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„Einen Karabatic werden wir nicht holen können“ (BNN)

Geschäftsführer Lamadé hofft auf einen Dreikampf

Seit 1. September 2014 ist Lars Lamadé Geschäftsführer der Löwen, im April hat der 44-Jährige seinen Vertrag bis 2018 verlängert. Mit Lamadé, der auch Aufsichtsrat beim Softwarekonzern SAP ist, unterhielt sich unser Mitarbeiter Reinhard Sogl über die Saisonziele der Löwen und die Lage der Liga.
Herr Lamadé, die Handball-Bundesliga feiert ihren 50. Geburtstag. Was wünschen Sie der Eliteklasse zur Jubiläumssaison?
Lamadé: Dass es an der Spitze der Liga nicht nur einen Zweikampf gibt, sondern mindestens einen Dreikampf. Immerhin hat sich Flensburg sehr gut verstärkt. Zudem erhoffe ich mir mehr Spannung und im Sinne des Sports idealerweise einen neuen Meister.
Der idealerweise Rhein-Neckar Löwen heißt, klar. Was muss passieren, dass Sie von einer erfolgreichen Saison sprechen?
Lamadé: Wenn wir unser Saisonziel erreichen: In der Liga unter die ersten drei zu kommen. Wenn wir im Pokal Heimrecht haben, können wir wieder ins Final Four gelangen. In der Champions League wird es extrem schwierig, das Finalturnier zu erreichen. Da wären wir erst einmal froh, die Gruppenphase zu überstehen und in die nächste Runde einzuziehen.
Als Sie das Amt übernahmen, hieß es, es gelte noch Altlasten abzutragen. Wie weit sind Sie da gekommen?
Lamadé: Da sind wir immer noch dran. Wir machen das, was bei uns finanziell möglich ist. Einen Karabatic werden wir nicht holen können. Es ist ja derzeit bei unserem Kader auch nur die Personalie Uwe Gensheimer noch offen. Bei allen anderen Stammspielern wissen wir, dass sie noch zwei Jahre bei uns spielen werden.
Wie ist der Stand der Dinge in Sachen Vertragsverlängerung bei Kapitän Gensheimer, der sich bis zum Saisonstart erklären wollte, ob er über 2016 hinaus bei den Löwen bleibt?
Lamadé: Wir haben ihm ein gutes Angebot gemacht. Bislang hat sich Uwe noch nicht entschieden. Ich hoffe sehr, dass er uns erhalten bleibt. Er ist ja weit mehr als unser Kapitän.
Fürchten Sie, dass sich das Führungschaos beim Deutschen Handball-Bund negativ auf die Bundesliga auswirkt?
Lamadé: Ich glaube, dass es den gemeinen Zuschauer nicht tangiert. Den Leuten, die Handball sehen wollen, ist es egal, ob der Präsident X oder Y heißt. Es wird eher den einen oder anderen großen Sponsor abschrecken. Der sagt sich: Sortiert euren Laden erst einmal. Für die Außendarstellung und fürs Image ist dieser Führungsstreit schädlich.
Was wäre wünschenswert im Hinblick auf die Bundesliga aus Vereins- und Sponsorensicht?
Lamadé: Zwei Dinge sind problematisch: Zum einen, dass Kiel zum Abonnementsmeister geworden ist, was sich der THW erarbeitet hat. Aber es ist durch die Dominanz der Kieler schwieriger, einen neutralen Handballfan zu begeistern. Im Unterschied zum Fußball und den Münchner Bayern, die auch mal ein Spiel verlieren können, passiert das im Handball halt ganz selten. Der Dominanz könnte man entgegenwirken, indem man wieder Play-offs einführt. Dazu müsste man die Liga aber verkleinern. Und zum anderen ist die schwierige Terminplanung wegen der Champions League ein riesiges Problem. Unser Wunsch-Spieltag ist Samstagabend. Aber weil am Wochenende immer die Champions League Vorrang hat, haben wir bis Weihnachten samstags kaum ein Bundesliga-Spiel. Beim Dauerkartenverkauf wirkt sich das aus: Die Leute tun sich schwer, weil sie nicht wissen, wann die Heimspiele sind.
Von Reinhard Sogl