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„Ein Tag zum Genießen“

Löwen erwarten am Samstag die MT Melsungen und die Meisterschale

Das letzte Training ist beendet, der Spind in Kronauer Trainingszentrum bereits geräumt. Doch so richtig dürfte Kim Ekdahl du Rietz noch nicht realisiert haben, dass er am morgigen Samstag sein letztes Handballspiel als Profi bestreitet. Auf eigenen Wunsch beendet der Schwede seine Karriere und wird nach seinem letzten Spiel morgen noch einmal die Meisterschale in Empfang nehmen. „Ich könnte mir kein besseres Ende vorstellen“, sagt Ekdahl du Rietz, der zum letzten Heimspiel der Saison 2016/2017 zahlreiche Freunde und Verwandte in die ausverkaufte SAP Arena eingeladen hat und im Anschluss genau wie Dejan Manaskov (nach Veszprem), Marius Steinhauser (nach Flensburg) und Michel Abt (Reha nach Knieverletzung und Trainer 2. Mannschaft) verabschiedet wird. 

Nach der Niederlage unter der Woche bei der HSG Wetzlar wollen die Löwen die Saison mit einem Sieg beenden. „Das sind wir unseren Fans schuldig“, sagt auch Nikolaj Jacobsen. Der Trainer der Löwen erwartet einen Tag zum Genießen. „Die Halle ist voll und wir freuen uns nach dem Spiel mit unseren Fans die Meisterschale zu feiern“, sagt der Däne, kündigt aber auch an, „dass vorher noch einmal 60 harte Minuten auf uns warten.“ Denn die MT Melsungen ist alles andere als ein einfacher Gegner, auch wenn es das letzte Saisonspiel ist. Wenn Oliver Roggisch auf die neue Saison 2017/2018 schaut, weiß der Sportliche Leiter der Rhein-Neckar Löwen, was da auf den inzwischen zweifachen Deutschen Meister zukommt. Wie in jedem Jahr werden der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt auch in der nächsten Spielzeit zu den großen Konkurrenten zählen, doch Roggisch spannt den Bogen noch ein Stückchen weiter. „Es geht ja nicht nur um diese beiden Clubs. Wenn ich nach Berlin, Magdeburg und Melsungen schaue – da gibt es weitere Vereine, die uns mit großen Schritten angreifen“, sagt der ehemalige Nationalspieler und hat dabei ganz explizit auch den morgigen Löwen-Gegner aus Nordhessen auf der Rechnung.

Das hat vor allen Dingen mit den prominenten Neuverpflichtungen zu tun, mit der die MT (Melsunger Turngemeinde) in der Liga für einiges Aufsehen sorgte. Mit Julius Kühn, Tobias Reichmann und Finn Lemke werden künftig gleich drei aktuelle Nationalspieler das rot-weiße MT-Trikot tragen und sollen dafür sorgen, dass sich die Hessen unter den ersten sechs Mannschaften der Liga etablieren und mittelfristig um die Champions-League-Plätze mitspielen können. Jüngster Coup der Melsunger war dabei die Verpflichtung von Julius Kühn, der eigentlich noch bis 2018 beim VfL Gummersbach unter Vertrag stand, mit Melsungen einig war, nun aber schon im Sommer zum Kader von Trainer Michael Roth stößt. Den wohl dicksten Fisch zogen die Melsunger dagegen schon vor der nun zu Ende gehenden Spielzeit an Land.

Im August 2016 gab der Handball-Bundesligist bekannt, dass Europameister Tobias Reichmann nach drei Jahren beim polnischen Spitzenclub KS Vive Tauron Kielce in diesem Sommer in die Bundesliga zurückkehrt und seine Zelte künftig in Kassel aufschlägt. Der Linkshänder ersetzt den nach Erlangen abwandernden Johannes Sellin und unterschrieb für drei Jahre. Neben dem dänischen Nationalspieler Lasse Mikkelsen (Skjern Handbold, 1,97 Meter) und dem montenegrinischen Klasse-Torwart Nebojsa Simic (IFK Kristianstad) ist Finn Lemke (SC Magdeburg) der fünfte namhafte Neuzugang für die nächste Spielzeit. An dem abwehrstarken Rückraumspieler waren nicht zuletzt die Rhein-Neckar Löwen interessiert, Melsungen hatte aber offenbar das lukrativere Angebot zu bieten. Der 24-Jährige unterschrieb einen Drei-Jahres-Vertrag und wird bei den Nordhessen die Position von Momir Rnic einnehmen, dessen Vertrag auslief und der zu den Löwen wechselt.

Nach Platz vier im Vorjahr – der besten Platzierung der MT Melsungen in ihrer Vereinsgeschichte – mussten die Nordhessen in dieser Spielzeit etwas zurückstecken, Platz fünf geriet aufgrund eines veritablen Fehlstarts schon früh außer Reichweite. Gegen Ende der Spielzeit legten die Melsunger dann allerdings eine beeindruckende Erfolgsserie hin und machten deutlich: Mit der MT ist weiter zu rechnen.