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Flensburg nicht zu stoppen

Rhein-Neckar Löwen verlieren Top-Spiel bei Bundesliga-Spitzenreiter / 21. SG-Sieg am Stück

Flensburg feiert Benjamin Buric.Das war nichts: Mit 20:27 (14:14) haben die Rhein-Neckar Löwen das Top-Spiel am 13. Spieltag der DKB Handball-Bundesliga bei der SG Flensburg-Handewitt verloren. Nachdem die Gelben zunächst gut gestartet waren und auch kurz nach der Pause noch führten, wurde der Titelverteidiger und aktuelle Spitzenreiter immer besser, lag eine Viertelstunde vor dem Ende schon mit fünf Toren vorne und ließ sich am Ende – auch Dank eines überragenden Benjamin Buric – den Sieg nicht mehr nehmen. In der Tabelle bauten die Flensburger ihren Vorsprung auf vier Zähler auf den Zweiten Magdeburg aus. Die Löwen belegen mit nun 19:5 Punkten Rang vier.

„Wir haben nach der Pause einfach keine Tore mehr erzielt. Das waren schlechte Würfe, ein bisschen Pech mit Latte und Pfosten. Dazu hat Buric im SG-Tor eine starke Phase gehabt“, sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen sichtlich enttäuscht. „Ich bin nicht zufrieden mit unserer Leistung, wir haben uns das anders vorgestellt. In der zweiten Halbzeit waren wir nicht gut genug für Flensburg.“ SG-Trainer Maik Machulla bot das genaue Gegenteil von Jacobsen, strahlte über beide Backen: „Buric war fantastisch, die Abwehr super auf den Beinen und aggressiv. Wir können sehr, sehr stolz auf uns sein. Wenn man die Löwen in der zweiten Hälfte bei sechs Toren hält, ist das sehr stark. Das war heute eine reife Leistung.“ Für die Flensburger war es der 21. Bundesliga-Sieg in Serie, für die Löwen die zweite Niederlage in dieser Saison.

Guter Löwen-Start

Gudjon Valur Sigurdsson gegen Buric. Auf der Platte beginnen die Gelben mit Rückkehrer Mikael Appelgren im Tor, mit Mads Mensah auf halblinks und mit Bogdan Radivojevic als Rechtsaußen, weil Patrick Groetzki mit einer Bauchmuskelzerrung kurzfristig ausgefallen ist. Zwei der drei Genannten sind sofort im Spiel. Mensah besorgt per Steal und anschließendem Gegenstoß das erste Tor des Abends. Appelgren hält den ersten Wurf auf sein Tor. Gudjon Valur Sigurdsson, seit Wochen in Topform, besorgt das 0:2 (4.). Der Löwen-Start kann sich sehen lassen. Allerdings kommen nach kurzem Anlauf auch die Gastgeber. Johannessen mit Gewalt und Wanne mit Übersicht gleichen aus. Weil Andy Schmid ansatzlos einwuchtet und Sigurdsson mit einem No-Look-Siebenmeter für die Löwen nachlegt, steht die Zwei-Tore-Führung der Gelben wieder.

Das Spiel selbst kommt schwer in die Gänge, beide Teams wirken angespannt, leisten sich viele Fehler. Jannik Kohlbacher kassiert in zehn Minuten zwei Zwei-Minuten-Strafen, muss aus der Abwehr genommen werden. Auf dem Feld zeigt vor allem Sigurdsson nach wie vor seine Klasse, trifft zum 5:6 und 5:7 (15.). Auch bei Flensburg ist der Linksaußen die Torgarantie: Hampus Wanne schmettert durch einen Block das 7:8 ins Löwen-Tor. Coach Jacobsen nimmt danach seine erste Auszeit, bringt den siebten Feldspieler, weil seine Jungs sich unheimlich schwer tun im Positionsangriff. Zwar werden die Fehler dadurch nicht weniger. Zu Toren kommen die Löwen aber. Vor allem auch, weil Mads Mensah einige gute Szenen hat, Radivojevic schön freispielt und selbst zweimal trifft. An Absetzen ist aber nicht zu denken für die Löwen. Dafür ist die Fehlerquote zu hoch, kommt Flensburg immer wieder zu leichten Toren. Gottfridsson bringt den Anschluss (11:12, 25.), zur Pause steht es in einem spannenden Spitzenspiel 14:14.

