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Gudmundsson: „Es wird schwer, das alles zu kompensieren“

Heidelberg. Er arbeitet viel. Eigentlich immer. Selbst nachts dreht sich im Hause Gudmundsson häufig alles um diesen kleinen, mit Harz verklebten Ball. Im Zimmer von Gudmundur Gudmundsson, 50, dem Handball-Trainer der Rhein-Neckar Löwen, brennt dann noch Licht. „Gudmi“ nutzt die Ruhe. Mal tüftelt er am Taktik-Masterplan, mal zieht er sich ein Video nach dem anderen rein. Über kommende Gegner, über eigene Schwächen, über was auch immer – Hauptsache es hat mit Handball zu tun. Seinem Beruf, seinem Hobby, seiner Berufung. Der Isländer ist ein Perfektionist durch und durch. Und gerade das macht es aktuell so schwer für ihn. Denn er weiß, was in dieser Saison gehen könnte, aber eben auch, was drohen könnte, wenn den Badener das Verletzungspech weiter treu bleibt: Mit Kreisläufer Bjarte Myrhol, Rechtaußen Ivan Cupic und Torhüter Goran Stojanovic fallen drei Mann, drei absolute Leistungsträger, noch monatelang aus. Ein Trio, in das man bei den Gelben große Hoffnungen gesetzt hatte: aber auf der Platte, nicht auf der Bank. Gudmundsson nimmt es hin. Jammern ist nicht sein Ding. Doch seine Sorgenfalten sind nicht zu übersehen.

> Gudmundur Gudmundsson, die Löwen stecken mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison. Läuft alles planmäßig?
Ja, das kann man so sagen. Wir haben nun bereits drei Wochen absolviert. Und ich bin sehr zufrieden, weil die Mannschaft super mitzieht. Das gilt für jeden einzelnen Spieler.

> Zunächst lag der Schwerpunkt eher im Kraft- und Ausdauerbereich. Ist man mittlerweile im technischen und taktischen Bereich angekommen?
Das sind wir. Seit Samstagvormittag beschäftigen wir uns mit der Taktik. Hier wird sich die Intensität in den nächsten Tagen noch erhöhen. Außerdem haben wir in Kürze sehr, sehr gute Testspielgegner. Wir nehmen da wirklich an Turnieren teil, die uns fordern und weiterbringen werden. Damit bin ich richtig zufrieden. Denn wir werden nun in den nächsten zwei, drei Wochen wissen, wo wir stehen.

> Hin zu etwas, das weniger erfreulich ist: dem Verletzungspech.
Puh, da hat es uns wirklich hart getroffen. Am Kreis wird nun vieles auf Robert Gunnarsson ankommen, aber auch auf Oliver Roggisch: Ihn werde ich im Training nun ganz bewusst vorne mit einbinden. Und ich bin mir sicher: Oli kann das auch. Bei Patrick Groetzki wird das schwerer. Auf Rechtsaußen müssen wir schauen. Ich hoffe einfach, dass Patrick mit der Belastung klar kommt und vor allem gesund bleibt.

> Macht sich Gudmundur Gudmundsson Sorgen?
Schon. Ich mache mir viele Gedanken, das gebe ich offen zu. Nun darf wirklich nichts mehr passieren. Es wird schwer, das alles zu kompensieren. Das geht nur über hartes Training. Man darf ja auch nicht vergessen, dass wir bei all dem Verletzungspech noch einige hochkarätige Abgänge zu verkraften haben.

> Der erste Kraftakt der Saison steht beim Qualifikations-Turnier zur Champions League in Kielce an. Als Topfavorit reisen die Löwen nicht an…
Das sehe ich genauso. Zunächst müssen wir dort erst einmal unser Halbfinale gegen Dunkerque HB gewinnen, was alles andere als ein Selbstläufer werden wird. Und dann würde wohl Kielce im Endspiel warten.

> Zu Krzysztof Lijewski. Er war zuletzt beim HSV Hamburg lange verletzt. Wie belastbar ist seine Schulter mittlerweile?
Er ist voll da. Von seiner Schulterverletzung ist nichts mehr zu spüren. Auf ihn können sich die Fans freuen. Krzysztof ist einer der besten Halbrechten auf der Welt. Egal, ob vorne oder hinten, er kann alles. Ein Supertyp ist das.

> Er ersetzt Olafur Stefansson …
In gewisser Weise schon. Aber Olafur ist ein anderer Spielertyp. Einer wie er, ist kaum zu ersetzen. Olafur hat viel für das Team getan. Als Mensch und als Spieler.

> Wie läuft es mit der Reha bei Goran Stojanovic?
Gut. Goran geht es immer besser. Mittlerweile ist er wieder deutlich beweglicher. Allerdings schmerzt ihn sein Rücken immer noch sehr. In den nächsten ein, zwei Wochen wollen wir ihn verstärkt ins Training einbinden.

> Tomas Svensson soll ihn ersetzen. Wie hat er sich eingelebt?
Mit ihm bin ich sehr zufrieden. Sowohl als Torwarttrainer als auch als Spieler. Tomas bringt eine tolle Einstellung mit, von der wir profitieren.


Von Daniel Hund