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Trotz Punkteteilung zwei gefühlte Sieger (MM)

Nach dem 25:25 gegen Veszprem können die Löwen als Gruppenzweiter für das Achtelfinale der Königsklasse planen

MANNHEIM. Unentschieden hinterlassen meistens gemischte Gefühle, doch nach dem 25:25 der Rhein-Neckar Löwen in der Champions League gegen den ungarischen Serienmeister MKB Veszprem KC fühlten sich irgendwie alle wie Sieger.

Hoch oben im Oberrang der SAP Arena feierten die Fans der Magyaren lautstark die Tatsache, dass ihr Klub in Gruppe A der Königsklasse weiter ungeschlagen ist und Platz eins bei zwei noch ausstehenden Spielen nur noch theoretisch in Gefahr geraten kann. Die Löwen-Anhänger standen nach dem Abpfiff aber ebenso begeistert auf den Rängen und applaudierten ihrem Team für den großen Kampf und dem nun feststehenden zweiten Rang in der Vorrunde. „Beide Seiten konnten gewinnen, wir haben dafür aber wohl einige individuelle Fehler zu viel gemacht. Deshalb ist das ein gerechtes Unentschieden“, beurteilte Rechtsaußen Patrick Groetzki das Remis, das keinem wehtat.

Vor allem in der ersten Halbzeit gab es einige Abstimmungsprobleme in der Abwehr, Trainer Gudmundur Gudmundsson vermisste zudem die nötige Aggressivität und auch im Rückraum fehlte die nötige Durchschlagskraft, die in der zweiten Halbzeit erst in der Person von Sergei Gorbok aufs Parkett kam.

Mit viel Moral ins Landes-Derby

Doch der Shooter im linken Rückraum geriet in der Schlussphase der von Beginn an packenden Partie fast zur tragischen Figur, als ihm beim Stand von 24:25 fälschlicherweise ein Stürmerfoul angekreidet wurde, das Veszprem die Möglichkeit gab, den Sack zuzumachen. Die Löwen machten den folgenden Angriff der Ungarn zwar zunichte und retteten durch Groetzkis eiskalten Heber 50 Sekunden vor Spielende den Punkt, doch Coach Gudmundsson biss sich noch lange an dieser Szene fest.

„Das hat uns die Chance auf den Sieg genommen“, grollte der Isländer, der mit dem offensichtlichen Provozieren von Offensivfouls so seine Probleme hat. „Diese Entwicklung ist traurig für unseren Sport“, meinte Gudmundsson, der seinem Team zudem die schwache Wurfquote bei den klarsten Möglichkeiten ankreidete, aber zugleich die „Riesen-Moral“ in den Vordergrund stellte, mit der im zweiten Durchgang ein Drei-Tore-Rückstand wettgemacht wurde.

„Das war auf jeden Fall positiv und das müssen wir in das Spiel gegen Göppingen mitnehmen“, blickte der Löwen-Trainer bereits auf das Landes-Derby am Mittwoch (20.15 Uhr/SAP Arena).

Dann gilt es einmal mehr kühlen Kopf zu bewahren, was den Badenern gegen Veszprem nicht immer gelang. „Zeitweise haben wir zu oft zu schnell zu viel gewollt“, spielte Kapitän Uwe Gensheimer auf die Szenen an, in denen sich sein Team in der Abwehr den Ball erkämpfte, nur um ihn dann postwendend und ohne Not wieder bei den Ungarn abzuliefern. Letztlich waren es solche Aussetzer, die gegen die Star-Truppe vom Plattensee am Sonntagabend eben nicht mehr zuließen als eine Punkteteilung, die Löwen laut Spielmacher Andy Schmid aber in einer beruhigenden Gewissheit ließ: „Wir haben wie schon im Hinspiel wieder bewiesen, dass wir mit den besten Mannschaften der Welt mithalten können.“

Von Thorsten Hof