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Die Rhein-Neckar-Löwen holen sich die Tabellenführung (RNZ)

Nach einem 29:26-Sieg gegen den THW Kiel sind die Löwen neuer Spitzenreiter in der Handball-Bundesliga. Ihr Keeper Niklas Landin zeigte eine überragende Leistung.

Mannheim. Sie feierten und wurden gefeiert, als hätten sie die deutsche Handball-Meisterschaft bereits in der Tasche. Die Rhein-Neckar Löwen lösten mit ihrem souverän herausgespielten 29:26 (14:12)-Sieg gegen den bisherigen Tabellenführer THW Kiel Begeisterungsstürme in der SAP Arena aus. Zu Hause in dieser Saison noch immer ungeschlagen, haben sie den punktgleichen Serienmeister mit dem besseren Torverhältnis an der Spitze abgelöst und haben nun die besten Karten, in den verbleibenden fünf Spielen den ersten nationalen Titel zu holen. „Ich habe noch nie erlebt, dass Kiel gegen uns chancenlos war“, befand Manager Thorsten Storm.

Ein Team des Schweizer Fernsehens war für zwei Tage da und – natürlich – hinter Andy Schmid her. So wie die dänischen Kollegen hinter Niklas Landin. Die Landsleute interessierten vor dem Spitzenspiel in der Handball-Bundesliga selbstverständlich am meisten. Dazu war das Medienaufkommen immens, die SAP Arena erstmals in dieser Saison mit 13.200 Zuschauern seit Wochen ausverkauft.

Mit anderen Worten: Es gab einen riesigen Rummel rund um die Löwen. Im hohen Norden ist man so etwas gewöhnt, das ist Alltagsgeschäft in Kiel, wo in der Sparkassen-Arena jedes Punktspiel ausverkauft ist. Aber für die Löwen ist es ungewöhnlich und kann immens ablenken, die Fokussierung auf den Sport stören. Meistens ging es schief, wenn die Arena voll war.

Doch diesmal waren die Löwen nicht verunsichert. Man merkte, dass sie ihre Titelchance nutzen wollen. Entsprechend konzentriert gingen sie ins Spiel, während die Kieler ungewohnt gehemmt wirkten, kaum Spielfreude zeigten und vornehmlich von Einzelaktionen ihrer Stars Filip Jicha und Marko Vujin lebten.

Wie schon im Pokal-Viertelfinale, als die Löwen beim THW Kiel dominierten, erspielte sich die Mannschaft von Trainer Gudmundur Gudmundsson Vorteile, musste nur in der fünften Spielminute eine Schrecksekunde verkraften, als Alexander Petersson am Fuß verletzt vom Spielfeld humpelte. Doch Isaias Guardiola sprang ein, machte seine Sache gut und warf bis zur Pause drei Tore aus dem Rückraum. Den Spanier hatten die Kieler in ihrer Vorbereitung ganz offensichtlich nicht im Visier.

Danach schlug die Flügelzange der Löwen zu: Rechtsaußen Patrick Groetzki (3) und Linksaußen Uwe Gensheimer (1) sorgten mit einem Viererpack für eine erstmals beruhigende Vier-Tore-Führung (9:5), von der die Hausherren bis zum 14:12-Halbzeitstand zehren konnten.

Unter den Augen von Bundestrainer Martin Heuberger brannten die Löwen im zweiten Durchgang ein wahres Feuerwerk ab und machten den noch amtierenden Meister zeitweise zu einem Statisten. Torhüter Niklas Landin, der schon im ersten Durchgang ein großer Rückhalt war, fischte immer wieder die THW-Würfe weg und hielt insgesamt 27 Bälle, darunter vier Siebenmeter. „Ein Supergefühl! Die ganze Saison haben wir Kiel gejagt, und jetzt stehen wir vor ihnen. Wir müssen aber weiter konzentriert bleiben und die letzten fünf Spiele gewinnen“, sagte er.

Und im Angriff sprühten die Löwen nur so vor Spielfreude. Mit bis zu acht Toren Differenz führten die Badener, ehe sie das Spiel in den Schlussminuten unter dem Jubel der Zuschauer bis zum 29:26-Erfolg ausklingen ließen.

Rhein-Neckar Löwen: Schmid 5, Gensheimer 6/2, I, Guardiola 4, Myrhol 4, Groetzki 5, du Rietz 5.

THW Kiel: Hansen 2, Sigurdsson 6/1, Sprenger 2, Zeitz 1, Palmarsson 4, Jicha 7, Vujin 4/1.

Zuschauer: 13.200 (ausverkauft); Stenogramm: 1:0, 4:2, 6:4, 9:5, 11:10, 14:11, 14:12 (Halbzeit), 17:12, 19:13, 22:15, 24:18.229:26 (Endstand).

Von Hasso Waldschmidt