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Fast schon ein Angstgegner

Löwen empfangen am Donnerstag HC PPD Zagreb

Keine Handball-Mannschaft hat schon öfter an der Champions League teilgenommen als der RK Croatia Zagreb. Im 25. Jahr der europäischen Königsklasse kann der kroatische Serienmeister bereits auf 24 Starts zurückblicken und ist für die meisten Teams daher ein alter Bekannter. Auch die Rhein-Neckar Löwen haben mit Zagreb zuletzt immer wieder ihre Erfahrungen gemacht – und meist keine guten.

Löwen-Kapitän  Andy Schmid erinnert sich deshalb nur ungern an die jüngsten Auseinandersetzungen mit den Ball-Künstlern vom Balkan. In der vergangenen Spielzeit taten sich die Löwen bereits beim Hinspiel in der Frankfurter Fraport Arena (25:24) äußerst schwer, der zweite Durchgang des Rückspiels im Dezember 2016 ging für den Schweizer sogar in die Geschichte ein. „Die zweite Hälfte war sicher eine der schlechtesten, seit ich das Trikot der Löwen trage. Es waren rabenschwarze 30 Minuten für uns“, denkt Schmid an das 21:25 zurück, als die Löwen in der kroatischen Hauptstadt einen Fünf-Tore-Vorsprung aus der Hand gaben und in den ersten 15 Minuten nach dem Wechsel nur einmal ins gegnerische Tor trafen. „Vielleicht hat uns Zagreb in der ersten Hälfte eingeschläfert. Wir haben einfach keine Lösungen mehr gefunden, haben Bälle sinnlos verworfen, kamen mit Zagrebs Abwehr nicht klar.“

Kein Ausrutscher

Doch ein Ausrutscher war diese Partie insofern nicht, als die Löwen schon im Jahr zuvor ein äußerst negatives Erlebnis mit Zagreb hatten: Im Achtelfinale der Champions League war der 24:23-Erfolg im fremder Halle zu wenig, um weiterzukommen Das Heimspiel in der SAP Arena ging mit 29:31 verloren – die Löwen waren aufgrund ihrer schwachen Abwehrleistung raus. „Auch das hatten wir uns selbst zuzuschreiben“, sagt Schmid: „Es war ein zähes Ringen, es haben aber zwei, drei Prozent gefehlt.“

Nun geht es also wieder gegen den schon 1922 gegründeten Club, der mit zwei Siegen im damaligen Europapokal der Landesmeister (1992 und 1993) aufwarten kann und auch in dieser Spielzeit seine Ambitionen auf internationalem Parkett untermauern möchte. Nachdem sich Zagreb zuletzt dreimal in Folge für das Achtelfinale qualifizieren konnte, ist die K.o.-Runde deshalb wieder das Minimalziel. Und geht es nach Manager Bozidar Jovic, soll hier noch nicht Endstation sein. „Wir werden unser Bestes geben, um den nächsten Schritt zu machen und unter den besten acht Mannschaften Europas zu sein“, ist das Viertelfinale für Jovic keine Utopie, während Kapitän Igor Vori sogar von noch mehr träumt. „Ich habe die Champions League bereits mit dem Hamburger SV gewonnen und würde mit meinem Heimatverein noch einmal gerne zum Final Four nach Köln fahren. Natürlich wird das mit unserer jungen Mannschaft nicht einfach, aber ich glaube, dass wir es ins Viertelfinale schaffen können. Mit ein bisschen Glück ist dann alles möglich“, sagte der ehemalige Bundesliga-Profi vor dem Start der Königsklasse der Internetplattform ehfcl.com.

Nicht nur auf Heimstärke setzen

Und auch hier hat Zagreb schließlich genug Erfahrung: Viermal standen die Kroaten bereits im Champions-League-Finale, verloren aber einmal gegen Irun und dreimal gegen Barcelona. Nun gilt es aber zunächst die Gruppenphase in Pool A zu überstehen, wobei Zagreb vor allen auf die Heimspiele in seiner modernen Arena setzt. „Dort können wir jede Mannschaft schlagen“, glaubt Manager Bozic und schon im Vorjahr genügten acht Punkte, die Zagreb alle in eigener Halle holte, knapp zum Weiterkommen. So spannend will es der RK Zagreb nach Möglichkeit nicht noch einmal machen und plant deshalb mit mindestens zwei Überraschungen in der Fremde. Wie ernst es der kroatische Serienmeister seit 2003 damit meint, zeigt nicht zuletzt ein Blick auf die Personalpolitik: Als sich Linkshänder David Miklavcic kurz vor Saisonstart an der Schulterverletzte und im rechten Rückraum nur noch Nachwuchsmann Mario Vuglac zur Verfügung stand, eisten die Kroaten kurzerhand Ex-Bundesliga-Profi Zarko Markovic (HSV, Göppingen) vom katarischen Spitzenklub Al-Jaish los.

Ansonsten setzt man beim RK Zagreb auf die bewährte Mischung aus erfahrenen Kräften wie Rechtsaußen Zlatko Horvat oder die Valcic-Brüder im Rückraum und den immer wieder nachrückenden Talenten. Vor allem auf Rechtsaußen Josip Bozic Pavletic wird zu achten sein, der mit seinen 23 Jahren der jüngste kroatische Nationalspieler bei den jüngsten Titelkämpfen in Frankreich war. Auch zwischen den Pfosten setzt der RK neben Malevz Skok mit Urh Kaselic (21) auf den Nachwuchs und die Position auf der Bank wurde nach drei Trainerwechseln in der vergangenen Saison ebenfalls neu besetzt.  Kasim Kamenica soll Zagreb unter den europäischen Top- Teams etablieren.