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Die Zeit des Zweifelns ist vorbei – „Steini“ ist zurück

Rechtsaußen Marius Steinhauser blickt nach zwei Kreuzbandrissen optimistisch in die Zukunft

Seit Mitte März 2013 hat Marius Steinhauser kein Pflichtspiel mehr für die Rhein-Neckar Löwen bestritten. Jetzt ist der 21-Jährige nach zwei Kreuzbandrissen wieder zurück – und blickt optimistisch in die Zukunft.

Der Tag, der einer der brutalsten für die Spieler der Rhein-Neckar Löwen war, war zugleich einer der schönsten im Sportlerleben des Marius Steinhauser. Es war der Tag, nach dem so knapp verpassten Meistertitel der Vorsaison. Der Tag des Abschiedsspiels von Oliver Roggisch. Eine lang geplante Veranstaltung, die mit ein bisschen mehr Glück eine Riesen-Party geworden wäre. So war sie für die  Löwen-Spieler eher ein Ereignis, bei dem sie gute Miene zum bösen Spiel machen mussten. Zumindest für die Löwen-Spieler, die nicht Marius Steinhauser heißen. Denn der Rechtsaußen sagt über diesen Tag: „Das war ein sehr emotionaler Moment für mich. Da ist der Ballast von 15 harten Monaten von mir abgefallen.“

Marius Steinhauser hat in jenem Oliver-Roggisch-Abschiedsspiel sein Comeback gefeiert. Er kam nach rund 45 Spielminuten aufs Feld, 13200 Zuschauer in der ausverkauften SAP Arena klatschen, Sekunden später warf der 21-Jährige sein erstes Tor. Sein erstes Tor in einem Spiel seit rund eineinviertel Jahren. So lange ging die Leidensgeschichte des gebürtigen Karlsruhers. Am 16. März 2013, als die EHF-Cup-Partie gegen Tatran Presov schon fast zu Ende war, verletzte sich Steinhauser am Kreuzband. Rund vier Monate später, zur Vorbereitung auf die neue Runde wollte er wieder angreifen. Doch das klappte nicht. Denn im August zog er sich erneut einen Kreuzbandriss zu.

Vor allem den zweiten Kreuzbandriss bezeichnet Steinhauser als „Schlag ins Gesicht“: „Da habe ich mich schon gefragt, was ich verbrochen habe.“ Während seine Mannschaftskollegen in eine starke Runde starteten, musste Steinhauser erneut die Reha absolvieren. „Das war sehr schwer. Man zählt dazu, fühlt mit, kann aber nicht helfen“, sagt Steinhauser. Er, dem es viel bedeutet, bei der Mannschaft zu sein, musste erneut alleine schwitzen, ackern und schuften, für das Ziel, wieder auf dem Parkett der SAP Arena zu stehen. Er ließ sich Zeit. Viel Zeit, wusste, er durfte nichts überstürzen. Doch einfach war es nicht. Im Gegenteil. „Es war eine sehr, sehr schwere Zeit“, sagt Steinhauser. „Es gab Momente, in denen ich gezweifelt habe.“

Jetzt aber ist die Zeit des Zweifelns vorbei. Jetzt ist Steinhauser, der sagt, er sei wieder zu 100 Prozent fit, wieder Teil der Mannschaft. „Man kann das fast nicht in Worte fassen“, sagt Marius Steinhauser. Ein paar findet er dann doch noch: „Ich habe so lange gekämpft. Es ist wie im Traum, wieder dabei zu sein.“ Den Sommer nutzte er, bis auf eine Woche Urlaub mit Mannschafts- und Positionskollege Patrick Groetzki in Frankreich, um sich bestmöglich für den Trainingsauftakt zu präparieren. Drei Wochen trainierte er auf eigene Initiative am Olympiastützpunkt in Heidelberg, machte vor allem Übungen für sein Knie.

Während seiner Leidenszeit verlängerten die Löwen den Vertrag mit Steinhauser bis 2016. Den Vertrauensvorschuss möchte der Rechtsaußen nun mit guten Leistungen zurückzahlen. „Ich will allen zeigen, dass ich wieder da bin“, sagt er, der mit den Löwen weiterhin begeisternden Handball spielen will. „Dann kommen die Erfolge von alleine.“

Steinhauser, diesem lebenslustigen, positivdenkenden jungen Mann, scheint es gelungen zu sein, den ganzen Ballast der vergangenen Monate, die Ängste und Sorgen abgeschüttelt zu haben. Er strahlt eine Grundzufriedenheit aus, blickt voller Optimismus nach vorne. „Ich weiß, was es heißt, wenn es noch mal passiert“, sagt Steinhauser. Doch mit solchen Gedanken will er sich gar nicht befassen. Er sagt, er habe keine Angst vor einer weiteren Verletzung, vor einem dritten Kreuzbandriss. „Wenn man solche Gedanken hätte, dann wäre man falsch im Leistungssport.“ 

 

Das Video vom Saisonauftakt: