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Ein Zähler im Geschenkkarton

Löwen-Manager Storm feiert am Geburtstag auch den Punktgewinn in Berlin

Etwas Zählbares hatte er sich explizit gewünscht. Und die Rhein-Neckar Löwen überreichten ihrem Manager Thorsten Storm einen Punkt  –  fein säuberlich verschnürt mit einer großen Schleife: aus Kampf, Herz und Moral. Der badische Handball-Bundesligist trennte sich am Sonntag mit 21:21 (10:13) von den Füchsen Berlin und behauptete damit den zweiten Tabellenplatz. Nach zwei deftigen Niederlagen in den zurückliegenden beiden Bundesliga-Partien im Fuchsbau, wurde das Duell diesmal zu einem Krimi mit Happy End für die Löwen. Rechtsaußen Patrick Groetzki erzielte das letzte Tor – sein Einziges an diesem Nachmittag –  zwei Sekunden vor der Schlusssirene. Das Fazit von Manager Storm fiel dementsprechend positiv aus: „Man hat heute gesehen, dass wir nie aufgegeben haben. Aufgrund unserer Leistungssteigerung nach der Halbzeit ist das ein gerechtes Remis“,  erklärte er an seinem 49. Geburtstag und fügte an: „Heute hatte das Spiel keiner so recht im Griff gehabt. Da waren viel Hektik, Kampf, Krampf und Emotionen.“

Bereits am Mittwoch (20.15 Uhr) haben die Löwen das nächste Duell vor der Brust. Und das endlich mal wieder zu Hause. Dann kreuzt der TBV Lemgo in der Mannheimer SAP Arena auf. Die Halle öffnet um 18.45 Uhr, es sind noch Tickets an der Abendkasse erhältlich.

Die Partie in der Bundeshauptstadt zwischen dem Dritten und dem Zweiten der DKB Handball-Bundesliga begann vor 9000 Zuschauern in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle mit Löwen, die sich zwar viel vorgenommen hatten, aber zunächst nicht viel davon umsetzen konnten. Zum einen schlossen sie in der Offensive zu unkonzentriert und ohne  die nötige Durchschlagskraft ab, zum Zweiten zog ihnen Silvio Heinevetter den Nerv. Der Füchse-Keeper ließ in den ersten zehn Minuten nur einen Treffer zu. Zum Dritten bestraften die Berliner jeden Fehler eiskalt und schließlich zum Vierten ließ sich die Deckung der Badener auseinanderziehen. Es entstanden Lücken,  die vor allem Spielmacher Jaszka nutzte. 1:4 aus Löwensicht nach neun Minuten: Auszeit Gudmundur Gudmundsson.  Petersen setzte  für die Füchse noch einen drauf, ehe Kim Ekdahl du Rietz mit einem Doppelpack das Ergebnis freundlicher gestaltete. 3:5  (13.), aber Petersen per Siebenmeter und Jaszka per Gegenstoß: Die Hausherren wieder vier vor. Dann endlich stand die Abwehr besser, war aggressiver. Trotzdem blieb der Rückstand. Weil den Löwen im Angriff zu viele Fehler unterliefen, sie die Füchse zu einfachen Treffern förmlich einluden. Nach 20 Minuten stand es 4:9. Nur vier Tore für die Badener. Eine magere, eine unbefriedigende Ausbeute. Die Löwen wirkten nicht wach, nicht frisch genug, waren häufig einen Schritt zu spät dran. Aktivposten in der Schlussphase der ersten Halbzeit war Regisseur Andy Schmid, der mit seinen Toren die Gelbhemden im Spiel hielt. Und als Kapitän Gensheimer kurz vor dem Pausenpfiff zum 10:13 vollendete, sah es zumindest wieder etwas heller am Ende des Fuchsbaus für die Löwen aus. Zehn  Fahrkarten wurden für die Gudmundsson-Sieben nach 30 Minuten notiert. Die Gäste agierten in der Abwehr und im Angriff zu wechselheft, um die Berliner in Verlegenheit zu bringen. 

Trainer Gudmundur Gudmundsson erklärte später beim Pressegespräch: „Das war ein unglaublicher Handball-Krimi. Berlin hat zunächst besser gespielt als wir. Wir haben unsere Linie nicht gefunden. Ich war nicht zufrieden mit der Abwehr und im Angriff haben wir zu viel verworfen. In der Halbzeit haben wir dann einige Dinge verändert. Und nur acht Gegentore im zweiten Abschnitt sind Beleg einer sehr guten Defensive mit einem sehr guten Keeper Landin. Allerdings mussten wir auch im zweiten Teil des Spiels für jedes Tor sehr viel tun. Ich bin sehr glücklich und zufrieden mit diesem Punkt. Gerade auch, nachdem wir in den vergangenen Jahren hier sehr schlecht ausgesehen haben.“  Füchse-Coach Dagur Sigurdsson meinte nach dem Auftritt: „Zwei gute Abwehrreihen und zwei gute Torhüter haben die Partie bestimmt. So hatten es die Angreifer sehr schwer. Ich bin sehr enttäuscht, dass wir kurz vor dem Ende noch einen Punkt verloren haben.“

