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Die Rhein-Neckar Löwen gewinnen in Flensburg mit 29:26 (RNZ)

Ausrufezeichen an der Ostsee – Landin und Schmid in Galaform

Flensburg. Es war eines dieser Spiele, in denen die Rhein-Neckar Löwen nicht zwangsläufig der Favorit sind. Dazu ist die SG Flensburg-Handewitt zu stark, zu erfahren. Die Nordlichter haben es drauf, können jeden schlagen. Vor allem in der Campushalle, ihrer Heimfestung. Dort ist alles möglich, dort wächst der Champions-League-Sieger der Vorsaison regelmäßig über sich hinaus. Die Löwen wissen das, angereist sind sie trotzdem selbstbewusst. „Klar wird es schwer“, sagte Trainer Nikolaj Jacobsen im Vorfeld zur RNZ, „aber wir fahren dahin, um zu gewinnen.“

Und das taten sie dann auch. Die Löwen siegten mit 29:26 (13:14) und bleiben damit Tabellenführer der Handball-Bundesliga. Alles in allem ein Sieg der Moral, denn Flensburg sah lange Zeit bereits wie der sichere Sieger aus: „Es war ein wirklich sehr intensives Spiel“, analysierte der überragende Löwen-Spielmacher Andy Schmid, „wir waren immer wieder hinten, letztlich hatten wir auch etwas das Glück des Tüchtigen.“

Der Aufgalopp der Gelben war durchwachsen. Vorne fehlte die Präzision, hinten die Übersicht. Richtig nervös waren sie, leicht verunsichert sogar. Wirkte da etwa noch die unglückliche Pleite im letzten Topspiel nach? Diese ärgerliche Heim-Schlappe gegen den THW Kiel? Gut möglich, denn das waren nicht die Löwen wie man sie kennt, die da gestern in der Anfangsphase über die Platte sausten. Oder besser: stolperten.

Flensburg nutzte das, zog schnell davon. Auf 6:3 (11.). Doch dann war die Chance da für die Badener: Die SG kassierte zwei Zeitstrafen unmittelbar nacheinander. Eigentlich eine Einladung zu einem kleinen Zwischenspurt, aber auch die schlugen die Gäste aus. Also kam es, wie es kommen musste. Nach 18 Minuten führte Flensburg erstmals mit vier Toren (10:6). Jacobsen kochte, schüttelte immer wieder den Kopf und tat dann das einzig richtige. Der Däne bat zur Auszeit, sprach an, was sich ändern muss.

Besser wurde es trotzdem nicht. Zunächst zumindest: Flensburg agierte, die Löwen reagierten. Die Ostsee-Riesen schipperten einer komfortablen Halbzeit-Führung entgegen. Vier, vielleicht sogar fünf Tore schienen im Bereich des Möglichen zu sein. Doch letztlich hatten sie die Rechnung ohne Niklas Landin, den Löwen-Hexer, gemacht. Der war nämlich plötzlich hellwach, entschärfte ein Geschoss nach dem anderen und sorgte somit für ein 13:14 zur Pause, das den Löwen noch alle Möglichkeiten ließ.

Nach 37 Minuten war das Zwischenhoch wieder dahin: Flensburg 18, Löwen 14. War’s das? Der Körpersprache nach zu urteilen schon. Bei so manchem Löwen hingen bereits die Schultern. Aber nur kurz: Die Besten aus dem Südwesten schlugen zurück, führten plötzlich mit 21:20 (48.). Auch dank Jacobsen. Der stellte nämlich die Abwehr um, machte aus einem 6:0-Riegel eine 5:1-Formation. Was endlich den einen oder anderen Konter ermöglichte. Und das können sie bekanntlich, die Löwen…

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 5, du Rietz 4, Mensah 1, Groetzki 3, Petersson 4, Schmid 9/3, Reinkind 3.

von Daniel Hund