Flensburg dominiert Halbzeit zwei

Mads Mensah gegen Tobias Karlsson. Mit einem Siebenmeter von Sigurdsson geht es in die zweite Hälfte (14:15). Nach Jöndals Ausgleich, ebenfalls per Siebenmeter, ist es Gottfridsson, der die erste Flensburger Führung des Abends erzielt (16:15, 35.). Weil Fäth nur die Latte trifft, kann Wanne das 17:15 nachlegen. Petersson mit Gewalt bringt noch einmal den Anschluss (17:16, 37.). Danach aber geht bei den Löwen erst einmal gar nichts mehr. Acht Minuten bleiben sie ohne Tor, während Spitzenreiter und Titelverteidiger Flensburg nicht nur dreimal trifft, sondern den Löwen vor allem in der Abwehr den Zahn zieht. Das gelingt sogar gegen die Überzahl der Löwen, die es einmal mehr mit dem siebten Feldspieler probieren. Allein, es will in der Offensive nicht mehr laufen. Auch nach Radivojevics 20:17 geht die Fehler- und Pechsträhne weiter. Fäth donnert auch seinen zweiten Hammer an die Latte, Wanne wirft ins leere Tor (22:17, 47.). Als Buric seine Paraden Nummer elf und zwölf nachlegt, seine Superquote auf 43 Prozent aufstockt, nimmt Jacobsen seine letzte Auszeit.

Die Löwen versuchen es jetzt mit der 5:1-Abwehr sowie mit Mensah für Fäth. Die Wende bringt das leider nicht mehr. Auch Mensah trifft das Wurfpech, wieder Wanne ist der Nutznießer (23:17, 51.). Schmids 23:18, das vierte Tor der Löwen nach der Pause, ist schon nur noch Ergebniskosmetik. Nach 60 Minuten zeigt die Ergebnistafel ein 27:20 für Flensburg. Ein verdienter Sieg für die Norddeutschen, die vor allem nach der Halbzeit den entschlosseneren Eindruck hinterließen, auch ein bisschen Glück, vor allem aber die bessere Abwehr und den effektiveren Angriff hatten.

SG Flensburg-Handewitt – Rhein-Neckar Löwen 27:20 (14:14)

SG Flensburg-Handewitt: Buric, Bergerud – Karlsson, Golla, Hald (1), Glandorf (4), Svan (1), Wanne (5), Jeppsson, Jöndal (6/6), Steinhauser, Zachariassen, Gottfridsson (4), Lauge (3), Röd, Johannessen (3)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Palicka; Schmid (6/2), Lipovina, Sigurdsson (5/3), Radivojevic (3), Tollbring, Abutovic, Mensah (2), Fäth, Taleski, Guardiola, Petersson (3), Nielsen, Kohlbacher (1)

Trainer: Maik Machulla – Nikolaj Jacobsen

Schiedsrichter: Peter Behrens – Marc Fasthoff (Neuss, Wuppertal)

Zuschauer: 6300 (ausverkauft)

Strafminuten: Gottfridsson (2). Karlsson (2) – Abutovic (2), Kohlbacher (4)

Siebenmeter: 6/7 – 4/5

Löwen: Sigurdsson wirft Siebenmeter an den Pfosten (49.)

Flensburg: Wanne wirft Siebenmeter an den Pfosten (8.)

Spielfilm: 0:2, 2:2, 2:4, 3:4, 3:5, 5:5, 5:7, 6:7, 6:8, 7:8, 8:8, 10:10, 10:12, 11:13, 13:13, 14:14 (HZ), 14:15, 17:15, 17:16, 20:16, 23:17, 25:19, 27:20 (EN)