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Löwen gegen Kiel: Heimvorteil gegen Extraurlaub (RNZ)

Ein klarer Favorit ist vor dem Pokalduell der Rhein-Neckar Löwen und dem THW Kiel nicht auszumachen

Mannheim/Kiel. (miwi/wp) Heute Abend (19 Uhr, SAP Arena) steht der Pokalschlager zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem THW Kiel an. Knapp 11.500 Karten waren gestern für das Viertelfinal-Duell der Topteams der Bundesliga verkauft, die punktgleich an der Spitze der Tabelle stehen. Was spricht für die Löwen, was für den THW?

Für die Löwen spricht

> SAP Arena: „Wenn man Pokalsieger werden will, muss man sowieso den THW Kiel schlagen“, sagt Rechtsaußen Patrick Groetzki: „Die Chance ist nirgends größer, als in der eigenen Halle mit den Fans im Rücken.“

> Pelle: Pelle ist knapp zwei Wochen alt und der Sohn von Niklas Landin. „Es hat keine große Veränderung stattgefunden, aber etwas ist jetzt doch anders“, fühlt der Däne einen Motivationsschub. Das Torhüterduell müssen die Löwen für sich entscheiden, wenn sie den THW schlagen wollen. Auf Landin, der am Saisonende nach Kiel wechselt, war immer Verlass – auch schon vor Pelles Geburt.

> Thorsten Storm: Er arbeitete sieben Jahre lange als Geschäftsführer der Löwen und blieb in dieser Zeit streitbar. Der Macher wurde akzeptiert und respektiert, Liebe schlug ihm aber nie entgegen. Viele haben ihm übel genommen, dass er ausgerechnet zum größten Rivalen wechselte, weshalb er bei seiner Rückkehr nicht überall mit offenen Armen empfangen wird – dem Ex-Manager wollen es viele zeigen.

> Kim Ekdahl du Rietz: Der Schwede erklärte vor einem halben Jahr seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft, um sich zu schonen. Statt der WM in Katar machte er Urlaub. „Es hat richtig gut getan.“ Die Löwen profitieren von der urwüchsigen Kraft des Halblinken, von dessen dauerhaften Knieproblemen nichts mehr zu spüren ist.

> Flügelzange: Auf der linken Seite den Mann mit dem Gummiarm, rechts der Sprinter mit dem eisernen Willen. Mit Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki sind die Außenpositionen perfekt besetzt. Zuletzt schwächelte Gensheimer zwar etwas und ließ ungewöhnlich viele Chancen liegen, gegen die Zebras wird die Konzentration aber wieder bei 100 Prozent sein. Und Groetzki, das Sprungwunder, liefert seine Tore sowieso verlässlich wie ein Postbote ab.

Für Kiel spricht

> Endspiel: Es ist zwar ein Achtelfinale, aber für den THW Kiel fühlt es sich wie ein Endspiel an. Das „Final Four“ will kein Zebra verpassen. Der Schmerz darüber, in der vergangenen Saison nur Zuschauer gewesen zu sein, ist unvergessen. Und Endspiele, das hat in Kiel Tradition, werden in der Regel vom THW gewonnen.

> Kader: Trainer Alfred Gislason steht der komplette Kader zur Verfügung. Auch wenn Filip Jicha (Grippe), Joan Canellas (Schulter) und Rasmus Lauge (Leiste) noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte sind, stehen sie für Kurzeinsätze zur Verfügung. Mit diesem Kader kann der THW sein Tempo über 60 Minuten auf einem hohen Niveau halten.

> Abwehr: Anders als die Löwen beherrscht der THW mit der 3:2:1- und der 6:0-Deckung zwei Abwehrsysteme perfekt. In der offensiven Variante gibt es mit Jicha und Domagoj Duvnjak zudem gleich zwei Spitzen, die das Spiel des Gegners effektiv zerstören. Die Löwen haben dagegen mit Gedeon Guardiola ihren Abwehrchef verloren. Bjarte Myrhol könnte ihn ersetzen, der Norweger ist nach einer zweimonatigen Verletzungspause aber noch nicht in der Lage, das über 60 Minuten zu leisten.

> Bus: Die Kieler sind schon längst in der Erfolgsspur. Seit Sonnabend pendelt der THW-Tross in einem Bus zwischen Flughafen, Halle und Hotel, der im Alltag ein Team transportiert, das ebenfalls das Siegen beherrscht – die deutsche Fußballnationalmannschaft. „Er wurde uns für diese Tage angeboten, kos- tet nicht mehr und ist gut“, erklärte Manager Thorsten Storm. „Da haben wir gesagt, dass wir ihn einmal ausprobieren.“

> Urlaub: Trainer Alfred Gislason hat für zwei Siege gegen Friesenheim und die Rhein-Neckar Löwen drei freie Tage in Aussicht gestellt. Ein möglicher Kurzurlaub, das belegt die Vergangenheit, verleiht angesichts des dichten Terminkalenders Flügel.