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Ein Handball-Fest zum Abschluss? (RNZ)

Die Löwen treffen morgen in ihrem letzten Heimspiel auf die TSG Friesenheim – Abschiedsschmerz wegen Myrhol

„Dieser Abschied macht uns besonders traurig.“ Lars Lamadé, der Geschäftsführer der Rhein-Neckar Löwen, wirkt geknickt, als er das sagt. Richtig traurig. Und das ist nachvollziehbar. Denn einer wie Bjarte Myrhol, 33, ist nicht zu ersetzen. Sportlich, aber auch menschlich wird der Norweger eine große Lücke bei den Badenern hinterlassen. Morgen um 19 Uhr wird der Kreismann ein letztes Mal in sein Wohnzimmer einlaufen. Beim Derby gegen Friesenheim wird er verabschiedet.

Seit 2009 wirbelt er nun schon für die Löwen. Vor allem sein blindes Verständnis mit Spielmacher Andy Schmid ist europaweit gefürchtet. Denn eigentlich war es immer das gleiche: Pass Schmid, Tor Myrhol. Sämtliche Abwehrreihen wussten es, waren aber machtlos, chancenlos.

Künftig wird nun Skjern Handbold von seinem Können profitieren. Doch die Entscheidung für den dänischen Erstligisten war keine gegen die Löwen. Im Gegenteil: Myrhols Wechsel hängt vielmehr mit der Familie zusammen. Seine Kinder sollen näher bei den Großeltern aufwachsen. Bei den Löwen versteht man das – mit einem weinenden Auge wohlgemerkt: „Mit ihm verlieren wir leider eine herausragende Persönlichkeit.“

Und mit Niklas Landin, 27, einen Ausnahmekönner. Der dänische Hexer sagt morgen nämlich ebenfalls goodbye. Der Zwei-Meter-Mann wechselt bekanntlich zum THW Kiel, dem großen Rivalen der letzten beiden Jahre. Klar ist: Einer wie er ist eigentlich nicht zu ersetzen, denn weltweit gibt es derzeit wohl keinen Handball-Torhüter, der mehr Talent mitbringt.

Zurück zum Geschäftsführer: Was ist denn so geplant zur Verabschiedung? Ein rauschendes Fest, mit allem was zu dazu gehört? Lamadé ist da ganz Profi, hält sich bewusst bedeckt. Der Löwen-Macher: „Wir werden sie sicherlich gebührend verabschieden.“

Apropos verabschieden, Friesenheim macht das auch – aber anders. Die Vorderpfälzer stehen kurz vor dem Abstieg in die Zweite Liga. Schlimmer sind aber die finanziellen Probleme: Hauptsponsor Südzucker schränkt sein Engagement ein. Und zwar so drastisch, dass vieles zusammenbricht. Neben Trainer Thomas König, 52, werden auch etliche Spieler den Verein verlassen. Ein schwieriger Neuanfang – unter schlechten Vorzeichen – steht an.

Bei den Löwen bedauert man, was da auf der anderen Rheinseite passiert. „Wir wären natürlich froh, wenn Friesenheim in der Liga bleiben würde“, erklärt Lamadé: „Denn diese Derbys sind reizvoller als Spiele gegen Gegner, die mehrere hundert Kilometer von uns entfernt beheimatet sind.“

Wie auch immer, morgen soll es zwischen den Kreisen nochmals ein Handball-Fest geben. Das Löwen-Ziel ist klar: ein Sieg. „Mit ihm wollen wir uns bei unseren Fans für die tolle Unterstützung in dieser Saison bedanken.“ Sagt Lamadé.

Von Daniel Hund