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Ein Feuerwerk abgebrannt (RNZ)

Mannheim. Gudmundur Gudmundsson, 52, merkte man die Anspannung seit Tagen an. Er war anders, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen. Noch fokussierter, noch tiefer in seiner eigenen Welt, in der sich alles nur um das Spiel zwischen den Kreisen dreht, als sonst. Das lag am TSV Hannover-Burgdorf, dem gestrigen Gegner. Der Mannschaft, die eine herausragende Saison spielt. Der Respekt war riesig. Bei allen.

Dementsprechend groß war danach dann die Freude, der Jubel über ein rauschendes Handball-Fest. Denn die Löwen gewannen nicht nur, sie brannten ein Feuerwerk ab. 39:28 (19:11) stand es am Ende. „Damit hätte ich gegen diesen Gegner niemals gerechnet“, schmunzelte Manager Thorsten Storm, „ich muss der kompletten Mannschaft ein riesiges Kompliment machen.“ Doch es kam noch besser: Flensburg, der hartnäckigste Verfolger der Löwen, strauchelte gestern Abend in Lemgo, verlor mit 22:27 (7:14). Auch damit konnte der Manager verständlicherweise leben.

Los ging es ausgeglichen. Trafen die einen, legten die anderen nach. Die erste Zwei-Tore-Führung (5:3/9.) schossen sich die Löwen heraus. Auch dank Goran Stojanovic. Der hexte nämlich nicht nur, nein, der spielte auch unglaublich präzise Pässe. Bogenlampen, die millimetergenau am gegnerischen Kreis ihre Abnehmer fanden. Doch die Gäste blieben dran, was vor allem an zwei Spielern lag: Martin Ziemer, dem Keeper, und Mait Patrail, dem Rückraum-Ungeheuer. Ziemer stand meist goldrichtig. Und Patrail, der Zwei-Meter-Riese, hatte die Lufthoheit, schraubte sich immer wieder hoch.

Gegen Ende der ersten Halbzeit war’s dann aber vorbei mit der Patrail-Herrlichkeit. Die Löwen-Abwehr machte hinten dicht, eroberte Ball um Ball, bereitete Konter um Konter vor. Und die nutzten die Besten aus dem Südwesten. Zur Pause stand es plötzlich 19:11. Der Schluss-Spurt war gigantisch, weckte die Vorfreude auf die zweiten dreißig Minuten. Gehalten werden konnte das hohe Level dann zunächst nicht. Vom totalen Einbruch waren Andy Schmid und Co., der geniale Denker und Lenker, aber meilenweit entfernt. Sie spielten ihren Stiefel runter, trafen, wenn sie treffen mussten.

Weg vom Spiel, hin zur Kaderplanung. Nach Informationen der RNZ kann es durchaus sein, dass die Badener doch noch auf die Verletzung von Marius Steinhauser reagieren und einen Mann für den rechten Flügel nachverpflichten. Unter der Woche war auch schon ein Kroate zum Probetraining in Kronau. Storm dazu: „Das war ein Nachwuchsspieler. Wir wissen ja nicht genau, wie lange Marius ausfällt, sprich ob er zur neuen Saison wieder sofort einsatzfähig ist.“

Erfreuliches gibt es zudem über Stefan Sigurmannsson, 22, zu berichten: Die Löwen haben den Vertrag mit dem Isländer vorzeitig bis 2014 verlängert. Gudmundsson: „Stefan hat unsere Erwartungen mehr als erfüllt. Er ist ein Teamplayer, der noch jede Menge Potenzial nach oben hat.“

Löwen: Schmid 9, Sesum 5, I. Guardiola 2, Sigurmansson 3, Myrhol 4, Kretschmer 2, Groetzki 5/1, G. Guardiola 4, Petersson 5.

Von Daniel Hund