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Gute Laune nach den Chaostagen

Mannheim. Ungeduldig nahmen sie oben auf dem Podium Platz. Linksaußen, dort, wo Thorsten Storm und Gudmundur Gudmundsson immer sitzen, um zu referieren, um Spiele zu analysieren. Doch am Mittwochabend, unmittelbar nach dem 33:28-Sieg gegen Lübbecke, wirkte das Duo anders als sonst. Lockerer, völlig losgelöst: Der Manager und der Trainer, die starken Zwei bei den Rhein-Neckar Löwen, schienen die Sekunden bis zur Pressekonferenz förmlich herunter zu zählen. Es wurde gegrinst, es wurde gelacht, es wurde richtig gute Stimmung verbreitet. Kein Wunder: Endlich gab’s nach den Hamburger Chaostagen mal wieder etwas Positives zu erzählen, nichts Kritisches oder Unangenehmes. Siege sind eben die beste Medizin. Sie helfen, erleichtern die Arbeit und das Verarbeiten.

Loslegen durfte „Gudmi“. Er schwärmte: „Ich muss meinen Jungs ein Riesenlob aussprechen, denn gerade nach der Pause ging es eigentlich nur noch darum, sich zu quälen.“ Man glaubte ihm das, sah es vor allem auch in den Gesichtern seiner Spieler. Da war kein Feuer in ihren Augen. Müdewaren sie, richtig ausgebrannt. Erschöpft von den letzten, den harten Wochen. Der Tanz auf drei Hochzeiten hat seine Spuren hinterlassen. Gudmundsson mit tiefen Sorgenfalten auf der Stirn: „Nach und nach gehen uns nun die Spieler aus.“

Im Löwen-Lazarett wird es so langsam wirklich gemütlich. Es ist ein beliebter Treffpunkt: Börge Lund hat mittlerweile von Olafur Stefansson (Storm: „Er ist 37 Jahre alt und spielt schon länger mit großen Schmerzen“) und Oliver Roggisch (Muskelfaserriss in der Wade) Gesellschaft bekommen. Bjarte Myrhol befindet sich hingegen endgültig auf dem Weg der Besserung. Gestern schaute der Norweger nochmals in der Praxis von Promi-Arzt Dr. Müller-Wohlfahrt in München vorbei.

Verpasst hat er nichts. Es war kein Training, nur ein gemeinsames Auslaufen stand an. Und ab heute haben sie nun komplett frei, die Gelbhemden. Bis Montag. „Ich glaube so lange am Stück konnte die Mannschaft schon ewig nicht mehr durchschnaufen“, schmunzelt Storm in Richtung Gudmundsson. Und der nickt, nimmt den Pass auf: „Sie brauchen das jetzt einfach mal, das ist wichtig für den Körper und für die Seele.“

Ab Montag heißt es dann wieder Vollgas geben, ackern für den letzten Saison-Höhepunkt Ende Mai. Storm: „Am Montag beginnt unser Drei-Wochen-Projekt, an dessen Ende das Final Four der Champions League in Köln steht.“ Der nächste Anlauf auf einen Titel also.

Wobei das Drei-Wochen-Projekt prompt mit einem Dämpfer startet. Der Deutsche Handball Bund (DHB) funkt dazwischen, lädt ausgerechnet jetzt zu einem Lehrgang. Will heißen: Patrick Groetzki und Uwe Gensheimer, die Flügelzange der Badener, wird beim Final-Four-Feinschliff fehlen. Und Roggisch?

„Der ist angeschlagen, den werden wir sicher nicht gehen lassen.“ Gudmundsson, der kühle Isländer, läuft heiß, wirkt leicht gereizt, als er das sagt. Die anderen Zwei lässt er aber ziehen. Gezwungenermaßen. „Gudmi“, der Nachdenkliche: „Was sollen wir machen? Ich kenne wirklich keine Nationalmannschaft, die das so handhabt. Aber dieser Mann hat das geplant.“ Dieser Mann ist Heiner Brand, quasi der Kollege von Gudmundsson, der im „Nebenberuf“ die isländische Nationalmannschaft betreut.

Nachvollziehbar ist die Abstellforderung des DHB nicht: Die Löwen spielen beim Final Four nämlich nicht nur für sich, sondern vertreten gemeinsam mit dem HSV Hamburg auch Deutschland. Storm erklärt: „Unsere Gegner aus Spanien lachen sich da doch ins Fäustchen. Es ist schade, dass wir diese Woche nicht gemeinsam haben.“

Bleibt zu hoffen, dass sich das Löwen-Lazarett beim DHB-Lehrgang nicht noch vergrößert. Denn „Johnny“ und „Gensel“ werden gebraucht – ganz dringend.

Von Daniel Hund

 13.05.2011