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„Ein Remis wäre ein Traumergebnis“

Barcelonas Mannschaftskapitän Victor Tomas hat größten Respekt vor den Löwen

Einmal Barcelona, immer Barcelona – das ist das Motto von Victor Tomas. Seit seinem 14. Lebensjahr trägt er das Trikot der Katalanen, durchlief die gesamte Jugend und ist, seit er 19 ist, Stammspieler beim Champions-League-Rekordgewinner. Zweimal hat der 29-jährige Linkshänder die CL-Trophäe schon gewonnen, vor einem Jahr verpasste er den dritten Coup durch eine Finalniederlage gegen den HSV Handball.

Am Sonntag (Anwurf 19.15 Uhr) gastiert der Weltmeister mit dem FC Barcelona im Viertelfinal-Hinspiel der VELUX EHF Champions League in der SAP Arena, rund eine Woche, nachdem er zum fünften Mal nach 2006, 2011, 2012 und 2013 spanischer Meister geworden war. „Nein, wir hatten nicht groß gefeiert“, sagt Tomas: „Wir hatten ein gemeinsames Abendessen, mehr nicht, denn gleich danach begann die Vorbereitung auf die Rhein-Neckar Löwen.“

Dass es keine Party bis zum Abwinken wurde, unterstreicht den großen Respekt, den die Katalanen vor den Badener haben. „Wir müssen fit sein, um gegen die Löwen bestehen zu können“, sagt Tomas.

Der Wirbelwind auf der Außenbahn erinnert sich noch bestens an die bisher drei Champions-League-Aufeinandertreffen beider Vereine in der Spielzeit 2010/11: „Im ersten Spiel zuhause wurden wir eiskalt erwischt, im Rückspiel in der SAP Arena gab es ein 38:38. Ein solches Resultat wäre am Sonntag unser Traumergebnis – und die Zuschauer würden viele Tore sehen und hätten auch ihren Spaß.“ Im dritten Duell feierte der FCB in Köln den Einzug ins CL-Finale 2011.

Trotz des derzeit wohl weltbesten Kaders sieht Tomas „seine“ Katalanen nicht in der Favoritenrolle: „Die Löwen sind der schwerste Gegner, der uns zugelost werden konnte. Es sagen zwar viele, Barcelona sei der große Favorit auf den Champions-League-Titel diese Saison, aber auch andere Mannschaften – darunter auch die Löwen – können es schaffen.“

Für Tomas haben die Badener vor allem in vier bisherigen Begegnungen ihre Stärke unter Beweis gestellt – bei der knappen Niederlage in Veszprem, dem Heim-Remis gegen die Ungarn und dem Achtelfinal-Erfolg gegen Kielce. „Und wer beim THW Kiel gewinnt, ist nicht ohne.“

Vor allem freut sich der Rechtsaußen aber auf eine volle Halle: „Das erleben wir überall, Barcelona ist eine echte Zugnummer. Schließlich will jeder dabei sein, wenn wir einmal geschlagen werden.“ Im bisherigen Saisonverlauf schaffte dies in allen vier Wettbewerben, an denen Barca teilnimmt, aber nur Metalurg Skopje im letzten CL-Gruppenspiel. „Mich freut es für die Vereine, wenn viele Fans kommen, um uns zu sehen. Ob die Löwen aber auch auf dem Feld Spaß mit uns haben, muss man sehen.“

Für Tomas ist die Spielanlage beider Viertelfinalkontrahenten identisch: Starke Abwehr, immer auf Gegenstöße lauern, schnell spielen: „Vielleicht fallen ja wieder so viele Tore wie beim 38:38“, unkt der Weltmeister von 2013. Nachdem er bereits dreimal dort auflaufen durfte – und 2011 den Titel gewann – träumt Tomas wieder vom VELUX EHF FINAL4 in Köln: „Da kommt die ganze Handballwelt zusammen, eine brillante Stimmung, 20.000 Fans, die besten Mannschaften – was will man mehr? Aber das Ziel Köln können in dieser Saison so viele Mannschaften wie selten zuvor erreichen, das wird für keinen Viertelfinalisten einfach. Seit August haben wir dieses Ziel vor Augen, aber erst einmal müssen wir diese zwei schweren Spiele gegen die Löwen hinter uns bringen.“

Tomas geht davon aus, dass das Torhüter-Duell von Niklas Landin Jacobsen gegen Danijel Saric mitentscheidend für den Ausgang dieser Viertelfinalpaarung sein wird: „In jeder Mannschaftssportart, aber vor allem im Handball, ist das Tor die wichtigste Position. Bist du dort gut aufgestellt, ist das die halbe Miete. Und was Landin Jacobsen gegen Kielce gezeigt hat, war fast schon außerirdisch.“

Weil Barcelona seit über eineinhalb Jahren zuhause nicht mehr verloren hat, setzt der Barca-Kapitän natürlich große Hoffnungen ins Rückspiel, betont aber auch: „Wir dürfen uns keinen Ausrutscher in Mannheim leisten. Verlieren wir zu deutlich, hilft uns auch der Heimvorteil nur wenig. Aber Palau Blaugrana hat uns schon viele Erfolge beschert, wie im letzten Jahr im Viertelfinale gegen Atletico Madrid, als wir nach dem Hinspiel vor dem Aus standen, aber dann zuhause mit sieben Toren Unterschied gewonnen haben.“