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Die Rhein-Neckar Löwen schlagen Pick Szeged in der SAP Arena mit 30:25 (RNZ)
Champions League: Revanche geglückt – Richtig stolz war Trainer Nikolaj Jacobsen – Er lobte alle und jeden – Sorgen bereitete eigentlich nur Alexander Petersson
Der Gang zur Pressekonferenz hatte etwas von Sommerurlaub: Kurze Hose, Trikot, barfuß und noch dazu dieses ansteckende Grinsen. Eigentlich fehlte nur noch der Cocktail samt buntem Strohhalm. Für Andy Schmid, den Regisseur der Rhein-Neckar Löwen, war die Welt am Samstagabend in Ordnung. Rosarot. Warum, stand oben, leuchtete vom gigantischen Videowürfel in der Mannheimer SAP Arena. Löwen 30, Szeged 25. Die Ungarn, der Stolperstein in der letztjährigen Champions League-Saison, waren geschlagen. Mit sieben Pluspunkten ist die Ausgangsposition für die Löwen in Gruppe B nun glänzend. Schmid brachte es dann auf den Punkt, kurz und schmerzlos: „Wir bleiben oben dran, das freut mich sehr.“
Sein Trainer holte da schon etwas weiter aus. Richtig stolz war der. Nikolaj Jacobsen lobte alle und jeden. Neuzugang Hendrik Pekeler zum Beispiel. „Er hat seine Sache im Innenblock hervorragend gemacht. Er kommt immer besser rein.“ Sorgen bereitete eigentlich nur einer: Alexander Petersson. Der Isländer spielte gar nicht, befand sich nicht mal im Kader. Er stand draußen, drückte die Daumen. In Jeans und T-Shirt. Was mit den Nachwirkungen des Balingen-Spiels zu tun hatte. Jacobsen leicht nachdenklich: „Da hat Alex richtig eine abbekommen. Er hatte im Rippen- und Brustbereich große Schmerzen.“ Aber das Rückraum-Ass befindet sich auf dem Weg der Besserung: „Ich denke, dass er schon im nächsten Spiel wieder spielen kann“, pustet Jacobsen tief durch und gesteht: „Noch vor zwei Tagen dachte ich wirklich, er fällt wochenlang aus.“
Zum Spiel: Was die Ungarn drauf haben, bewiesen sie sofort. Hinten kompakt, vorne beweglich, ideenreich. Eben genau so, wie letzte Saison, als Szeged die Gelben im Achtelfinale aus der Königsklasse kegelte. Chancenlos waren sie damals, die Badener. Zwei Mal.
Aber Uwe Gensheimer und Co. hielten diesmal voll dagegen. Mit Kampf und Leidenschaft. Und einem Denker und Lenker in Galaform: Andy Schmid. Schweizer Maßarbeit lieferte der Familienvater mal wieder ab. Vom No-Look-Pass bis zum Trickwurf, Schmid kann’s einfach. In der 17. Minute reichte es zur ersten Zwei-Tore-Führung (8:6). Wer sie besorgte? Gensheimer natürlich: Sprint, Spurt, Wurf, drin das Ding – „Gensel“ halt.
Die Freude währte aber nicht lange. Szeged blieb dran. Auf Augenhöhe ging es in Richtung Pause. Trafen die einen, legten die anderen nach. Der Halbzeitstand von 13:13 überraschte deshalb nicht.
Zurück auf die Platte kamen die Löwen entschlossen, mit viel Zug zum Tor. Der Lohn: 18:15 (38.). Ganz stark nach der Pause: Harald Reinkind, 23. Der norwegische Rückraum-Kleiderschrank. Ein ums andere Mal ließ er gleich mehrere Gegner wie Slalomstangen stehen und zog dann ab. Beim 21:17 (44.) hatte Gäste-Trainer Juan Carlos Pastor genug gesehen. Er bat zur Auszeit, wollte wach rütteln, retten, was nicht mehr zu retten war. Denn auch Szeged bekam nun zu spüren, wie schwer es ist, diesen Löwen-Express zu stoppen, wenn er erstmal ins Rollen gekommen ist.
Ein gefragter Mann in der Manege war übrigens auch Bjarte Myrhol. Der Ex-Löwe schaute mal wieder im „Ufo“ vorbei, schüttelte Hände, schrieb Autogramme und posierte für Handy-Schnappschüsse. Während der Partie nahm er dann hinter der Bank Platz, saß direkt neben Richard Stochl, dem neuen Torhüter der Löwen, dem Erben von Darko Stanic. Und weshalb spielte er nicht gleich mit? Weil Stochl für die Champions League noch nicht spielberechtigt ist. Weiter geht es für die Löwen am Donnertag um 19.30 Uhr beim IFK Kristianstad. Wieder Champions League und wieder ohne Stochl.
Von Daniel Hund