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Löwen hatten eine Menge Spaß

Mannheim. Die letzten drei Spiele gegen Flensburg hatten die Rhein-Neckar Löwen allesamt verloren. Im letzten Jahr zwei, und in dieser Saison die Begegnung in der Vorrunde mit 31:33 an der Ostsee. Ein Angstgegner also? Spätestens seit letzten Samstag nicht mehr. Da wurden die Norddeutschen entzaubert, demontiert und mit einer 31:41 (14:18)-Klatsche zurück nach Hause geschickt. Und nachdem die Löwen die Zuschauer auf den Rängen der SAP Arena dermaßen begeistert hatten, dass sie schon Minuten vor dem Schlusspfiff von den 11.103 Fans mit stehenden Ovationen gefeiert wurden, setzten sie sich nach dem Erfolg nebeneinander vor die gelbe Fankurve – und genossen einfach nur den Augenblick.

„Wir hatten diesmal keinen Hänger wie in vielen Spielen, wir haben viel Tempo gemacht, hatten aber nach dem Sieg in Kiel auch viel Selbstvertrauen,“ sagte Rechtsaußen Patrick Groetzki, der zuvor das Dutzend voll gemacht hatte, mit zwölf Treffern erfolgreichster Torschütze wurde und immer wieder pfeilschnell seine Gegenstöße gelaufen war.

Und nur einen einzigen Fehlversuch hatte. Aber ganz bescheiden wiegelte der 21-Jährige ab: „Das ist nicht wichtig, wichtig war die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind.“ Und die war so gut, dass in dieser Saison noch einiges erwartet werden kann. „So langsam finden wir unsere Form“, sagte der Löwen-Aufsichtsratsvorsitzende Jesper Nielsen, „und genau zur richtigen Zeit, denn im Mai werden die Titel vergeben.“

Naturgemäß zeigte sich auch Trainer Gudmundur Gudmundsson sehr zufrieden mit dem Spiel seiner Mannschaft. „Wir hatten nur am Anfang Schwierigkeiten. Das haben wir in der zweiten Halbzeit verbessert und konnten vielen Gegenstöße laufen. Einige Spieler haben überragende Leistungen gezeigt. Es war aber auch eine geschlossene Mannschafts-Leistung.“

Zu den herausragenden Spielern gehörte neben Patrick Groetzki auch Zarko Sesum. Der Serbe, der monatelang meist nur auf der Bank schmorte, nachdem er vorzeitig von Veszprem zu den Löwen gewechselt war, führte – da Börge Lund noch immer verletzt war – ausgezeichnet Regie, sprühte vor Spielwitz und demonstrierte mit seinen acht Treffern zudem große Torgefährlichkeit.

Ein kompletter Handballer

„Sesum ist ein kompletter Handballer“, lobte Manager Thorsten Storm seinen Rückraum-Allrounder, „der kommt aus der jugoslawischen Schule. Er hat lange Arme und fängt hinten die Bälle ab. Er ist noch jung, nicht älter als Uwe Gensheimer.“ Die lange Eingewöhnungszeit des Serben erklärt Storm mit dessen Verletzung, die eine Vorbereitung verhindert hat. Sesum jedenfalls ist gegen Flensburg aufgetreten, als hätten die Löwen einen neuen Spieler, einen Leistungsträger und aufgehenden Stern am Handball-Himmel. „Der hat einfach nur Spaß am Spiel,“ erklärt Thorsten Storm.

Den hatten gegen Flensburg natürlich alle. Und daran war das Publikum nicht ganz unschuldig. „Die Stimmung in der Halle war weltklasse“, befand Trainer Gudmundsson wie Thorsten Storm: „Die Stimmung hat die Mannschaft getragen – und dann entscheiden sich Spiele frühzeitig.“ Nun hoffte der Manager natürlich, dass seine Katzen auch im Champions League-Viertelfinalhinspiel am Ostersonntag (17.45 Uhr) von einer ähnlichen Welle der Begeisterung zu einem klaren Sieg getragen werden.

Flensburgs Trainer Ljubomir Vranjes musste nach der deftigen Niederlage eingestehen, dass sein Team „keine Chance“ hatte. „Das haben die Löwen sehr gut gemacht. Das Spiel war früh entschieden.“ Und dann blickte der Flensburger Coach voraus: „Meine Jungs müssen nachdenken, was sie gemacht haben. Wir werden uns das Spiel noch einmal anschauen um zu lernen.“

Das klingt noch nicht nach einer Kapitulation, denn noch ist die Saison nicht zu Ende und es steht noch ein Duell der Flensburger mit den Rhein-Neckar Löwen bevor: Am7. Mai beim Final Four in Hamburg im Halbfinale. Aber nach der letzten Demonstration der Stärke in der SAP Arena braucht den Löwen nun nicht mehr bange zu sein. Die Flensburger zählen nun nicht mehr zu ihren Angstgegnern.

Rhein-Neckar Löwen: Groetzki 12, Sesum 8, Tkaczyk 7, Bielecki 3, Gensheimer 3/1, Müller 2, Sigurdsson 2, Stefansson 2, Gunnarsson 1, Schmid 1.

SG Flensburg-Handewitt: Mocsai 7, Bøsen 4, Eggert 4/3, Mogensen 4, Svan Hansen 4, Szilagy 4, Heinl 3, Knudsen 1.

Zuschauer: 11.103, Strafminuten: 8/6. Stenogramm: 0:1, 3:2, 4:6, 9:7, 11:8, 14:13, 18:14 (Halbzeit), 19:14, 23:17, 26:18, 28:22, 33:25, 39:27, 41:31 (Endstand).

Von Hasso Waldschmidt

 11.04.2011