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„Feiertag“ in der SAP Arena

Löwen schlagen den THW Kiel und fahren nach Hamburg

Die Rhein-Neckar Löwen haben die Viertelfinal-Partie im DHB-Pokal am Mittwochabend vor 12070 Zuschauern in der Mannheimer SAP Arena mit 29:26 (15:14) gegen den THW Kiel gewonnen. Die Badener stehen damit im REWE Final Four. Tickets für das REWE Final4 um den DHB-Pokal können ab morgen, 5. März, 10 Uhr über die Homepage der Rhein-Neckar Löwen bestellt werden.

Dieses wird am 9. und 10. Mai in der Hamburger O2-World ausgetragen. Ebenfalls für die Endrunde qualifiziert sind der SC Magdeburg, die Füchse Berlin und die SG Flensburg-Handewitt. Die Gelbhemden haben die Runde der besten vier Mannschaften zum achten Mal erreicht, standen dabei dreimal im Finale und haben nach dem Sieg über den THW nun beste Chancen, erstmals in ihrer Vereinsgeschichte den DHB-Pokal zu gewinnen. „Wir fahren jetzt natürlich dahin, um zu gewinnen, aber das wollen alle vier Teilnehmer“, sagte Kim Ekdahl du Rietz. In der vergangenen Saison waren die Badener im Halbfinale an der SG Flensburg-Handewitt gescheitert, nachdem sie zuvor ebenfalls den THW Kiel ausgeschaltet hatten. Damals allerdings im Achtelfinale und mit einem Auswärtssieg in Kiel.

Als das Spiel dann vorbei war, da stürmte die gesamte Löwen-Mannschaft auf Niklas Landin ein. Der Torhüter, der in den letzten Wochen nicht unbedingt so gut gespielt hatte, wie man das von ihm gewohnt ist, hatte mit 13 Paraden einen nicht unwesentlichen Anteil am Erfolg der Löwen gegen den deutschen Meister. Der Däne, der in der kommenden Saison zum heutigen Rivalen in den Norden wechselt, entschärfte sensationelle vier Siebenmeter der Kieler. „Niklas hatte einen riesen Anteil am Sieg“, sagte Ekdahl Du Rietz. Auch Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen lobte seinen Torhüter: „Ab der 20. Minute hat Niklas sehr gut gehalten. Das war spielentscheidend. Wir hatten in der zweiten Halbzeit den bessern Torhüter.“

In einer von Hektik geprägten Anfangsphase unterliefen den Löwen unter den Augen ihres ehemaligen Trainers Gudmundur Gudmundsson zu viele Fehler im Angriffsspiel, sodass Kiel zu vielen  einfachen Toren kam und nach acht Spielminuten bereits mit 5:2 führte. Die Löwen agierten von Beginn an wieder in einer offensiven Deckungsvariante, hatten damit aber große Probleme mit dem wurfgewaltigen Rückraum der Kieler, der quasi Tore am Fließband erzielte. Die Badener drohten gleich zu Spielbeginn hoffnungslos ins Hintertreffen zu geraten – ein Grund, für Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen früh die erste Auszeit zu nehmen.

Anschließend fanden die Löwen durch zwei Tore in Folge von Andy Schmid und Bjarte Myrhol wieder Anschluss und konnten die Begegnung nun offen gestalten. In dieser Phase klappte im Angriff vor allem das Zusammenspiel der Achse Schmid und Myrhol, der wegen einer Knieverletzung die ersten Partien des Jahres verpasst hatte und gegen den THW erst sein drittes Spiel in diesem Jahr bestritt. Beide zusammen erzielten bis zur Pause rund die Hälfte aller Löwen-Treffer.

Beim 9:9 (18.) durch Alexander Petersson gelang den Gelbhemden, die mittlerweile in einer 6:0-Abwehr agierten (bis kurz vor der Pause), wieder der Ausgleich – Torhüter Niklas Landin hatte zuvor einen Siebenmeter von Canellas abgewehrt. Nach einer weiteren Landin-Parade, der Schlussmann sollte bis zur Pause mit sechs Paraden einen nicht unwesentlichen Faktor spielen, führten die Gelbhemden mit 10:9, Schmid traf. Mit diesem engen Spielstand ging es weiter. Mal führten die Löwen mit einem Treffer, mal der THW, mal stand es unentschieden. Es war eine enge Partie auf hohem Niveau, in dem jeder Fehler bestraft wurde, in der sich die Löwen mit viel Kampfgeist und Engagement gegen die bessere individuelle Klasse der Kieler stemmten. „Es war nicht alles schön, aber die Jungs haben ein großes Herz gezeigt“, lobte Jacobsen. Vor allem die Abwehr hatte mit den Kielern so ihre Problemchen. „Die Abwehr hat mehr vom Kampf als von guten Absprachen gelebt“, sagte Jacobsen. Nach einem Fehler im Kieler Angriffsspiel nutzte Patrick Groetzki dann die letzte Chance vor der Pause zur 15:14-Halbzeitführung für die Badener.

