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Herzschlagfinale um den Titel (MM)

Rhein-Neckar Löwen gehen mit einem Sieben-Tore-Polster auf den punktgleichen THW Kiel in den letzten Spieltag

MANNHEIM. Jetzt haben die Rhein-Neckar Löwen Gewissheit: Sie gehen als Tabellenführer in den letzten Spieltag der Handball-Bundesliga am Samstag (16 Uhr). Nachdem der EHF-Pokalsieger am Mittwoch bereits die MT Melsungen mit 41:28 bezwungen hatte, zog gestern der Titelrivale THW Kiel nach. Die Norddeutschen kamen bei TuS N-Lübbecke nach einer starken zweiten Halbzeit zu einem deutlichen 35:21-Erfolg und liegen nun wieder punktgleich mit den Gelbhemden an der Tabellenspitze. Allerdings verfügen die Badener über die um sieben Treffer bessere Tordifferenz.

„Es ist mehr als knapp“

„Jetzt gibt es bis zum letzten Spieltag zwei Teams, die Meister werden können – der THW und erstmalig in diesem Jahr auch wir. Es ist mehr als knapp“, fasste Löwen-Manager Thorsten Storm gestern Nachmittag nach dem Schlusspfiff in Lübbecke die Situation im spannenden Rennen um den Titel treffend zusammen: „Beide Mannschaften hätten es aufgrund der tollen Leistungen bis hierher sicherlich verdient, den Titel zu holen. Aber nur einer wird am Ende Meister sein.“

Mit der Ausgangslage seines Teams ist der Geschäftsführer des Tabellenführers vor dem alles entscheidenden Wochenende nicht unzufrieden: „Sieben Tore Vorsprung sind besser als sieben Tore Rückstand. Für uns gilt es jetzt, noch einmal ein gutes Spiel in Gummersbach hinzulegen.“ Damit das gelingt, will Trainer Gudmundur Gudmundsson die nächsten Tage intensiv nutzen: „Wichtig ist, dass wir fokussiert bleiben und ordentlich trainieren.“ Die Löwen bleiben sich ihrer Devise treu: Sie konzentrieren sich nur auf sich – damit sind sie bislang gut gefahren.

Außer Frage steht: Bestätigen die Badener auch am letzten Spieltag ihre zuletzt gezeigte Form, besteht eine große Chance auf den Titelgewinn. „Die Löwen sind sicher im Vorteil, denn für Gummersbach geht es um nichts mehr. Wir können jetzt nur noch unsere bestmögliche Leistung abrufen“, schiebt THW-Trainer Alfred Gislason dem Rivalen nur allzu gern die Favoritenrolle zu. Wer den ehrgeizigen Isländer kennt, der weiß aber genau, dass er nichts unversucht lassen wird, um die Löwen noch abzufangen.

Die Kieler bekommen es am letzten Spieltag mit den Berliner Füchsen zu tun. Von der Papierform ist die Partie gegen den Pokalsieger eine deutlich schwerere Aufgabe als der VfL Gummersbach für die Löwen – allerdings geht es auch für den Hauptstadt-Klub um gar nichts mehr. Zudem bleibt abzuwarten, wie die Füchse die herbe Enttäuschung im EHF-Pokal verkraften.

Eigentlich sollte gestern der zweite Titel der Saison gefeiert werden, doch beim Final Four in eigener Halle verloren die Berliner schon am Samstag das Halbfinale gegen Pick Szeged mit 22:24. Die Ungarn sicherten sich einen Tag später im Endspiel den Titel durch einen 29:28-Erfolg über Montpellier AHB. „Als wir den DHB-Pokal gewonnen haben, waren wir kein Favorit. Diesmal vielleicht schon“, meinte Füchse-Torwart Petr Stochl nach dem bitteren K.o. im Halbfinale.

Nun müssen sich die Füchse noch einmal aufraffen – sie können in Abstiegskampf und Titelrennen das Zünglein an der Waage sein. Schon am Mittwoch ist der Hauptstadt-Klub wieder gegen den Bergischen HC gefordert, für den es noch um den Klassenerhalt geht. Am Samstag folgt die Partie beim THW. Doch klar scheint auch: Lösen die Löwen ihre Aufgabe in Gummersbach ähnlich deutlich wie zuletzt gegen Melsungen, müssen sie wohl nicht auf andere schauen. Dann werden sie mit großer Wahrscheinlichkeit deutscher Meister.

Von Marc Stevermüer