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Erste Standortbestimmung für die Rhein-Neckar Löwen (RNZ)
Nach dem lockeren 39:25-Sieg der Badener gegen Eisenach wartet am Sonntag in Magdeburg eine deutlich härtere Prüfung
„Hier werden sich sicher noch andere Mannschaften eine Packung abholen.“ Velimir Petkovic lachte, als er das am späten Mittwochabend sagte. Soeben hatte im Bauch der SAP Arena die Pressekonferenz begonnen. Es ging um das ungleiche Bundesliga-Spiel zwischen den Rhein-Neckar Löwen und Eisenach, dem bösen 25:39-Abschuss der Thüringer in der Kurpfalz.
Und ja, Eisenachs Cheftrainer saß da und lachte. Wobei das mit dem Lachen bei Herrn Petkovic immer so eine Sache ist. Er lacht eigentlich immer. Selbst in Situationen, in denen bei anderen Menschen die Tränen nur so kullern. Pokerface nennt man so etwas. Aber warum hätte er sich auch ärgern sollen? Petkovic ist einfach ein Realist. Es war ein Duell David gegen Goliath. Titeljäger gegen Kellerkind. Ein ungleicher Kampf. Das sah auch Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen so. Der wurde danach gefragt, wo seine Mannschaft nach zwei Spielen denn nun stehen würde? „Puh, das sollte man mich besser nochmals am Sonntagabend fragen.“ Zuckt er mit den Schultern. Am Sonntagabend steht nämlich die erste echte Standortbestimmung an. Dann gastiert der Löwen-Tross beim SC Magdeburg – einem weiteren Spitzenteam. Jacobsen sagt: „Das ist eines der schwersten Auswärtsspiele, die du in der Bundesliga haben kannst. Wenn die Halle erstmal kocht, wird es richtig schwer.“
Doch es darf kein falscher Eindruck entstehen: Angst hat bei den Gelben keiner, nur Respekt. Mut macht die Gala gegen Eisenach. Aber letztlich war das Schützenfest trügerisch. Denn es war noch längst nicht alles Gold, was glänzt. Vor allem die Abwehrleistung ließ nach der Pause zu Wünschen übrig. Immer wieder fand der ThSV die entscheidende Lücke, flutschte nur so durch das Löwen-Bollwerk. Teammanager Oliver Roggisch schob es auf die nachlassende Konzentration, was „durchaus mal vorkommen kann, wenn du mit elf Toren zur Pause führst“.
Stimmt. Außerdem haben die Badener vor der Pause ja bewiesen, wie es gehen kann. Die neu einstudierte 3:3-Abwehr stand bombensicher. Etliche Bälle konnten so „geklaut“ werden, was für die pfeilschnellen Löwen-Außen Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki ein gefundenes Fressen war. Unaufhaltsam liefen sie einen Konter nach dem anderen in Richtung Gäste-Tor.
Aber auch Mikael Appelgren, der neue Hexer im Löwen-Kader, hatte großen Anteil am Hochgeschwindigkeits-Handball. Seine Reflexe sind enorm und sein Stellungsspiel erst. Gegen Eisenach spielte der Zopfträger durch, stand 60 Minuten lang unter Strom. Für einen Wechsel gab es keinen Grund, also schmorte Darko Stanic, der zweite Weltklasse-Schlussmann im Löwen-Kader, das komplette Spiel über auf der Bank.
Und das, obwohl Jacobsen nicht hundertprozentig zufrieden mit Appelgren war. Der Däne: „Mikael hat sehr gut gehalten, allerdings hat er meiner Meinung nach ein paar Treffer zu viel von den Außenbahnen bekommen.“ Und warum kam dann Stanic nicht? „Nochmal: Ich habe in dieser Saison zwei sehr gute Torleute“, grinst der Trainerfuchs: „Und mich würde es deshalb nicht wundern, wenn Darko am Sonntag in Magdeburg im Tor anfängt.“
Von Daniel Hund