Die Löwen erwischten einen guten Start in die zweite Hälfte und konnten erstmals in der Begegnung einen Zwei-Tore-Vorsprung herauswerfen. Diesen verteidigten die Gastgeber dann trotz Unterzahl, als Uwe Gensheimer in der 39. Spielminute seinen dritten Siebenmeter einnetzte – einen hatte er zu Beginn der zweiten Hälfte verworfen – führten die Löwen beim 19:16 mit drei Treffern. Und es sollte noch besser kommen: Alexander Petersson erhöhte per Gegenstoß in Überzahl zum 20:16 (40.). Doch innerhalb von zwei Minuten nutzten die Kieler anschließend Fehler und Unzulänglichkeiten der Gastgeber im Spielaufbau aus und kamen zu vier Toren in Folge. Der Vorsprung der Löwen war dahin (20:20/42.). Jacobsen versuchte den Kieler Lauf mit einer Auszeit zu stoppen. „Ich weiß nicht, was da passiert ist. Wir hatten da die Chance, das Spiel zu entscheiden“, haderte Du Rietz.

Doch die Gelbhemden schlugen zurück, Kim Ekdahl du Rietz, zuvor halbzeitübergreifend 15 Minuten geschont, erzielte die Führung, Landin parierte den Siebenmeter von Vujin. Nach dem 21:21-Ausgleich durch Klein das gleiche Bild: Du Rietz trifft zur Führung, Landin hält einen Siebenmeter, diesmal von Ekberg. Und Gensheimer erhöht auf 23:21 (47.). Beim 24:22 hatten die Löwen dann sogar die Chance, die Führung auf drei Treffer auszubauen, doch ein Fehler im Spielaufbau ermöglichte Jicha den Anschlusstreffer per Tempogegenstoß. Die nächste Möglichkeit zu verkürzen, Groetzki hatte zwischenzeitlich das 25:23 erzielt, verpasste der zuvor grippekranke Tscheche dann jedoch. Auch er scheiterte per Siebenmeter an Landin – als vierter Kieler in Folge. Kim Ekdahl Du Rietz sorgte dann für das 26:23 der Löwen (52.).

In Überzahl kam der THW dann jedoch schnell wieder auf einen Treffer heran. So entwickelte sich eine spannende Schlussphase. Beim 28:26 führten die Löwen wieder mit zwei Treffern (56.), Landin parierte anschließend gegen Jicha. Nach erneuter Landin-Parade folgte dann bei angezeigtem Zeitspiel ein Sensationstor der Löwen, Groetzki scheitert, Gensheimer bringt den Ball im Fallen aus dem Kreis zu Alexander Petersson, der Isänder trifft zum 29:26. Und anschließend ist wieder Landin zur Stelle. Der Däne stoppte auch den nächsten Kieler Angriff, indem er den Ball vor dem Kreis nach einem Fehler im Löwen-Spielaufbau abfängt. Als dann Weinhold für zwei Minuten runter musste, ist allen klar, die Löwen werden siegen. Die Arena kocht, die Zuschauern feiern ihre Mannschaft, die mit einer unglaublichen, kämpferischen Leistung erneut den Favoriten aus dem DHB-Pokal geworfen haben. Daran konnte auch ein letzter Fehlwurf von Andy Schmid nichts mehr ändern. „Einen riesen Dank an die Zuschauer, sie haben uns in der zweiten Halbzeit in den schwierigen Phasen getragen und einen Anteil am Sieg“, sagte Jacobsen. 

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Rhein-Neckar Löwen – THW Kiel 29:26 (15:14)

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Rutschmann (n.e.) –  Schmid (3), Gensheimer (6/3), Kneer, Sigurmannsson (n.e.), Myrhol (6), Larsen (), Reinkind (n.e.), Steinhauser (n.e.), Groetzki (4), Ekdahl du Rietz (5), Petersson (5), Ganshorn (n.e.)

THW Kiel: Sjöstrand, Palicka – Duvnjak (3), Toft Hansen (3), Sprenger (2/1), Weinhold (3), Wiencek, Ekberg, Lauge Schmidt, Canellas (2/1), Palmarsson, Klein (5), Jicha (1), Vujin (7)

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Alfred Gislason

Schiedsrichter: Robert Schulze / Tobias Tönnies

Zuschauer: 12070

Strafminuten: 8/10

Siebenmeter: 4/3 – 6/2

Gensheimer scheitert an Sjöstrand

Canellas scheitert an Landin

Vujin scheitert an Landin

Ekberg scheitert an Landin

Jicha scheitert an Landin

Zeitstrafen: Gensheimer (2), Larsen (2), Kneer (4) – Toft Hansen (2), Sprenger (4), Wiencek (2), Weinhold (2)

Rote Karte: –

Spielfilm: 2:1 (4.), 2:5 (8.), 6:8 (14.), 10:9 (19.), 15:14 (Hz.), 20:16 (40.), 20:20 (42.), 23:21 (47.), 26:23 (52.), 28:26 (56.), 29:26 (Ende)

Beste Spieler: Landin, Gensheimer, Petersson, Myrhol, Du Rietz – Vujin, Klein.