer oder ein Michael Müller, sollen künftig verstärkt von Anderssons großer Erfahrung profitieren.

Zudem wird der Ex-Flensburger an der Seite von Gudmundur Gudmundsson, dem neuen Sportlichen Leiter der Kooperation zwischen AG Kopenhagen und den Löwen, als Bindeglied zwischen beiden Klubs fungieren. Storm: „Kent Harrys Vertrag bei uns läuft noch ein Jahr. Danach sehen wir weiter.“

Momentan konzentriert man sich bei den Löwen sowieso auf etwas anderes: Der 26. Juli, der Tag, an dem sich die geballte Harzball-Weltklasse in der SAP Arena versammeln wird, um am Benefizspiel für die Familie von Oleg Velyky teilzunehmen, überschattet alles. Ein unvergesslicher Abend ist das Ziel. Und die Vorzeichen stehen gut: „Uns haben alle Stars zugesagt, bei denen wir angefragt haben“, verrät Storm.

Von Daniel Hund

 12.07.2010