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„Einiges wird sich ändern“

Mannheim. Vor dem Spiel stand er mal kurz auf der falschen Seite. Rechts, nicht links. Bei den Blauen, nicht bei den Gel_ ben. Thorsten Storm, der Manager der Rhein-Neckar Löwen, wechselte die Fronten, verschränkte dort die Arme, wo sich die SG Flensburg-Handewitt, sein Ex-Klub, warm spielte. Doch ob er das überhaupt registriert hat? Eher nicht: Er war abgetaucht, vertieft in ein Vier-Augen-Gespräch. Mit Lubomir Vranjes, mit Flensburgs Trainer, mit seinem ehemaligen Spieler. Sie wirkten vertraut, so wie zwei, die sich schon lange nicht mehr gesehen haben und sich dementsprechend viel zu erzählen hatten. Es wurde aber nicht nur geredet, vor allem auch gelacht.

Stichwort Lachen. Das macht Storm häufig. Immer und überall. Auch in den letzten Wochen, den schweren Wochen. In einer Zeit, in der beinahe täglich neue Hiobsbotschaften aus Dänemark herüberschwappen, die sich immer um eines drehen: den Ausverkauf bei den Löwen, die Einsatzbefehle aus Kopenhagen. Aber aktuell nimmt man dem Manager die gute Laune nicht immer ab. Gerade dann nicht, wenn man ihn besser kennt. Man merkt, spürt, dass da etwas anders ist. Seine Augen, sein ganzes Auftreten verraten ihn. Die Leichtigkeit fehlt.

Kein Wunder: Storm steht unter Strom, bastelt nach RNZ-Informationen hinter verschlossenen Türen längst an einem Plan B. Er will nichts dem Zufall überlassen, will bereit sein, auf jeden Abgang reagieren können. Und die Stormschen Hausaufgaben sollen mittlerweile teilweise fertig in der Schublade liegen. Noch ist natürlich alles streng geheim, top secret. Storm sagt: „Momentan befinden wir uns in einer sehr unruhigen Phase. Wichtig ist deshalb, dass wir alle unseren Job machen, für den wir auch hier sind.“ Klingt besorgniserregend, irgendwie sogar nach Durchhalteparolen. Das täuscht: „Wir werden auch in der kommenden Saison eine gute Truppe haben, daran arbeiten wir ja gerade.“

Kopfzerbrechen bereitet aktuell insbesondere die Akte Gudjon Valur Sigurdsson. Der „Eiskrieger“, der pfeilschnelle Isländer, ist sauer. Und zwar wegen eines Interviews, das kürzlich in der Rhein-Neckar-Zeitung erschienen ist. Jesper Nielsen, Hauptsponsor und Aufsichtsratsboss der Löwen, stand darin Rede und Antwort. Unter anderem fiel folgender Satz; Nielsen: „Goggi hatte immer den Wunsch nach Kopenhagen zu kommen.“

Seltsam nur, dass Goggi davon nichts weiß: „Als ich das gelesen habe, war ich verwundert“, schmunzelte Sigurdsson mit süßsaurer Miene, „aber es ist wirklich wahrscheinlicher, dass ich dorthin gehe.“ Auch weil Nielsen offenbar das letzte Wort hat. Folglich besteht auf der linken Außenbahn Handlungsbedarf. Storm ist gefordert, aber nicht überfordert. Ein Nachfolger steht nach Informationen dieser Zeitung parat: Es ist Niklas Ruß (Friesenheim), das Eigengewächs. Der Manager möchte sich dazu nicht äußern. Nur so viel: „Verlässt uns Goggi, sprechen wir natürlich auch mit Niklas.“

Eine Baustelle wäre geschlossen. An einer weiteren wird gebuddelt. Gemeint ist der rechte Rückraum: Olafur Stefansson geht, Krzysztof Lijewski kommt wohl erst gar nicht. Übrig bleibt Michael Müller. Also heuert Alexander Petersson (Vertrag ab 2012) schon im Sommer bei den Löwen an?! Gute Idee, aber veraltet, ein Luftschloss. Storm: „Unsere finanziellen Möglichkeiten und Vorstellungen und die aus Berlin liegen sehr, sehr weit auseinander.“ Einer, der die Lücke schließen könnte, ist Steffen Weinhold (TV Großwallstadt). Storm: „Wir werden auf dieser Position gut besetzt sein.“

In einer anderen Sache spricht er dagegen Klartext: Spekulationen, die darauf abzielen, dass Petersson und Torhüter Niklas Landin (Vertrag ab 2012) nie zu den Gelbhemden wechseln werden, erstickt er im Keim: „Beide kommen so wie geplant. Das ist sicher, sie sind zwei Eckpfeiler unserer Planung.“

Zwei Weltstars, die eines verdeutlichen: Auch künftig wird im Löwengehege auf einem hohen Level gespielt. Doch der eine oder andere Abstrich lässt sich nicht vermeiden. Storm, der Nachdenkliche: „Wir müssen sehr intelligent und überlegt agieren, aber ob wir uns auch zukünftig für jede Position zwei Weltklasseleute leisten können, ist fraglich. Ich sehe eher zwölf Topspieler und vier Nachwuchskräfte.“ Und weiter: „Es wird sich einiges bei uns ändern, dass heißt aber nicht, dass es schlechter werden muss.“

Von Daniel Hund

 11.04.2011