Auch nach dem Wechsel gingen die Badener zu fahrlässig mit ihren Chancen um, während vor allem Jaszka keine Gnade kannte und ein ums andere Mal trocken abzog. Das 12:16 aus Löwensicht war sein sechster Treffer. Aber die Badener witterten Morgenluft, als Ekdahl du Rietz den 3:0-Lauf mit dem 15:16 – und dem Anschlusstreffer krönte. Und Gensheimer mit dem Ausgleich (41.). Es war der Erste – seit dem 1:1 (4.). Die Löwen im Spiel. Nachdem sie im ersten Abschnitt zeitweise schon mit fünf Toren zurück gelegen hatten. Nachdem Isaias Guardiola die Chance zur Führung vergeben hatte, brachte Kreisläufer Jesper Nielsen seine Farben wieder in Front. (45.).  Und Gensheimer scheitert mit seinem zweiten Siebenmeter an Stochl. Die Chancenverwertung wollte auch im zweiten Durchgang nicht besser werden. So traf auf der Gegenseite wiederum Jaszka, Groetzki scheiterte an Heinevetter.  Aber Landin war auf dem Posten. So verkürzte Gensheimer. Wieder Anschluss. Noch zehn Minuten. Und alles deutete erneut auf einen Nervenkrimi hin, in dem die Löwen eine Hauptrolle übernehmen sollten. Dabei driftete die Fehlerquote der Badener in den roten Bereich. Trotzdem Schmid per Siebenmeter zum erneuten Ausgleich: 18:18 (54.). Und zum 19:19 (55.). Horak trifft nur den Pfosten. Schmids Wurf wird geblockt. Auszeit Löwen. Noch 3:52 Minuten. Heinevetter pariert gegen Schmid. Nilesen zur Führung für Berlin. Heinevetter pariert gegen Ekdahl du Rietz. Aber Isaias Guardiola klaut den Ball. Bruder Gedeon verwandelt den Gegenstoß – 20:20. Noch 46 Sekunden.  Horak trifft 19 Sekunden vor dem Ende. Und dann bleiben die Badener im Hexenkessel Schmeling-Halle ganz cool, spielen den letzten Angriff aus – und diesmal rollt der Ball ins lange Eck: Groetzki packt das Goldhändchen in letzter Sekunde doch noch aus: 21:21. Ein Punktgewinn für die Badener, die zwar die gesamte Spielzeit über nicht einmal in Führung gehen konnten. Aber sich nie aufgegeben und mit großer Moral ihren zweiten Platz verteidigt haben. 

Das Schlusswort hatte Thorsten Storm: „Ich hoffe, dass am Mittwoch um 20.15 Uhr gegen Lemgo viele Zuschauer in die SAP Arena kommen. Die Mannschaft hat sich den Zuspruch und eine gute Kulisse verdient. Damit wir ein echtes Heimspiel haben.“

 

Füchse Berlin – Rhein-Neckar Löwen  21:21 (13:10)

Füchse Berlin: Heinevetter, Stochl (bei zwei Siebenmetern) – Wiede (2), Spoljaric, Romero, Zachrisson (1), Jaszka (7), Horak (3), Igropulo, Nielsen (4), Christophersen, Petersen (4/3), Richwien.

Rhein-Neckar Löwen: Landin Jacobsen, Stojanovic (n.e.);  Schmid (6/1), Gensheimer (6/3), Roggisch (n.e.), I. Guardiola (1), Manojlovic,  Gorbok (1), Myrhol (1), Groetzki (1) ,  G. Guardiola (1), Petersson (1),  Ekdahl du Rietz (3).

Trainer: Dagur Sigurdsson  –  Gudmundur Gudmundsson

Strafminuten: Spoljaric ( 2), Nielsen (2), Sigurdsson (2), Wiede (2), Horak (2) – Myrhol (2), G. Guardiola (2), Petersson (2).

Zuschauer:  9000 (ausverkauft)

Zeitstrafen:  5 – 3.

Siebenmeter 3 /3 – 6/4

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer trifft den Pfosten und scheitert an Stochl.

Spielfilm: 2:1 (5.), 4:1 (9.), 6:3 (15.), 9:4 (20.), 10:6 (25.), 13:10 (HZ), 15:11 (35.), 16:16 (41.), 19:19 (55.), 21:21 (EN).

Schiedsrichter:  Robert Schulze /Tobias Tönnies (Magdeburg).

Beste Spieler: Heinevetter, Jaszka, – Landin Jacobsen, Schmid.