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Gudmundur Gudmundsson plagten nach dem Veszprem-Spiel zwiespältige Gefühle (RNZ)

Morgen geht es für die Löwen in der Bundesliga weiter. Das Landesderby gegen Göppingen steht an. Anwurf ist um 20.15 Uhr. Gudmundsson: „Da wartet erneut ein richtig guter Gegner auf uns. Wir müssen hellwach sein.“

Heidelberg. Nach dem Spiel, das ist bei den Rhein-Neckar Löwen immer vor dem Schreiben. Da wird dann kurzerhand das Werkzeug getauscht. Der Handball weicht, der Kugelschreiber kommt. Autogramme werden verteilt, geschrieben auf alles, was ihnen die Fans so unter Nase halten.

Das war auch am Sonntagabend so, unmittelbar nach dem 25:25-Remis gegen Veszprem, dem nervenaufreibenden Champions-League-Kracher. Oben flimmerte derweil die Pressekonferenz über den gigantischen Videowürfel in der SAP Arena. Auch Gudmundur Gudmundsson, der Trainer der Badener, sprach dort. Auf Englisch. Doch die Sprache war eigentlich egal. Denn Gestik und Mimik reichten aus, um zu erkennen, dass da jemand nicht wunschlos glücklich war.

Im Gegenteil, da war jemand sogar ziemlich angefressen. „Weißt du, ich bin einfach jemand, der immer gewinnen will. Egal gegen wen, egal in welchem Wettbewerb“, grummelte der Isländer wenig später im RNZ-Gespräch. Ihn ehrt das, aber angebracht was es diesmal nur bedingt. Schließlich holten die Gelben den Punkt nicht gegen irgendwen, sondern gegen ein absolutes Schwergewicht im europäischen Handball.

Das weiß natürlich auch Gudmi, der Perfektionist. „Klar, ein Unentschieden gegen einen der Topfavoriten auf den Titel ist immer gut“, sagte es, um wenige Sekunden später wieder mit den Schultern zu zucken: „Aber wir haben gerade in den entscheidenden Phasen zu viele leichte Fehler gemacht.“ Vor allem schlechte Würfe abgefeuert. Versuche aus aussichtsreichen Positionen, in Eins-gegen-Eins-Duellen, Auge in Auge mit Mirko Alilovic, dem kroatischen Keeper der Ungarn. „Ich habe mindestens zwölf schwache Würfe gesehen.“ Sagte Gudmundsson. Aber bei all den kritischen Tönen, irgendwie war der Isländer auch zufrieden. Er sprach von einer tollen Moral, von einer bärenstarken Abwehr, von einem Gensheimer in Galaform.

Dumm nur, dass so eine Form auch jemand anderes auf die Platte brachte: Momir Ilic, die serbische Rückraum-Granate. Im Ufo befand er sich im Dauerfeuer-Modus. Was er auch machte, es klappte. Zwölf Treffer waren es am Ende. Mal aus der zweiten Reihe, irgendwo in drei Metern Höhe, mal aus dem Kreisgewühl heraus. Kurzum: Der 32-Jährige bot gehobene Handball-Kunst.

Spätestens seit Sonntagabend dürfte also auch dem letzten Löwen-Fan klar geworden sein, warum die Badener hinter ihm her waren. Gescheitert ist der Deal im letzten Sommer eigentlich nur an einem: dem lieben Geld. Die Löwen konnten Veszprem hier nicht das Wasser reichen. Oder anders: Wollten es ihnen nicht reichen. Das hätte nicht zum auferlegten Sparkurs gepasst.

Wie auch immer, so gut Ilic und Gensheimer auch waren, so schlecht waren Nenad Nikolic und Dusan Stojkovic, die serbischen Schiedsrichter. Zumindest in der Schlussphase. Da waren die Unparteiischen parteiisch. Pfiffen pro Veszprem. Gudmundsson wurmte das gewaltig, er biss sich aber auf die Zunge und formulierte es ganz diplomatisch: „Ich suche die Schuld für den verlorenen Punkt sicher nicht bei den Schiedsrichtern, aber gestimmt hat die Balance sicher nicht.“

Genug geärgert, morgen geht es schon in der Bundesliga weiter. Das Landesderby gegen Göppingen steht an. Anwurf ist um 20.15 Uhr. Gudmundsson: „Da wartet erneut ein richtig guter Gegner auf uns. Wir müssen hellwach sein.“

Von Daniel Hund