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Heimspiel mit unvergesslichen Momenten
Mikael Appelgren kehrt nach über zwei Jahren ins Löwen-Tor zurück / Für den Mannheimer Niklas Michalski erfüllt sich ein Traum / Alex Petersson wird geehrt
Heimspiel mit unvergesslichen Momenten: Es war der Gänsehaut-Moment schlechthin im Heimspiel der Löwen gegen die MT Melsungen: Exakt 38 Minuten und 4 Sekunden waren absolviert, als sich die 3652 Zuschauer in der SAP Arena geschlossen von ihren Sitzen erhoben. Grund dafür war nicht etwa der kurz zuvor ertönte Siebenmeter-Pfiff gegen die eigene Mannschaft. Die Standing Ovations galten vielmehr demjenigen, der sich von der Bank auf den Weg ins Tor machte, um diesen Strafwurf zu vereiteln: Mikael Appelgren.
Zum ersten Mal seit dem 8. März 2020 kehrte der 32-Jährige an den Platz zurück, an dem ihn die Löwenfans am liebsten sehen, und lässt damit eine schwere Zeit überschattet von langwierigen Verletzungen hinter sich. „Ich bin erleichtert und froh, dass ich endlich einmal wieder bei einem Spiel zwischen den Pfosten stehen konnte. Die letzten zwei Jahre waren schon eine Herausforderung mit vielen Höhen und Tiefen. Zwischenzeitlich sah es öfter so aus, als könnte ich wieder eingreifen, dann musste ich mich aber wieder operieren lassen. Das war schon eine sehr harte Reise“, gab der Schwede in den Katakomben der SAP Arena zu Protokoll.
Heimspiel mit unvergesslichen Momenten: Die Leidenszeit des Mikael A.
Operationen an Schulter und Knie, hartes Schuften in der Reha fürs Comeback. All dies rückte an diesem Sonntagnachmittag in den Hintergrund. Bereits beim Aufwärmen mit der Mannschaft wurde Mikael Appelgren mit großem Beifall begrüßt: „Das war schon sehr emotional nach all diesen Monaten: Die Atmosphäre hier wieder als Spieler zu erleben, nicht als Co-Trainer oder Torwarttrainer.“ Auf der Bank fieberte er dann einem geeigneten Augenblick für sein Comeback entgegen. Dieser war dann in der zweiten Halbzeit beim Stand von 18:16 gekommen.
Siebenmeter-Duell zwischen Mikael Appelgren und Tobias Reichmann. Dass der Melsunger Nationalspieler dieses für sich entschied und anschließend wieder Joel Birlehm ins Tor der Löwen rückte, war für die meisten Beobachter in diesem Moment wohl eher nebensächlich. Mikael Appelgren selbst hätte diese kurze Rückkehr gerne noch mit einer Parade gekrönt: „Ich habe mir viele seiner Siebenmeter angeschaut und analysiert. Ich dachte, er macht einen Leger gegen mich, aber da habe ich mich getäuscht. Ich hoffe, das nächste Mal halte ich wieder etwas.“
Ursprünglich war der erste Einsatz des Schweden nach seiner Verletzungspause am 24. März gegen den HBW Balingen/ Weilstetten geplant, doch die krankheitsbedingten Ausfälle von Patrick Groetzki und Lukas Nilsson machten bereits beim Heimspiel gegen Melsungen auf dem Spielberichtsbogen Platz für einen weiteren Torhüter: „Ich habe viel Handball trainiert in den letzten zwei Wochen und war fit genug, um heute vielleicht für fünf bis zehn Minuten zu spielen. Aber Joel hat so eine gute Leistung gezeigt, da war das gar nicht nötig. So war es eben ein Mini-Comeback und ich arbeite weiter daran, dass ich die Belastung noch steigern kann.“
Ähnlich emotional war es kurz vor Spielbeginn zugegangen, als Arena-Sprecher Kevin Gerwin Alexander Petersson in den Mittelkreis bat. Mit warmen und wertschätzenden Worten begleitete Gerwin die Enthüllung des Deckenbanners und die damit verbundene Ehrung, die dem 41-Jährigen für achteinhalb Jahre im Löwen-Trikot zuteilwurde. Jennifer Kettemann mit einem stattlichen Geschenkkorb und Alex‘ beste Freunde aus dem Kreise des Löwen-Teams gratulierten, herzten und drückten die isländische Handball-Legende. Die Löwen-Fans feierten einen ihrer Lieblinge geradezu frenetisch. Wieder einmal ein Gänsehaut-Moment in der Löwen-Höhle. Einer für die Ewigkeit.
Heimspiel mit unvergesslichen Momenten: Das nächste „Junglöwen-Märchen“
Beim Auftritt der Löwen gegen Peterssons neuen Klub und seinen eigenen Ex-Verein war für Mikael Appelgren sportlich betrachtet ein klarer Trend nach oben zu sehen: „Ich finde, wir haben auch eine ganz andere Mentalität gezeigt als noch vor ein paar Wochen, wenn die Spiele eng geworden sind. Da sind wir nervös geworden. Heute haben wir keine Angst vorm Verlieren gezeigt, sondern den Willen zu gewinnen. Viele Spieler haben Verantwortung übernommen und das ist wichtig, denn jetzt sind wir zurück auf einem besseren Weg als Mannschaft und das sieht man auf dem Spielfeld. Jeder haut sich rein, war schön, dass es so gelungen ist.“
Mehr als gelungen war dieser Tag auch für Niklas Michalski. Der 19-jährige Rechtsaußen aus den Reihen der Junglöwen rückte für Patrick Groetzki in den Kader und feierte gegen Melsungen sein Debüt in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. Dabei erzielte er auch gleich zwei Treffer. „Das war einfach unbeschreiblich. Ich bin in erster Linie dankbar, dass ich diese Chance bekommen habe. Für junge Spieler ist es eine riesige Sache für die Entwicklung, mit diesen erfahrenen Spielern im Austausch zu sein. Gewonnen haben wir auch noch, also bin ich sehr glücklich jetzt.“
Sein Handball-ABC hat der Mannheimer quasi in Wurfweite zur SAP Arena gelernt – in Ilvesheim und beim TV Friedrichsfeld. Somit erfüllte er sich bei seiner Premiere in der stärksten Liga der Welt gleich noch einen weiteren Kindheitstraum: „Ich wohne ja jetzt nicht weit weg und ich bin früher immer hier mit meinen Eltern vorbeigefahren und habe gesagt: Mama, Papa, irgendwann spiele ich da drin einmal und heute ist das tatsächlich wahrgeworden.“
In den kommenden Wochen stehen für Niklas Michalski die Spiele mit der U 19 der Junglöwen um die Deutsche Meisterschaft im Mittelpunkt. Dort geht es zunächst in der ersten Play-off-Runde am 22. März zuhause gegen die HSG Hanau. „Aber wenn ich wieder gebraucht werde, sage ich bestimmt nicht nein“, so der Nachwuchs-Flügelflitzer in Richtung Profis.