Veröffentlichung:
Ein Prüfstein für die Löwen
Mannheim. (dh) Kent-Harry Andersson, der Sportliche Leiter der Rhein-Neckar Löwen, sah glücklich aus. Augenzwinkernd schüttelte er Hände und umarmte jeden, der seinen Weg kreuzte. Erleichterung, Stolz, Siegeseuphorie – es war wohl eine Mischung aus vielen Komponenten, die seine Augen nach dem 32:25-Derbysieg gegen den TV Großwallstadt zum Funkeln brachten.
Um die nahe Zukunft der Gelbhemden ist dem ehemaligen Flensburger Meistertrainer jedenfalls nicht bange. Rosige Zeiten leuchten am Horizont auf: „Unsere beiden neuen Spielmacher finden sich immer besser zurecht“, erklärt der 60 Jahre alte Schwede. Vor allem Nikola Manojlovic, der Balkan-Dribbler, deutete gegen den TVG sein Potenzial in der Mitte an. Zwischenzeitlich lief der Ball richtig gut, flutschte förmlich durch die eigenen Reihen.
Doch der Serbe wurde nicht nur wegen seiner Denker- und Lenkerfähigkeiten in die badische Manege gelotst. „Unser Trainer Ola Lindgren wollte einen, der auch hinten drin Sicherheit ausstrahlt; einen, der neben Oliver Roggisch im Mittelblock zupacken kann“, erklärte Manager Thorsten Storm.
Der Löwen_Chef verfolgte das bunte Treiben in der SAP Arena wieder aus diversen Blickwinkeln. Mal tauchte er vor dem Kabinengang auf, mal im Tribünenbereich. Zittern musste der 44-Jährige diesmal aber nur vor der Pause: „In der zweiten Halbzeit hat mir unser Spiel richtig gut gefallen. Da fand Handball-Kultur statt.“ Sorgenkinder gibt es dennoch. Patrick Groetzki und Michael Müller stehen aktuell neben sich und treffen das Tor nicht mehr. Storm wünscht sich für beide ein „Durchbruchsspiel“ und stellt klar: „Beide haben nach wie vor unser vollstes Vertrauen.“
Wer weiß, vielleicht platzt ja schon am Sonntag der Knoten? Es ist Champions League_Zeit. In der Karlsruher Europahalle steigt um 16.30 Uhr das erste Hauptrunden-Duell. Der ungarische Meister KC Veszprem, gegen den das „Löwen-Rudel“ in den Finalspielen des Europacups der Pokalsieger 2008 den Kürzeren gezogen hatte, kreuzt in der Fächerstadt auf. Ein echter Prüfstein also. „Das ist neben uns der Topfavorit in der Gruppe“, grübelt Storm, „ich sehe unsere Siegchancen wegen des Heimvorteils bei 60:40 Prozent.“
Ob Spanien-Import Carlos Prieto (29), der „Chancentod“ vom kürzlichen Gastspiel in Balingen, wieder den Kreis-Torero mimen darf, bleibt abzuwarten. Gegen Großwallstadt schmorte er 60 Minuten lang auf der Bank. „Nach seinem rabenschwarzen Tag in Balingen war es normal, dass Carlos einmal aussetzt“, verteidigte Storm die Nichtnominierung. Prieto selbst – in seiner Heimat zählt der dreimalige Champions-League-Sieger zu den besten Kreisläufern – hat sich seinen Abstecher in die vermeintlich stärkste Liga der Welt sicher anders vorgestellt. Doch was noch nicht ist, kann noch werden – oder etwa doch nicht? Storm hört sich jedenfalls nicht sonderlich optimistisch an: „Bislang konnte sich kaum ein Spanier in Deutschland durchsetzen. Die Spielsysteme sind völlig verschieden.“
Die Intensität auch. Während sich in der „Liga ASOBAL“ lediglich drei, vier Spitzenteams tummeln, ist in der Bundesliga Vollgas angesagt. Woche für Woche, Tag für Tag. Der Terminplan ist rappelvoll, lässt kaum Raum zum Regenerieren. Was bleibt, ist die Frage: War es ein Fehler den spanischen Kreis-Hünen zu verpflichten? Die nächsten Wochen werden die Antwort liefern…
02.10.2009